Nach der Corona-Pandemie haben die Oberwinterer Schützen zu wenige Aktive. Nun droht dem Verein das Aus.
Brauchtum in Gefahr
Oberwinter. Für die Schützen aus Oberwinter hätte es ein besonderes Jahr werden können: 2022 steht das 125-jährige Vereinsjubiläum an. Sicherlich hätten die Mitglieder der St. Sebastianus Schützenbruderschaft von 1897 groß gefeiert. Aber um ein Jubiläum zu stemmen, braucht es Hände, die anpacken. Und davon mangelt es in Oberwinter gewaltig. Denn dem Traditionsverein geht das Personal aus.
Eigentlich war der Verein vital und richtete einige Veranstaltungen pro Jahr aus. Das Königsschießen war ein fester Punkt im Kalender, genauso wie die Teilnahme am Festumzug der Kirmes, die von dem Junggesellenverein Oberwinters ausgerichtet wird. Auch selbstbewusst war man: Wurde ein neuer Papst gewählt, schickte der Vorsitzende per Post einen Brief mit Glückwünschen an das frisch ernannte Kirchenoberhaupt nach Rom. Heute, nach den sozialen Entbehrungen der Corona-Pandemie, stellt sich die Situation anders dar. Die Reihen sind ausgedünnt und der Verein zählt nur noch 15 Aktive. Zudem finden sich keine Interessierten, die Posten im Vorstand besetzen möchten.
Ortsvorsteherin möchte den Verein retten
Die Verwaltung des Vereins in Schieflage hat nun Angela Linden-Berresheim kommissarisch übernommen. Die Ortsvorsteherin, der viel am Fortbestand des Vereins liegt, nennt auch die Gründe für den sich anbahnenden Niedergang. In der Coronazeit ruhten die Vereinsaktivitäten und zuletzt kamen die Schützen, deren Schützenhalle am Friedrichsberg im Norden Oberwinters liegt, im Jahr 2019 zusammen. In der Folgezeit, als die Pandemie den Stillstand gebot, erkrankte der 1. Vorsitzende, der die Vereinsgeschicke seit den 1990ern führte. Ein weiteres Vorstandsmitglied verstarb während dieser Zeit.
Jemanden zu finden, der die Nachfolge antreten möchte, gestalte sich als schwierig, wie Linden-Berresheim sagt. Dennoch möchte sie den kränkelnden Verein, der einst eine hohe Reputation in der Region besaß, erhalten und wieder mit neuem Leben füllen. Unterstützt wird sie dabei von Patrick Assenmacher, seines Zeichen Schützenkönig von 2013. Ob dies gelingt, sei ungewiss, wie die Ortsvorsteherin des Hafenorts unterstreicht. Eine Auflösung des Vereins läge durchaus im Bereich des möglichen.
Verstärkung für den Neustart gesucht
Um dies zu verhindern, startete Linden-Berresheim einen Aufruf in der regionalen Presse. Gemeinsam mit Patrick Assenmacher sucht sie nun Interessierte, die gewillt sind, dem Verein wieder auf die Beine zu helfen. Außerdem werden Menschen gesucht, die Freude daran haben, sich um das Schützenhaus am Friedrichsberg zu kümmern.
An alte und eingeschlafene Muster möchte man nicht anknüpfen. Stattdessen soll der Verein einen modernen Anstrich bekommen. Linden-Berresheim hofft deshalb auf Resonanz und zeigt sich optimistisch. So gäbe es bereits Gespräche mit potenziell Interessierten. Wer sich angesprochen fühlt, kann sich bei Angela Linden-Berresheim (0 17 8 /495 04 95 oder 0 22 28 /16 59) oder Patrick Assenmacher (0 22 28 / 79 87)wenden. ROB
Die von "näher dran" wissen, was da so seit Jahren und Jahrzehnten so (schief) gelaufen ist. Mit Corona hat das nicht viel zu tun. Die Berichterstattung wird oberflächlich gehalten um gewissen Personen nicht zu nahe zu treten. Diese Katastrophe war vorauszusehen - aber nicht abwendbar.
Warum wird in dem Bericht so oft auf Corona hingewiesen? Oberwinter hat über 3.700 Einwohner, plus Potential aus den Nachbarorten. Wenn dann ein Verein dort nur 15 Mitglieder hat, hat das mit Corona doch nix zu tun. Es gibt Traditionsvereine, die zeitgemäß fortbestehen können. Schützenvereine gehören meiner Einschätzung/Erfahrung nach eher nicht dazu. Brauchtum heißt: Alles wie immer, egal wie oft die Welt sich drumherum weiterdreht. Und derartiges Brauchtum geht dann eben schnell unter. Schuld ist dann Corona, der Einfachheit halber. Corona ist ja eh schon alles Schuld.