Allgemeine Berichte | 25.01.2022

Für die von der Flut betroffenen Menschen war die Freude beim Einzug groß

Verbandsgemeinde Altenahr: Tiny Houses an Flutopfer übergeben

Verbandsgemeinde Alternahr.Ende November wurde aus der Verbandsgemeinde (VG) Altenahr über die Ankunft der ersten Tiny Houses in Berg-Krälingen berichtet. Bis Mitte Dezember waren 44 der insgesamt 64 bestellten Tiny Houses für die VG in den einzelnen Ortsgemeinden eingetroffen. Auf Hochtouren wurde an den Installationen und notwendigen Anschlüssen gearbeitet. Noch vor Weihnachten sollten die ersten Häuser bezugsfertig sein. Durch den Frost verzögerte sich teilweise der Aufbau, weil die Häuser nicht mit Wasser angeschlossen werden konnten.

Aufstellung in Ortslagen

Anders als in Bad Neuenahr- Ahrweiler und Sinzig, verfolgte die VG Altenahr die Aufstellung inmitten der Ortschaften.

Grundstückseigentümer stellten ihre baureifen Grundstücke zur Verfügung. Damit konnten die wesentlichen Überlegungen der VG umgesetzt werden: kurze Wege zur Schule, Kindergarten und Arbeitsplatz sowie zu dem Gebäude, dass saniert bzw. wiederaufgebaut werden soll. Wichtig war der VG bei der Planung, den Betroffenen in den Ortslagen die Einbindung an Nachbarschaftsgemeinschaften zu ermöglichen, die Halt und Unterstützung bieten kann. Für die Umsetzung keine leichte Aufgabe, denn die Anschlüsse an die Trinkwasser- und Stromversorgung sowie an die Abwasserbeseitigung entsprechen exakt den Erschließungsarbeiten für einen Neubau. Tiefbauunternehmen stellten zunächst Flächen für die Tiny Houses her. Um auf hochwasserfreie Standorte zu kommen, musste oft tonnenweise Material aufgefüllt werden.

Die Erschließungsarbeiten erfolgten in enger Abstimmung mit dem Wasserversorger Stadtwerke Bonn, dem Energieversorger Westnetz sowie mit dem Klärwerk der VG Altenahr. Nachdem Aufbauteams des Lieferanten und Herstellers die Tiny Houses auf den Grundstücken ausgerichtet hatten, wurden die Tinys durch örtlich ansässige Handwerker an den Strom und die Wasserversorgung angeschlossen.

Flexibilität aller Beteiligtenermöglicht Einzugzum 23.Dezember

Am Abend des 23. Dezember wurden die ersten 34 Tiny Houses bezogen.

Ein Kraftakt, wobei mehrfach auch mit Engpässen von wichtigen Bauteilen für die Stromversorgung umgegangen werden musste.

Ein Beispiel, das die Flexibilität aller Beteiligten zeigt: Für die Anschlüsse an das Stromnetz waren Verteilerschränke notwendig. Für die gab es deutschlandweit Lieferengpässe. „Unser Unternehmen wird vom Hersteller vorrangig bedient“, teilte der Chef des Elektrounternehmens mit. Das Flutkatastrophengebiet hat auch bei den Herstellern und Lieferketten erste Priorität.

Wenige Tage vor Weihnachten trafen die Bauteile ein. „Alles verlief nach Plan, so sah das zumindest aus, bis dann die elektronischen Zähler montiert werden sollten. Aber auch hier gab es einen Lieferengpass.“ so Rudi Götz von der VG Altenahr. „Es war abzusehen, dass einige der fertig aufgestellten Tiny Houses wegen fehlendem Stromanschluss nicht bezogen werden können. Jetzt zeigte sich, wie wichtig auch entscheidungsfähige Energieversorger sind.“

Die Energieversorger erteilten den Handwerksfirmen die Freigabe, die Tiny Houses auch ohne Zähleinrichtung anzuschließen. „Außergewöhnliche Situationen erfordern außergewöhnliche Lösungen“, so der Mitarbeiter des Energieversorgers Westnetz.

Auch der Einsatz vom Helferstab trug dazu bei, dass dieTiny Houses noch vor dem Heiligabend bezogen werden konnten. Unter anderem begleitete der Helferstab die Transporte der TTiny Houses. Da die Häuser wegen der Überbreite nur nachts und mit Absicherung transportiert werden durften, übernahmen ortskundige Helferinnen und Helfer die Sicherungsbegleitung mit ihrem Fahrzeug auf den letzten Kilometern bis zur Aufstellfläche.

Vergabeverfahrennach Punktesystem

Seit November stand die Verbandsgemeindeverwaltung mit den Antragstellern für die Tiny Houses in ständigem Kontakt. „Die Kriterien der Vergabe wurden von einem Komitee der VG festgelegt und die Bedürftigkeit der Antragsteller geprüft. Hierzu gab es ein Punktesystem, wobei die sozialen Belange aber auch Härtefälle berücksichtigt wurden,“ erläutert VG Projektleiter Lothar Radermacher. Zahlreiche Telefonate wurden mit den Bewerbern geführt.

Erste Häuser pünktlich zum Weihnachtsfest bezogen

Als die Zuteilung der Häuser und der Bezug noch vor dem Heiligabend erfolgen konnte, war die Freude bei den Betroffenen groß. „Die strahlenden Augen der Menschen zu sehen, die teils aus fensterlosen Kellerräumen in ein Tiny House einziehen konnten, das ist der schönste Dank den man bekommen kann,“ das teilt Rudi Götz mit, der als Ehrenamtlicher seit Beginn der Katastrophe die VG Altenahr unterstützt und das auch bei der Umsetzung der Tiny Houses. „In Kalenborn hatten Nachbarn noch am Nachmittag aus Paletten Treppen mit Geländer aufgebaut. Als Höhepunkt ein Christbaum aufgestellt, den eine weitere Nachbarin mit Kugeln und elektrischen Kerzen schmückte. Sehr zur Freude der ebenfalls anwesenden Kinder, die mit Hilfe des Traktors in einem Korb angehoben wurden, um auch die Spitze des Baumes zu schmücken.“

Ähnlich wie in Kalenborn freuten sich auch die Menschen, die noch vor dem Weihnachtsfest in Dernau, Mayschoss, Ahrbrück, Krälingen und Kesseling weitere 23 Tiny Houses beziehen konnten.

Barrierefreies Wohnenim Tinyhaus

Bereits in der Woche nach Neujahr trafen die zwanzig noch fehlenden barrierefreien Tiny Housesin der VG Altenahr ein. „Nach den aktuellen Anforderungen der Barrierefreiheit gefertigt, können auch Rollstuhlfahrer die Sanitäranlagen wie WC und Dusche benutzen, ebenso wie die Küche und den Wohnbereich“ erläutert Jan Daalmann, der Lieferant, der auch die Herstellung der Tiny Houses mitbegleitet. Die barrierefreien Tinys verfügen über die gleichen Außenmaße mit verändertem Grundriss, um die Belange von Menschen mit Behinderung berücksichtigen zu können.

Abschlussarbeiten -Dank an alle Beteiligten

In den kommenden Wochen wird an allen Tiny Houses noch eine überdachte Holzterrasse angebaut, die den Eingangsbereich schützt und bei angenehmeren Temperaturen eine Erweiterung des Wohnbereiches darstellt.

„Wenn alles gut läuft und wir keine tiefen Frosttemperaturen bekommen, dann sollten alle 64 Tiny Houses bis Ende Januar bezugsfertig sein,“ schätzt Cornelia Weigand die Situation ein. „Danach wird auch der Außenbereich noch ansprechend gestaltet werden“. Weigand dankt ausdrücklich allen Beteiligten die zur erfolgreichen Umsetzung der Tiny Houses in der VG Altenahr beigetragen haben. „Unser Dank gilt auch Manuela Roßbach, als geschäftsführende Vorständin von Aktion Deutschland Hilft, die diese Lösung erst ermöglicht hat.“ Die Finanzierung wird durch Aktion Deutschland Hilft sichergestellt.

Pressemitteilung der

Verbandsgemeinde Altenah

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