Simon, Martin und ihre Kids. Foto: privat

Am 22.11.2021

Allgemeine Berichte

Bunter Kreis Rheinland

„Wenn plötzlich alles anders wird...“

Simone und Martin haben zusammen vier Kinder. Sie leben einen völlig normalen Familienalltag, bis plötzlich ihr jüngstes Kind Tim einen Krampfanfall bekommt. Er ist erst vier Monate alt. Heute, zwei Jahre später, kann er sich nicht selbstständig bewegen, nicht sitzen, nicht krabbeln, nicht normal mit ihnen essen. Woher diese epileptischen Anfälle kommen, hat bislang niemand herausgefunden.

Wann bemerkten Sie zum ersten Mal, dass mit Tim etwas nicht stimmt?

Drei Tage nach dem Geburtstag unserer ältesten Tochter schrie Tim den ganzen Tag. Er hatte Schleim im Mund, den er nicht loswerden konnte. Den habe ich entfernt und er schlief die Nacht ruhig durch. Als er am nächsten Tag aber wieder anfing heftig zu schreien, bin ich mit ihm ins Krankenhaus gefahren. Dort hat man ihn untersucht und mir versichert, er sei gesund und ich könnte ihn wieder mit nach Hause nehmen. Eine halbe Stunde später lag er heftig krampfend im Maxi-Cosi.

Was geschah dann?

Ich habe versucht, so schnell wie möglich, meine anderen Kinder auf die Großeltern und Nachbarn zu verteilen. In der Zwischenzeit hat ein Rettungshubschrauber Tim ins Krankenhaus geflogen. Er hörte die ganze Zeit nicht auf zu krampfen und kam direkt auf die Intensivstation. Ich war mit der gesamten Situation völlig überfordert. Irgendwann teilte ein Arzt uns mit, dass er für eine geplante Lumbalpunktion unsere Unterschrift braucht. Wir wussten gar nicht, was das ist und haben einfach unterschrieben, weil wir nur noch zu unserem Kind wollten. Ein paar Tage später wurde Tim, in der Hoffnung, dass es sich nur um ein einmaliges Ereignis aufgrund eines Entwicklungsschubes gehandelt hatte, mit einem Notfallmedikament entlassen.

Aber das war es nicht?

Nein. Bei einem Kurzurlaub wenige Wochen später fing er wieder an zu krampfen. Der Anfall ließ sich jedoch mit dem Notfallmedikament unterbinden. Ich telefonierte mit unserer Klinik zu Hause und man sagte uns, dass wir unseren Urlaub fortsetzen könnten. Ich war zwar in ständiger Alarmbereitschaft, fand es aber andererseits für Tims Geschwister gut, dass wir den Urlaub nicht wegen ihm abbrechen mussten. Damals dachten wir noch, dass wir seine Anfälle irgendwie in den Griff bekommen.

Wann wurde Ihnen bewusst, dass sie ein sehr krankes Kind haben?

Tims Krämpfe kamen immer häufiger. Wir hatten das Gefühl, nicht weiterzukommen und wollten eine Zweitmeinung einholen. In der Kinderuniklinik in Bonn stellte man für uns einen Kontakt zum Bunten Kreis Rheinland her. Plötzlich fielen Worte wie: „Schwerbehindertenausweis“ und „Pflegegrad“ und schlagartig wurde uns bewusst, dass es sich nicht nur um eine Epilepsie handelt.

Wie leben Sie damit, die eigentliche Ursache der Anfälle bis heute nicht zu kennen?

Ich brauche für Tims Krankheit nicht unbedingt einen Namen. Mir wäre es nur für meine anderen Kinder wichtig zu wissen, ob es einen genetischen Defekt gibt, da das auch relevant für sie wäre.

Wie sieht Ihr Alltag mit Tim aus?

Er bekommt einmal die Woche Logopädie, Physiotherapie und Frühförderung.

Es fällt ihm schwer, sich mitzuteilen. Wenn er etwas nicht mag oder ihm etwas weh tut, weint er. Tim geht gerne baden. Er kann sich im Wasser viel besser bewegen und entspannen. Er liebt Musik und das Licht. Wenn man ihn mit dem Kopf auf eine Decke legt, dreht er sich immer in die Sonne.

Wie gehen Tims Geschwister mit dieser besonderen Situation um?

Sie müssen oft zurückstecken, weil wir zusammen keine von langer Hand geplanten Aktivitäten unternehmen können. Wir müssen spontan und tagesaktuell entscheiden, ob es Tim gut genug für einen Ausflug geht. Am schlimmsten war für mich anfangs das Gefühl, mich ständig teilen zu müssen und nicht allen Kindern gleichzeitig gerecht werden zu können.

Wie unterstützt Sie der Bunte Kreis in Ihrem Alltag?

Unsere Nachsorgeschwester war und ist ein Segen. Sie hat uns erst einmal dabei geholfen, einen neuen Kinderarzt zu finden, was gar nicht so einfach war, weil viele nur Neugeborene aufnehmen oder lange Wartelisten haben. Darüber hinaus hat sie Therapien vermitteln und Kontakte zu Ämtern hergestellt. Als sie uns ein Kinderhospiz in der Nähe empfohlen hat, war ich zunächst sehr skeptisch und habe es direkt mit Tod verbunden. Ich bin sehr froh, diesen Kontakt angenommen zu haben. Das Hospiz bietet viele Geschwister-Angebote und mir tut es gut, mit anderen Betroffenen, zum Beispiel beim Mütterstammtisch, zu reden.

Was wäre ein großer Traum für Sie?

Ganz ehrlich? Wir sind sehr bescheiden. Für uns war es schon das Größte, dass wir mit Tims neuem Fahrradanhänger einfach mal zu sechst eine Radtour unternehmen konnten. Urlaub machen ist für uns kaum möglich, da es wenige Ferienwohnungen mit Pflegebett gibt. Unseren Sommerurlaub verbringen wir im Kinderhospiz in Dudenhofen, weil Tim dort gut versorgt wird und wir mit den anderen Kinder einfach mal Quality-Time haben können. Das ist für mich schon traumhaft.

Pressemitteilung

Bunter Kreis Rheinland e.V.

Simon, Martin und ihre Kids. Foto: privat

Leser-Kommentar
Bildergalerien
Neueste Artikel-Kommentare
  • Lothar Gast: Wo kann man bei der Musterung seinen Rollator und die Sauerstoffflasche parken?
  • Monika Engler: Naja, es kommt immer auf den Ton an, wie in Deutschland etwas kommuniziert wird. Vielleicht könnte Herr Fratzscher auch Pensionär/innen ins Visier nehmen, auch wenn sie nicht in die Rentenkassen einzahlen mussten.
  • Tünn : Ich finde die Idee erbärmlich. Gerade die Männer der Generation hatten lange Wehrpflicht und sollen jetzt noch so ein Jahr machen. Das geht garnicht. Soll die junge Generation mal ran. Hauptsache ein...
  • D. Borrmann: Altersdiskriminierung im Tarnmantel der Fürsorge Ich bin 70 Jahre alt und arbeite seit über fünf Jahrzehnten – seit vier Jahren in Teilzeit, aber mit voller Hingabe. Auch mit 71 werde ich weiterarbeiten, so der liebe Gott mich lässt.
  • Lothar Pohl : Mit der Pension die sich aus der Besoldungsgruppe ergibt lebt er auch mit einem Drittel weniger mehr als gut. Viel mehr tun mir die armen Menschen leid die alles verloren haben und bis heute auf Hilfe warten
DA bis auf Widerruf
Daueranzeige
9_7_Bad Honnef
Kirmes in Heimersheim, 12. – 14.09.25
Kirmes in Heimersheim, 12. – 14.09.25
Kirmes Ettringen
Neukunden Imageanzeige
Pellenzer Lehrstellenbörse
Skoda 130 Jahre Paket
Empfohlene Artikel

Kripp. Der Eine-Welt-Fairein beteiligte sich in diesem Jahr zum zweiten Mal am Vito-Cup des SV-Kripp. Letztes Jahr fand eine Aktion zu fairem Handel mit einem Stand des Welt-Ladens Remagen-Sinzig statt und der Fairein beteiligte sich mit einem Quiz, bei dem die Gewinner faire Produkte gewinnen konnten.

Weiterlesen

Kreis Cochem-Zell. Insgesamt acht Schülerinnen und Schüler von der 8. bis zur 13. Klasse hatten die Möglichkeit, spannende Einblicke in die Arbeit einer modernen Verwaltung zu erhalten und die vielfältigen Aufgaben des öffentlichen Dienstes mitzuerleben. Ziel des Schnupperpraktikums war es, den Teilnehmenden die verschiedenen Ämter und deren Aufgaben näherzubringen und sie für eine berufliche Laufbahn im öffentlichen Dienst zu begeistern.

Weiterlesen

Bad Breisig. Bis auf den letzten Platz gefüllt war der Saal des Jugend- und Kulturbahnhofs in Bad Breisig, als im Rahmen der Kulturbühne, organisiert von der Tourist-Information Bad Breisig, Anke Jansen und ihre Musiker das Musiktheaterprogramm „So oder so ist das Leben – Eine Hommage an Hildegard Knef“ auf die Bühne brachten.

Weiterlesen

Weitere Artikel

Achtjähriges Kind blieb glücklicherweise unverletzt

Vallendar: Betrunkene Eltern bauen Autounfall

Vallendar. Am Freitag, 5. September, gegen 22.55 Uhr konnten Einsatzkräfte der Polizeiinspektion Bendorf nach Abschluss einer Verkehrsunfallaufnahme auf der B42 in Vallendar in einiger Entfernung einen Verkehrsunfall beobachten. Ein PKW befuhr die B42 in Fahrtrichtung Koblenz und überfuhr hierbei in der Ortslage Vallendar, auf gerader Strecke, eine Verkehrsinsel samt Verkehrsschild. Der PKW kam im Anschluss am rechten Fahrbahnrand zu stehen.

Weiterlesen

Mehrere Autos in Mitleidenschaft gezogen

Bendorf: 18-Jährige liefern sich Verfolgungsjagd mit Polizei

Bendorf. Am Freitag, gegen kurz vor 13 Uhr, sollte in der Hüttenstraße, durch Kräfte der Polizei Bendorf, ein silberner Pkw DB, mit BIN-Kennzeichen, einer Verkehrskontrolle unterzogen werden. Der mit zwei männlichen Personen besetzte Pkw entzog sich zunächst der Kontrolle. Hierbei beschädigte er auf der Flucht mehrere am Fahrbahnrand abgestellte Pkw, die Schadenshöhe ist aktuell noch nicht bekannt.

Weiterlesen

Vallendar. Am Freitag, 5. September, gegen 22.10 Uhr wurde der Polizeiinspektion Bendorf ein Verkehrsunfall zwischen einem Motorrad und einem PKW in der Rheinstraße/B42 in Vallendar gemeldet. Durch einen unabhängigen Zeugen wurde angegeben, dass der 16-jährige Motorradfahrer aus dem Kreis Mayen-Koblenz die B42 aus Fahrtrichtung Koblenz mit überhöhter Geschwindigkeit befahren habe. In der Ortslage...

Weiterlesen

Anzeige Haushaltsauflösungen und Ankauf
Dauerauftrag Imageanzeige
Dauerauftrag
Rund ums Haus Daueranzeigr
Skoda Open Day
Pellenzer Lehrstellenbörse
Kirmes in Heimersheim, 12. – 14.09.25
Pellenzer Lehrstellenbörse
Kirmes in Ettringen
Stein- und Burgfest
pädagogische Fachkräfte
Sonderseite Gesundheitsexperten Bad Neuenahr-Ahrweiler
Stein- und Burgfest
Kirmes in Heimersheim, 12. – 14.09.25
Gesundheitsexperten in Bad Neuenahr-Ahrweiler