Drei neue Stolpersteine in Koblenz erinnern an vergessene Opfer des Nationalsozialismus

Koblenz. Der Förderverein Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus in Koblenz e.V. hat drei neue Stolpersteine verlegen lassen. Sie erinnern an Lucie Wirges in Neuendorf sowie an Peter Staudt und Franz Mürb in der Karmeliterstraße in der Innenstadt.
Der Künstler Gunter Demnig, Initiator des europaweiten Projekts, verlegte die Steine persönlich. Damit wächst die Zahl der in Koblenz verlegten Stolpersteine auf insgesamt 153 an. Martin Schlüter, Vorsitzender des Fördervereins, begrüßte die Anwesenden zu den Verlegungen. Bei beiden Terminen waren zahlreiche Besucherinnen und Besucher vor Ort, darunter auch Mitglieder des Koblenzer Stadtrates.
Erinnerung an Lucie Wirges
In Neuendorf wurde ein Stolperstein für Lucie Wirges gesetzt. Sie wurde 1914 in Friemersheim geboren und wuchs in der Neuendorfer Straße auf. Ursprünglich wollte sie Köchin werden, musste aber in der NS-Zeit als Hilfsarbeiterin in der Koblenzer Firma Hartkorn arbeiten. Wegen einer Allergie konnte sie ihre Arbeit nicht fortsetzen, wurde beschuldigt, die Arbeit zu verweigern und am 1. Juni 1943 von der Gestapo verhaftet. Nach Stationen in Haft und im Arbeitserziehungslager Watenstedt deportierte man sie im März 1944 in das Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück, wo sie am 3. Dezember 1944 im Alter von nur 30 Jahren ermordet wurde.
Eine noch lebende Cousine von Lucie Wirges, die an der Verlegung teilnahm, schilderte den Anwesenden ihren ganz persönlichen eindruck: „Lucie hat nie etwas Falsches getan, und dennoch wurde sie ermordet. Sie hat diesen Gedenkstein verdient.“
Zwei Stolpersteine in der Karmeliterstraße
Vor dem früheren Karmelitergefängnis in der Innenstadt wurden zudem Stolpersteine für Peter Staudt und Franz Mürb verlegt. Staudt, 1880 in Rhens geboren, war Rheinschiffer und SPD-Mitglied. Auch nach dem Verbot der Partei setzte er sich gegen das NS-Regime ein, transportierte antifaschistische Schriften und half einem jüdischen Mitbürger, sein Vermögen in Sicherheit zu bringen. Im Juni 1939 wurde er verhaftet und stand unter Anklage wegen Hochverrats. Angesichts der drohenden Verurteilung nahm er sich am 14. Juli 1939 im Karmelitergefängnis das Leben.
Franz Mürb, 1901 in Andernach geboren, war ebenfalls SPD-Mitglied und äußerte sich auch nach 1933 antifaschistisch. Nach einer ersten Haftstrafe geriet er 1944 wegen des Abhörens ausländischer Radiosender erneut in Gestapo-Haft. Als Untersuchungshäftling saß er im Karmelitergefängnis, wo er am 6. November 1944 während eines Bombenangriffs der Royal Air Force ums Leben kam.
Mahnung und Auftrag
Bei der Verlegung in der Innenstadt betonte der stellvertretende Vorsitzende des Fördervereins, Joachim Hennig: „Alle drei sind vergessene Opfer des Nationalsozialismus, die kein Mensch mehr kennt. Sie dürfen aber nicht vergessen werden. Wir Nachgeborenen müssen ihnen ihren Namen und ihre Würde wiedergeben.“

Die Stolpersteine für Peter Staudt und Franz Mürb in der Karmeliterstraße. Foto: Friedrich Büssow