
Am 17.08.2021
Allgemeine BerichtePlanungsphase für den Regional-Standort Kaisersesch demnächst beendet
Wasserstoff als Energie der Zukunft
Kaisersesch. Essen, Bedburg und Kaisersesch sind die drei deutschen Städte, in denen das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie mit 60 Millionen Euro subventionierte Projekt „SmartQuart“, seit zwei Jahren läuft. In Kaisersesch soll im Rahmen des Projektes in einem dafür eingerichteten Reallabor dahingehend geforscht werden, wie aus regenerativen Energien Wasserstoff erzeugt, gespeichert und verteilt werden kann. Wie es um das immer noch in der Planungsphase befindliche Projekt „SmartQuart“ aktuell steht, sollte jetzt eine Vortragsreihe in der Kaisersesch zeigen, denn die Realisierung wurde vor dem Start auf fünf Jahre veranschlagt. Als prominente Gäste vor Ort waren u.a. Staatssekretärin Katrin Eder (Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität-Rheinland-Pfalz), sowie Dr. Simone Peter (ehem. Bundesvorsitzende vom Bündnis90/Die Grünen und Präsidentin des Bundesverbandes Erneuerbare Energien), um sich persönlich über den Stand der Dinge zu informieren. Den Zeitpunkt des Besuchs bezeichnete Dr. Jörg Heinen (E.ON) in seinen
Ausführungen zum Projekt als hervorragend, denn man sei seit zwei Jahren unterwegs und hätte jetzt eine kritische Stelle erreicht. Er begleitet das Projekt für den Energiekonzern EO.N. Den Elektrolyseur, der Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff aufspaltet, habe man mit seiner anderthalbjährigen Lieferzeit zwar bestellt, doch man musste auch feststellen, dass sich manche ehrgeizige Vorhaben nur schwer realisieren lassen. Aufgrund der Corona-Pandemie sei zum Beispiel ein Industriekunde als Wasserstoffabnehmer abgesprungen. Zudem sorgen lange Genehmigungsverfahren und kommunalen Entscheidungswege laut Dr. Heinen für Verzögerungen. So ist eine geplante Wasserstofftankstelle noch nicht in der Umsetzung und auch andere Testprojekte noch nicht in trockenen Tüchern.
Kläranlagenausbau als Herausforderung
Der Kläranlagenausbau zur Energiegewinnung für die Wasserstoffproduktion, sieht der Sachverständige zudem als echte Herausforderung. Und essentiell für das Gelingen des Modellprojektes seien Bahn und Buslinien als Abnehmer des künftig in Kaisersesch produzierten Wasserstoffs, wobei Cochem-Zells Landrat Schnur, nach einer Sitzung des Zweckverbandes Schienenpersonennahverkehr Rheinland-Pfalz Nord (SPNV Nord) im Juli, in Aussicht gestellt hatte, dass die Bahn mit großer Wahrscheinlichkeit Wasserstoff als alternative Antriebsform in der Region testen werde. Laut Stadtbürgermeister Gerd Weber ist ebenfalls der Standort einer Photovoltaikanlage noch nicht geklärt, die den Elektrolyseur mit Energie versorgen soll. Demnach sollten auf der großen Freifläche unterhalb des VG-Verwaltungstraktes Solarmodule aufgestellt werden.
Bürgerversammlung im September
Laut Weber stehe der Stadtrat dem Projekt sehr positiv gegenüber, doch ständen für das Vorhaben auch noch alternative Flächen/Möglichkeiten zur Verfügung, die auf eine bessere Geeignetheit überprüft werden sollten. Bei einer Bürgerversammlung im September will man die Kaisersescher in die Pläne des Konsortiums zwecks Akzeptanz mit einbinden, sodass die Standortfragen nebst Genehmigungsprozess bis dahin erledigt sein sollten. In Entwicklung befindliche Wasserstofftechnologien stellte hiernach Alexander Dauensteiner (Viessmann) vor. Er zeigt Anlagen die künftig das Kaisersescher Verwaltungsgebäude mit Wasserstoff als Energieträger heizen sollen. Überdies will der Hersteller Viessmann bis 2025 ein ganzes Portfolio anbieten können. Laut Dauensteiner sind die angestrebten Klimaziele nur zu erreichen, wenn man von den fossilen Energien wegkommt und erneuerbare Energien massiv ausgebaut werden. Mit einem Verfahren der Fa. Hydrogenious LOHC Technologies soll in Kaisersesch laut deren Vertreter Vincent Ruf auch der Transport von Wasserstoff getestet werden. Dabei wird der Wasserstoff unter Druck in eine Trägerflüssigkeit gepresst, die dann bspw. in ein Tankfahrzeug gepumpt werden kann und dabei nicht brennbar ist. Beim Empfänger muss dieser Prozess dann wieder umgekehrt werden. „Wir brauchen Projekte, mit denen man den Wechsel schaffen und auch wirtschaftliche Impulse geben kann“, sagte Staatssekretärin Katrin Eder und sie sprach gleichzeitig dem Kreis Cochem-Zell hierbei eine Vorreiterrolle zu. Im Hinblick auf den massiven Anstieg von Strombedarf in den nächsten Jahren, fordert Dr. Simone Peter eine Entfesselung bei Solar- und Windkraft. Wenn das vor Ort zu schaffen ist, zeigt sich Peter zuversichtlich, wird man die Ziele auch im Bund erreichen. „Wir werden hier zwar nicht die Welt retten, aber wir werden Möglichkeiten eröffnen“, resümiert abschließend Kreischef Manfred Schnur.
„SmartQuart“ ist ein vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördertes Projekt mit vielen Kooperationspartnern und drei Stadtquartieren. Ziel des Projektes ist es, den Einsatz fossiler Energieträger (Gas, Kohle und Öl) in den Projektquartieren weitgehend überflüssig zu machen. Es soll zeigen, dass eine klimaneutrale Energieversorgung sowohl technisch als auch wirtschaftlich umsetzbar ist. Umfangreiches Präsentationsmaterial findet man auch unter www.smartquart.de.
TE

Bürgermeister Albert Jung begrüßte als Gastgeber die prominenten Gäste und moderierte die Vortragsreihe bei der Verbandsgemeinde Kaisersesch.

Staatssekretärin Katrin Eder vom Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität Rheinland-Pfalz, informierte in einem Statement über Verkehr und regenerative Energien.

Dr. Simone Peter, Präsidentin des Bundesverbandes Erneuerbare Energien, sprach über die Rolle der Kommunen bei der Umsetzung der Energiewende und Forderungen an die Bundesregierung.