Teil 2 der BLICK aktuell-Serie zu Obdachlosigkeit in der Region
Obdachlosigkeit in der Region: So reagieren die Städte und Gemeinden

Region. Obdachlosigkeit ist ein Thema, das in vielen Kommunen präsent ist – auch in unserer Region. Doch wie wird in unserer Region obdachlosen Menschen geholfen? BLICK aktuell hat hier nachgefragt. Unterschiedliche Städte und Verbandsgemeinden haben dazu Stellung genommen und ihre Maßnahmen vorgestellt.
So ist die Lage in Mendig
Die Verbandsgemeinde Mendig hat in der Stadt Mendig eine Unterkunft, die von Obdachlosen genutzt werden kann. In der Unterkunft gelten ein Alkoholverbot und das Mitbringen von Tieren ist nicht gestattet. Potentielle Nutzerinnen und Nutzer werden proaktiv auf die Möglichkeit einer Übernachtung angesprochen. Bisher war auf Grund der ländlichen Struktur die Nachfrage jedoch sehr gering und wurde selten in Anspruch genommen.
Weitere Angebote bestehen in Form von Bekleidungsausstattung sowie dem „Kaffee Kunterbunt“ der evangelischen Kirchengemeinde.
So ist die Lage in Bad Neuenahr-Ahrweiler
Die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler unterstützt Menschen, die von Obdachlosigkeit bedroht sind. Zunächst wird dabei das Ziel verfolgt, den Betroffenen die Anmietung einer eigenen Wohnung zu ermöglichen.
In dringenden Fällen werden obdachlose Personen in eine von der Stadt angemietete Unterkunft eingewiesen. Dies geschieht über eine öffentlich-rechtliche Einweisungsverfügung. Eine Nutzung der dann zugewiesenen Unterkunft ist jedoch nicht kostenlos. Die Nutzung ist grundsätzlich gebührenpflichtig, was in einer städtischen Satzung entsprechend geregelt ist.
Sollte Leistungsunfähigkeit vorliegen, kann bei den zuständigen Sozialbehörden die Übernahme der Kosten beantragt werden.
So ist die Lage in Neuwied
Bei der Unterbringung setzt die Stadt Neuwied bewusst auf dezentrale Lösungen. Wohnungen werden im Bedarfsfall, meist über die GSG, angemietet. Ein einziges größeres Objekt mit sechs Vier-Zimmer-Wohnungen befindet sich im Stadtteil Engers („Im Schützengrund“). Die dezentrale Lösung hat sich bewährt, da eine Konzentration weder für die Betroffenen noch für das Umfeld förderlich ist.
In Neuwied arbeiten Stadtverwaltung, Kreisverwaltung, Caritasverband Rhei-Wied-Sieg und weitere Partner, wie insbesondere die Wirtgen-Stiftungen, eng zusammen, um Obdachlosigkeit zu bekämpfen. Der Caritasverband betreibt die Tagesstätte „Schöppche“ und setzt Projekte wie „Housing First“ um. Stadt und Kreisverwaltung Neuwied sowie das Jobcenter finanzieren die verschiedenen Beratungsangebote wie MAP (Aufsuchende Arbeit an öffentlichen Plätzen oder Wohnbegleitende Maßnahmen in Notunterkünften). Über den Runden Tisch „Betreuung und Versorgung obdachloser Menschen“ stimmen sich die Beteiligten regelmäßig ab und entwickeln gemeinsame Maßnahmen zur Unterstützung der von Obdach- und Wohnungslosigkeit betroffenen Menschen.
Darüber hinaus gibt es in Leutesdorf (Verbandsgemeinde Bad Hönningen) – nicht in der Stadt Neuwied, aber erreichbar – das vom Johannesbund gGmbH betriebene Johannes-Haw-Heim, ein Übernachtungsheim, das ohne Vorbedingungen und unverzüglich eine Unterkunft für Menschen in akuter Notlage mit maximal drei Übernachtungen im Monat bietet.
Ein besonderes Projekt ist das sich am internationalen Modell orientierende „Housing First“. Sechs ehemals wohnungslose Menschen leben bereits in Wohnungen, die von den Wirtgen-Stiftungen bereitgestellt wurden. Das Projekt wurde weiterentwickelt: Künftig angemietete Wohnungen sollen zunächst primär obdachlosen Frauen zur Verfügung gestellt werden, da dies eine sehr vulnerable Personengruppe ist. Über eine Landesförderung konnten für das Projekt zunächst befristet für drei Jahre insgesamt 1,5 Stellen zur Betreuung der am Projekt teilnehmenden Menschen sowie zur Akquise weiterer Wohnungen generiert werden.
In Neuwied bietet die Caritas mit der Tagesstätte „Schöppche“ seit fast 30 Jahren eine zentrale Anlaufstelle für wohnungslose Menschen. Dort gibt es Essen, Duschmöglichkeiten und Waschgelegenheiten für Kleidung. Derzeit entsteht mit maßgeblicher Unterstützung der Wirtgen-Stiftung ein größerer Neubau, in dem künftig Aufenthaltsräume, eine große Küche, Sanitätseinrichtungen, eine Kleiderkammer, Beratungsräume sowie ein Erst-Hilfe-Bereich zur Verfügung stehen werden. Während der Bauphase läuft das Angebot in einem Interimsstandort im ehemaligen Luchterhandgebäude in der Heddesdorfer Straße weiter. Ergänzend dazu setzt das Projekt MAP – Mobile Beratung – auf direkte Hilfe vor Ort: Zwei Streetworkerinnen sprechen obdachlose oder gefährdete Menschen gemeinsam mit Kreis, Jobcenter und Caritas direkt auf der Straße an und unterstützen sie. Auch die Versorgung mit Kleidung ist ein wichtiger Bestandteil der Hilfen. Mehrere Kleiderkammern und Second-Hand-Läden stellen entsprechende Angebote bereit, von denen auch Obdachlose profitieren können. Zudem ist die vom Caritasverband betriebene Neuwieder Tafel in der Reckstraße 43 eine weitere wichtige Anlaufstelle. ROB