Das Hotel Central Garni liegt direkt am Ahrufer und wurde während der Flut massiv beschädigt

Nach der Flut : Bad Neuenahrer Hotelier denkt nicht ans Aufgeben

Nach der Flut : Bad Neuenahrer Hotelier denkt nicht ans Aufgeben

Michael Lentz vor dem Eingang seines Hotels. Foto: Christian Lipowski/Ahrtal-Tourismus

Nach der Flut : Bad Neuenahrer Hotelier denkt nicht ans Aufgeben

„Wie ein angestrandeter Tanker“: Die Kurgartenbrücke lag gleich vor dem Hotel.

Bad Neuenahr-Ahrweiler. Die Homepage des Hotel Central Garni, dass direkt am Ahrufer in Bad Neuenahr-Ahrweiler gelegen ist, sieht aus wie immer. Auf den Seiten wird den Besuchern einiges erklärt: Es gibt einen freien WLAN-Hotspot und das Frühstück ist ebenfalls inklusive. Auch die traumhafte Lage wird ausgiebig beschrieben. Doch gerade die wurde dem kleinen Hotel in der Flutnacht zum Verhängnis. „Die Schäden liegen laut der ersten Schätzung eines Gutachters im hohen sechsstelligen Bereich“, sagt der Inhaber Michael Lentz. Wenn Lentz an den 14. und 15. Juli denkt, kommt ihm immer noch das Schaudern. „Am Nachmittag des 14. Juli konkretisierten sich die Befürchtungen, dass es wohl ein starkes Hochwasser geben wird“, erinnert er sich. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich im Hotel vier Gäste, zwei weitere hatten sich für den Abend angekündigt. Lentz und sein Team starteten bereits mit ersten Sicherheitsvorkehrungen. Sandsäcke wurden befüllt und Türen mit Holzbrettern verbarrikadiert. Autos wurden auf erhöhtes Gelände gefahren. Doch irgendwann stieg das Wasser der Ahr weiter und immer mehr Treibgut wurde mitgerissen. „Jede uns bekannte optische Hochwassermarken wurden überschritten“, so Lentz. Zu diesem Zeitpunkt - das war etwa zwischen 22 und 23 Uhr, stagnierte der Wasserstand für etwa eine Stunde, vermutet der Hotelier. Doch statt Aufatmen, folgte ein einziges Horrorszenario. Die Feuerwehr begann zu diesem Zeitpunkt mit Durchsagen, um die Ahranwohner auf das Hochwasser hinzuweisen . Kurz vor Mitternacht trat die Ahr dann mit einer gewaltigen Macht über die Ufer. Das Wasser stieg innerhalb der nächsten Stunde um gut 1,5 Meter und flutete bereits den Keller sowie das Erdgeschoss des Hotels. Mit seinen Gästen flüchtete Lentz dann in den 1. und schließlich in den 2. Stock. Dort wurde ausgeharrt, bis es endlich hell wurde. Am 15. Juli wurde das Ausmaß der Katastrophe erst richtig sichtbar. „Das Bild, dass sich uns im Morgenrot bot, war einfach katastrophal,“ erinnert sich Michael Lentz und fügt hinzu: „Nichts war mehr, wie man es kannte.“ Ein Anblick hat sich besonders eingeprägt: Die Kurgartenbrücke, die quer vor dem Hotel lag. „Die sah aus wie ein gestrandeter Tanker“, erklärt der Bad Neuenahrer. Den Bereich von der Kurgartenbrücke bis knapp vor der Casinobrücke, die ebenfalls zerstört war, gab es nicht mehr. Ein metertiefes Loch klaffte dort, wo einst Straße, Fuß- und Radweg war. Die nächste Nacht verbrachten die Hoteliers mitsamt Gästen abermals im Hotel. Am Freitagmorgen kam schließlich das THW zum Evakuieren.

Überwältigende Hilfe

Nach dem ersten Schock ging es ans Weitermachen. Anpacken hieß die Devise. „Die Hilfe in den ersten Wochen war wirklich überwältigend“, sagt er. Aber: Die Unterstützung ließ schnell nach. Der Hotelier vermutet, dass das vor allem an einem mangelndem Zuweg lag. Denn eine Zeit lang gab es keinen Weg zu seinem Hotel. Trotzdem war die Hilfe enorm. Die Belegschaft ist nun in Kurzarbeit und gemeinsam wird nun versucht die Schäden gering zu halten.

Nun ist das Gebäude entkernt und es sieht – ehrlich gesagt – schrecklich aus. „Eigentlich kann man sich gar nicht vorstellen, wie wieder aufgebaut werden soll“, sagt der Hotelier. Ans Aufgeben denkt man jedoch nicht. „Ob wir eins zu eins aufbauen, wissen wir noch nicht – aber erste Gedanken sind schon gefasst!“, so Michael Lentz hoffnungsfroh. Bis dahin braucht es noch etwas Geduld. Mindestens 12 Monate wird der Wiederaufbau des Hotel Central Garni dauern. „Vorausgesetzt die Versicherungen zahlen und die zugesagten Hilfsgelder fließen in versprochenem Umfang.“ ROB