Nach fast 50 Jahren verlässt Bruno Jaeger die Volksbank RheinAhrEifel eG

Ein halbes Jahrhundert im Dienste der Menschen und der Heimat

Ein Rückblick auf Banken ohne Geldautomaten, explodierende Filialen und den Grund, warum helfen so schön sein kann

17.02.2022 - 11:20

Bad Neuenahr-Ahrweiler. Es ist ein Abschied der ganz besonderen Art: Bruno Jaeger verlässt zum 28. Februar die Volksbank RheinAhrEifel. Jaeger ist das, was viele als „echtes Urgestein“ bezeichnen würden. Nicht nur durch seine Tätigkeit hinter dem Bankschalter ist der Name Bruno Jaeger vielen Menschen ein Begriff. Vielmehr ist der im Februar 64 Jahre alt gewordene Kempenicher als das Gesicht der Bürgerstiftung bekannt, einer gemeinnützigen Initiative der Volksbank. Die Stiftung setzt sich für den Erhalt von Vereinswesen, Ehrenamt, Brauchtum und Tradition ein. Und oft war es Jaeger der den ehrenamtliche tätigen Vereinsmenschen in der Region satte Spendenchecks überreichte. Heute, ganz kurz vor dem wohlverdienten Ruhestand, blickte er gemeinsam mit dem Vorstandsvorsitzenden Sascha Monschauer auf fünf bewegte Dekaden Bankleben zurück. Kleine Anekdoten gab es natürlich dabei inklusive.

Ein wichtiger Faktor, der Jaeger damals im Jahre 1974 dazu bewegte, eine Lehre bei der Bank zu absolvieren, war möglicherweise auch sein Talent, wenn es um Zahlen ging. Doch ausschlaggebend war wohl sein Wunsch, viel mit Menschen zu tun haben zu wollen. „Ich bin einfach ein heimatverbundener Mensch,“ sagt Jaeger über sich. Dies und eine familiäre „Vorbelastung“ führten zur Lehre als Bankkaufmann in Kempenich bei der Raiffeisenbank. Anschließend folgte der teilweise Wechsel nach Spessart. Spessart war eine kleine Filiale und nur stundenweise besetzt. Die Haupttätigkeit war immer noch in Kempenich. Dort wurde Jaeger bereits 1979 Filialleiter und auch ansonsten legte er eine ziemlich steile Karriere hin. „Schon 1987, also mit nur 29 Jahren, war Herr Jaeger hauptamtliches Vorstandsmitglied der Raiffeisenbank Oberes Nettetal und 1991 Vorstandsvorsitzer,“ erläuterte Sascha Monschauer die Stationen in Jaegers Vita.


Spannende Anfangsjahre


Besonders spannend ist es, wenn Jaeger von den Anfangsjahren des Bankwesens spricht. Und somit einer Zeit, die viele sich kaum mehr vorstellen können. Es gab weder Online-Banking noch Computer. Selbst Geldautomaten setzten sich erst im Laufe der Jahre durch. Wer also spontan Bargeld brauchte – und das brauchte man oft, schließlich waren in den 1980ern auch EC-Karten noch Zukunftsmusik – hatte das Nachsehen und musste warten, bis der Schalter wieder öffnete. Seinerzeit, sagt Jaeger, gab es viel mehr Kundenkontakt als heute. „Von jedem Kunden kannten wir die Namen und die Kontonummer“, sagt er rückblickend. Und die Kunden waren meist Frauen. Denn die Damen führten in früheren Zeiten oft die Haushaltsgeschäfte, während die Ehemänner auf der Arbeit waren. Nur wenn eine „große“ Investition ins Haus stand, kamen die Herren selbst zu Jaeger. Die Rollenverteilung war somit mehr als klar geregelt.

Ein spezieller Kontakt ist im glücklicherweise in dem halben Jahrhundert Bankarbeit erspart geblieben: Einen Banküberfall musste Jaeger nie erleben. Der habe sich früher übrigens mehr gelohnt als heute. Obwohl es auch in den 1980ern und 1990ern vernünftige Sicherheitsvorkehrungen gab, war der Umgang mit Bargeld etwas freizügiger. So erinnert sich Jaeger an Koffern mit einhunderttausend Mark, die er von A nach B trug. „Das ist heute undenkbar,“ schiebt er hinterher. Bei einem Überfall war Jaeger also nie dabei. Aber bei einer Explosion. Da waren aber keine Kriminellen am Werk, sondern die Mitarbeiter sprengten sie selbst: Der Versuch, eine nasse Außenwand der Filiale in Rieden mittels Gasbrenner zu trocknen, ging gehörig daneben. Dann folgte ein großer Knall, eine kaputte Filiale und sicherlich eine Anekdote, die Jaeger niemals vergessen wird. „Die Geschäftsstelle war nämlich frisch renoviert“, schmunzelt Jaeger. Es sind viele Geschichten, die Jaeger im Laufe der Zeit erlebt hat. Aber seine größte Leidenschaft war stets die Bürgerstiftung. „Es ist einfach toll in seiner Heimat aktiv zu sein und zu helfen“, sagt Jaeger. Sascha Monschauer nennt ihn gar „Friedhelm Wilhelm Jaeger“ in Anspielung an den gleichnamigen, berühmten Herrn Raiffeisen aus dem Westerwald, der den genossenschaftlichen Gedanken formulierte. „Was einer nicht schafft, schaffen viele“, hieß der – und somit ein Leitmotiv, dass nicht nur in den Statuten der Volksbank fest verankert ist, sondern von Jaeger wirklich gelebt wird. Der „drohende“ Ruhestand ist da kein Hindernis. Gerne möchte er bei der Aufarbeitung der Bankhistorie weiter anpacken, zum Beispiel an einem Tag pro Woche.

Ansonsten hat Jaeger einige Hobbys und Ehrenämter, die gepflegt werden wollen. So ist er beispielsweise Mitglied im Kempenicher Ortsgemeinderat. „Langweilig wird mir wohl nicht“, lacht Jaeger .

ROB

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