- Anzeige - Ein überraschendes Zwischen-Fazit des Erntejahres 2020
Frost, Trockenheit und Hitzewelle
BLICK aktuell-Reporterin Katja Gaebelein im Gespräch mit Jung-Obstanbauer Tim Kreuter und dem Vorsitzenden des Obstbaurings Koblenz

VG Weißenthurm. „Mir han de deckste Kirsche“, heißt es im bekannten Heimatlied von Mülheim-Kärlich. Die Kirsch-Ernte ist längst erfolgt, aktuell stehen somit andere Obstsorten im Mittelpunkt. Tim Kreuter ist jemand, der sich trotz seines jungen Alters von 24 Jahren diesbezüglich bestens auskennt. Und das nicht nur, weil sein Vater Thomas Kreuter seit vielen Jahren Vorsitzender des Obstbaurings Koblenz ist: Obstanbau ist eine seiner großen Leidenschaften. Für ihn war es seit vielen Jahren klar, dass er auch einen entsprechenden Beruf erlernen möchte. Im Frühjahr war es schließlich soweit: Er beendete sein Studium und führt seitdem die Berufsbezeichnung „Gärtnermeister Fachrichtung Obstbau“. Nachdem er auch in auswärtigen Betrieben Erfahrungen sammeln konnte, bringt er sich nun im elterlichen Betrieb ein.
Aktuell findet beim Obsthof Kreuter-Spurzem die Zwetschgen-Ernte statt. Zeit, ein erstes Zwischen-Fazit zu ziehen: „Wir stellen einen leicht unterdurchschnittlichen Ertrag fest. Der Frost hat im Frühjahr einige Schäden verursacht. Die Qualität des Obstes ist aber hervorragend, stellenweise sogar sehr gut“, so Thomas Kreuter. Seit vielen Jahren ist er Vorsitzender des Obstbaurings Koblenz, in dem sich rund 260 Mitglieder der Region mit einer Obstbaufläche von rund 800 Hektar zusammengeschlossen haben.
„Wir wundern uns, dass trotz der Trockenheit so kräftige Früchte sich entwickelt haben, hier am Beispiel der Haus Zwetschge sieht man das sehr gut. Die Bäume haben offenbar von der Winterfeuchtigkeit profitiert“, ergänzt der Obstanbauer. Im Gebiet des Obstbaurings sieht es aber nicht überall so gut aus: „Durch die starke Sonneneinstrahlung in den letzten Wochen kommt es bei den Äpfeln teilweise zum Sonnenbrand. Kollegen, die ausschließlich Äpfel anbauen, wie dies zum Beispiel im Bereich der Grafschaft der Fall ist, haben da schon teilweise massive Probleme“, so der Vorsitzender des Obstbaurings. Er wies auch darauf hin, dass es vor wenigen Tagen in einigen Teilen der Region zu Hagel-Schäden gekommen ist, wie z.B. in Kettig. Auch wenn sich die anhaltende Trockenheit nicht so drastisch auf die Qualität des Obstes ausgewirkt hat, gibt es doch auch Probleme durch das fehlende Wasser: „Kollegen, die ihre neu angepflanzten Jung-Bäume nicht wässern konnten, haben Schäden, weil diese nicht richtig anwachsen“, so Kreuter, der trotz dieser Probleme ein zufriedenstellendes Zwischen-Fazit des Erntejahres zieht.
Stolz ist Thomas Kreuter natürlich darauf, dass sein Sohn Tim nun auch im elterlichen Betrieb tätig ist. In der wievielten Generation sich die Familie mit Obstanbau beschäftigt, kann Tim Kreuter noch nicht sagen: „Es wäre sicherlich mal interessant, dies nachzuforschen. Das Elternhaus meiner Großmutter in der Bachstraße ist ein uraltes Fachwerkhaus. Der Betrieb dürfte also schon deutlich mehr als 100 Jahre existieren.“ Stolz ist er nicht nur auf die Familien-Tradition, sondern auch auf die Tatsache, dass sich der Obsthof immer wieder neuen Herausforderungen gestellt hat und zukunftsfähig aufgestellt ist. Noch bis vor 15 Jahren waren beispielsweise Schattenmorellen von herausragender Bedeutung. Mittlerweile sind diese in der gesamten Region weitgehend verschwunden. „Wir haben noch einige wenige Bäume für unsere Stammkunden. Ansonsten stehen bei uns aber mittlerweile andere Obstsorten im Mittelpunkt“, berichtet Tim Kreuter. Seine Leidenschaft gilt beispielsweise den Aprikosen. Gerne experimentiert der junge Mann mit neuen Sorten und Bewässerungssystem. Bei seinen Ausführungen in den Obstplantagen merkt man, dass er den Obstanbau nicht nur liebt, sondern auch lebt. Als heimatverbundener Mensch ist er natürlich auch in den örtlichen Vereinen aktiv. Seit vielen Jahren engagiert er sich in der örtlichen Feuerwehr. Seine karnevalistischen Gene hat er offenbar auch von seinem Vater geerbt, der in der letzten Session als Karnevalsprinz von Mülheim-Kärlich tätig war. Sohn Tim ist Vize-Präsident der Mülheimer Karnevals-Gesellschaft. Angesprochen auf die Corona-Pandemie ist er schon ein wenig traurig, dass die neue Session offenbar nicht so gefeiert werden kann, wie dies in der Vergangenheit der Fall war: „Karneval und Obstanbau sind da vielleicht ein wenig ähnlich: Die Tradition ist wichtig. Aber man muss sich auch immer wieder neu erfinden und neue Herausforderungen bewältigen, um zukunftsfähig zu sein“, so Tim Kreuter abschließend. -KH-

Jung-Obstanbauer Tim Kreuter und sein Vater Thomas Kreuter (Vorsitzender des Obstbaurings Koblenz) zogen ein erstes Fazit der diesjährigen Ernte.