Die Kreisverwaltung Ahrweiler stellte Pläne zum Hochwasserrisiko-Management vor
Hochwasser: 19 mögliche Rückhaltebecken sollen das Ahrtal schützen

Kreis Ahrweiler. „Wir haben Möglichkeiten, auf die ich kaum zu hoffen gewagt hätte“ - so optimistisch zeigte sich Landrätin Cornelia Weigand gleich zur Begrüßung der Informationsveranstaltung mit dem Titel Vom Hochwasser zum Handel: Gemeinsame Wege zu mehr Resilienz bei Hochwasser und Starkregen“. Dieser Weg ist zumindest teilweise beschritten und so konnten bei der Informationsveranstaltung im Helmut-Gies-Bürgerzentrum in Ahrweiler erste Zwischenergebnisse präsentiert werden, die nicht nur die Landrätin positiv stimmten. Denn das Fazit des Abends lautete: Selbst Wassermassen, die einem 100-jährigen Hochwasser entsprechen, können zurückgehalten werden. Damit dies gelingt, ruht das Hochwasserrisikomanagement im Ahrtal auf vier Säulen: Dem Gewässerentwicklungskonzept, der Hochwasserpartnerschaft Ahrtal, dem überregionalen Maßnahmenplan und der lokalen Hochwasser- und Starkregenvorsorge. Diese Einzelkonzepte greifen wie Zahnräder ineinander und sollen eine erneute Hochwasserkatastrophe verhindern. Um diese den zahlreichen Interessierten im Bürgerzentrum näher zu bringen, waren mit Dr. Oliver Buchholz, Markus Becker und Anja Toenneßen die Experten für die jeweiligen Teildisziplinen des zukünftigen Hochwasserschutzes eingeladen. Als Moderatorin führte Meri Eremut durch den Abend.
Hochwasservorsorge braucht Zeit
Mit besonderem Interesse wurden die Ausführungen von Dr. Oliver Buchholz vom Ingenieurbüro Buchholz zum technischen Hochwasserschutz verfolgt: Die hydrologische Untersuchung habe gezeigt, dass Rückhaltebecken ein Hochwasser wie 2021 deutlich reduzieren könnten. Gleichzeitig stellte Buchholz 19 mögliche Standorte für Rückhaltebecken vor. Ein wesentlicher Teil der Standorte liegt im Bereich der Oberahr und der dortigen Ahrzuflüsse wie Trierbach oder Ahbach. Die endgültigen Standorte stehen aber noch nicht fest und viele Details müssen noch geklärt werden. „Vor der endgültigen Festlegung der Standorte sind weitere Analysen notwendig, um Kosten und Nutzen umfassend zu bewerten“, so Buchholz. Die überörtliche Hochwasservorsorge für ein kreisübergreifendes Einzugsgebiet von fast 900 Quadratkilometern brauche Zeit. Bei der überörtlichen Hochwasservorsorge, kurz üMP, kooperieren die Städte Bad Neuenahr-Ahrweiler, Sinzig und Remagen, die Verbandsgemeinden Adenau, Altenahr, Bad Breisig und Brohltal, die Gemeinde Grafschaft, die Landkreise Vulkaneifel und Euskirchen sowie die Gemeinde Blankenheim.
Lokale Maßnahmen als Ergänzung
Cornelia Weigand wies auf einige offene Punkte hin. So gelte es nun, die Besitzverhältnisse an den Stellen zu klären, an denen ein Rückhaltebecken entstehen könnte. Nicht immer seien die Eigentümer bereit, ihr Land abzugeben. Letztlich wünschte sich Weigand ein solidarisches Verhalten aller Beteiligten. Cornelia Weigand ging auch auf den zeitlichen Aspekt ein. Die Landrätin betonte, dass die Umsetzung des Hochwasserrisiko-Managements eine Generationenaufgabe sei. Bis die Maßnahmen umgesetzt seien, könnten 40 Jahre vergehen. Mit der Umsetzung müsse aber so schnell und kostengünstig wie möglich begonnen werden.
Auf die Bedeutung von Rückhaltebecken wies auch der Ingenieur Markus Becker hin. Neben den überörtlichen Maßnahmen - wie den geplanten 19 Becken - werden zusätzlich lokale Hochwasserschutzmaßnahmen umgesetzt, die ebenfalls von großer Bedeutung sind. Diese kumulierte Wirkung habe unterstützende Schutzwirkungen, so Becker. Diese Maßnahmen werden derzeit umgesetzt.
Anja Toenneßen, Leiterin der Abteilung Bauen/Nachhaltigkeit der Kreisverwaltung, informiert über die Maßnahmen zur Gewässersanierung. „Die Gewässerwiederherstellung ermöglicht die Erweiterung der Ahr und verschafft ihr mehr Raum“, so Toenneßen. So sei die Gewässerwiederherstellung auch ein Teil des Hochwasserschutzes im Ahrtal. Zudem werde nicht nur die Natur wiederhergestellt, sondern auch die Lebensqualität der Anwohner verbessert. Derzeit gebe es rund 1.000 Maßnahmen an der Ahr und den Gewässern zweiter Ordnung, wovon rund 700 Maßnahmen von der Kreisverwaltung selbst umgesetzt werden. Darüber hinaus sei ein Projektbüro mit der Umsetzung beauftragt worden. Im Anschluss an den Vortrag hatten die Besucher der Veranstaltung die Möglichkeit, sich über Details, wie z.B. mögliche Standorte von Rückhaltebecken, zu informieren. Außerdem standen die Experten für weitere Fragen zur Verfügung.
Die Veranstaltung in Ahrweiler war der erste Teil einer inhaltsgleichen Veranstaltungsreihe. Der zweite Teil fand am Donnerstag in der DüNaLü-Halle in Dümpelfeld statt.
Die möglichen Standorte der Rückhaltebecken
An folgenden Standorten könnten die 19 geplanten Rückhaltebecken entstehen:
Ahr oberhalb von Müsch, Trierbach oberhalb von Müsch, Trierbach oberhalb von Kirmutscheid, Trierbach oberhalb von Trierscheid, Adenauerbach oberhalb von Niederadenau, Liersbach oberhalb der Ahr, Sahrbach oberhalb von Kreuzberg, Ahr oberhalb von Schuld, Herschbach oberhalb von Kesseling, Kesselingerbach oberhalb von Ahrbrück, Ahr unterhalb von Ahrhütte, Ahr oberhalb von Ahrdorf, Ahbach oberhalb von Niederehe, Dennbach oberhalb von Ahrbrück, Vischelbach oberhalb von Kreuzberg, Dreisbach oberhalb der Ahr, Armuthsbach oberhalb von Schuld, Heckenbach oberhalb von Staffel, Ahbach oberhalb von Ahrdorf. ROB

Cornelia Weigand bei der Begrüßung der Anwesenden. Foto: ROB

Expertenrunde auf dem Podest: (v.l.n.r.) Moderatorin Meri Eremut, Cornelia Weigand, Dr. Oliver Buchholz, Markus Becker und Anja Toenneßen. Foto: ROB