Tanz in den Mai auf den Zehnthofplatz in Odendorf

Maikönigspaar und Maigrafenpaar lassen Katastrophe für kurze Zeit vergessen

Maikönigspaar und Maigrafenpaar lassen Katastrophe für kurze Zeit vergessen

Das Maigrafenpaar Gianluca Freyer mit Ramona Otten (links) und Maikönigspaar Phillipp Weber mit Viktoria Lehmann (rechts) waren die Hauptpersonen beim „Tanz in den Mai“ in Odendorf. Fotos: Jost

Maikönigspaar und Maigrafenpaar lassen Katastrophe für kurze Zeit vergessen

Mit vereinten Kräften stellte der Junggesellenverein Odendorf den Maibaum auf dem Zehnthofplatz auf.

Odendorf. Ortsvorsteher Jürgen Bröhl sprach vielen Odendorfern aus der Seele: „Zurück in die Normalität – dieser Slogan hängt mir mittlerweile zu den Ohren heraus. Aber ich muss zugeben: Er trifft unsere Situation haargenau auf den Kopf.“ Ein Dreivierteljahr nach der Starkregenkatastrophe vom 14. Juli 2021 und drei Jahre nach der bislang letzten Auflage 2019 feierte das Dorf wieder den traditionellen „Tanz in den Mai“, organisiert vom Junggesellenverein Odendorf und dem Damenkomitee Rot-Weiß Odendorf-Essig auf dem Zehnthofplatz. Dort kümmern sich nach wie vor die ehrenamtlichen Mitarbeiter von Hilfecenter und Infopoint um die Sorgen und Nöte der Flutopfer entlang des Orbach, die größtenteils noch lange nicht an eine Rückkehr zur Normalität denken können. Doch wenigstens am Samstag war „Pause von der Katastrophe“ angesagt. „Es ist ein tolles Gefühl, hier zu sein, mit euch gemeinsam zu feiern und vielleicht den vom Starkregen getroffenen ein wenig Abwechslung zu bieten“, fand Bröhl. Die Corona-Pandemie, die Flutkatastrophe und mittlerweile auch der Krieg in der Ukraine seien große Herausforderungen, die Odendorf hinnehmen, tragen und meistern müsse – „und die werden wir meistern, da bin ich mir sicher“, rief Bröhl unter dem Beifall des Publikums.

Nach drei Jahren im Amt verabschiedet

Das war jedoch in erster Linie gekommen, um die neuen Mairegenten des 28 Mitglieder starken Junggesellenvereins Odendorf kennen zu lernen. Bei der traditionellen Mailehenversteigerung in der Vereinskneipe „Beim Büb“ hatten Anfang April nicht weniger als 80 ledige junge Damen aus dem Ort als „Objekte der Begierde“ auf der Versteigerungsliste gestanden. Am Ende hatte Phillipp Weber seine Verlobte Viktoria Lehmann mit dem Höchstgebot ersteigert und sie damit zur Maikönigin gemacht. Nur ganz knapp dahinter kristallisierte sich Gianluca Freyer als Maigraf mit seiner Maigräfin Ramona Otten heraus. Die beiden Paare wurden von JGV-Präsident Sebastian Fuhrmann offiziell vorgestellt und gekrönt, sie sollen nun den Verein nach außen repräsentieren. Zuvor war das scheidende Maikönigspaar Nathalie Knappe und Julian Blum nach rekordverdächtigen drei Jahren im Amt verabschiedet worden.

Dass die Junggesellen nach der Flutkatastrophe unglaubliche 100.000 Euro gesammelt und an die Flutopfer verteilt hatten, ließ Fuhrmann dabei ebenso unerwähnt wie die beiden grandiosen Musikveranstaltungen mit den „Domstürmer“ und den „Rabaue“, die sie zur Erbauung der Flutopfer auf dem Zehnthofplatz organisiert hatten. Denn dass sich der Verein für seine Mitbürger engagiere, sei doch selbstverständlich, getreu dem JGV-Motto: „Mein Dorf, meine Heimat, mein Verein.“

Kleinen, aber schönen Maibaum aufgestellt

Nachdem die Junggesellen den nach Ansicht von Fuhrmann „kleinen, dafür aber umso schöneren“ Maibaum – eine mit zahllosen bunten Bändern geschmückte Birke – mit reiner Muskelkraft aufgestellt hatten, eröffneten das Maikönigspaar und das Maigrafenpaar gemeinsam den „Tanz in den Mai“ mit dem traditionellen Tanz unter der Junggesellenfahne, musikalisch begleitet vom Tambourcrorps „Loreley“ Odendorf sowie vom Fanfarencorps Odendorf. Zuvor hatte Damenkomitee-Präsidentin Gerlinde Bois betont, das Fest solle Freude in den Ort bringen und die schwierige Situation vieler Bürger zumindest für eine kurze Weile vergessen lassen. Bürgermeisterin Petra Kalkbrenner (CDU) zeigte sich jedenfalls beeindruckt: „Es braucht eine starke Dorfgemeinschaft, um solch ein Fest in dieser Situation auf die Beine zu stellen.“ Die Odendorf hätten es verdient, endlich wieder eine gute Zeit miteinander zu verbringen. JOST