Daniel Waked ist Tierarzt im Zoo Neuwied und erzählt von seinem vielfältigen Alltag

Zwischen Schreibtisch und tierischen Patienten

Zwischen Schreibtisch und tierischen Patienten

So sieht Prophylaxe bei einem Watussirind aus. Foto: Zoo Neuwied.

Zwischen Schreibtisch und tierischen Patienten

Daniel Waked. Foto: Zoo Neuwied

Neuwied. Seit Anfang des Jahres hat das Leitungsteam des Zoo Neuwied ein neues Mitglied: Tierarzt Daniel Waked ergänzt nun die Gruppe aus Biologen, das für alle „Tierangelegenheiten“ zuständig ist – und davon gibt es im Zoo naturgemäß nicht wenige.

„Die täglichen Reviergespräche mit den TierpflegerInnen sind natürlich die Grundlage meiner Arbeit, schließlich kennen die ihre Pfleglinge am besten.“ Aber auch Gehegeplanung, Kommunikation mit anderen zoologischen Einrichtungen und den Koordinatoren der Zuchtprogramme sowie die Planung der Tierbestandsentwicklung gehören zu den Aufgaben, die ein Kurator im Zoo erledigt. „Auf den Arbeitsbereich „Kuratorium“ entfällt die etwa Hälfte meiner Stelle“, erklärt Waked, „meine Nachmittage verbringe ich daher überwiegend am Schreibtisch.“

Die Vormittage sehen anders aus, denn da geht er seinen tierärztlichen Aufgaben nach. „Während ich kuratorisch nur für die Hälfte der Reviere des Zoos zuständig bin, gehören tiermedizinisch alle Bewohner des Zoo Neuwied zu meinen Patienten“, sagt Waked, „wobei es mir am liebsten ist, wenn keine Behandlungen anfallen.“ Mit Faulheit hat das nichts zu tun, im Gegenteil, der 31-jährige ist hoch motiviert in sein neues Aufgabengebiet gestartet.

Früherkennung ist wichtig

„Präventives Arbeiten ist oberstes Gebot. Wenn es mir und den Kollegen durch Impfungen, Prophylaxe und nach neuesten Erkenntnissen zusammengestellten Futterplänen gelingt, dass alle Tiere gesund bleiben, wäre das perfekt – aber natürlich ist das utopisch“, räumt er seufzend ein. Wenn es doch zu gesundheitlichen Problemen kommt, ist es wichtig, diese möglichst früh zu erkennen, und bei Bedarf die Behandlung für das Tier so stressfrei zu gestalten, wie es geht. Hier setzt das sogenannte „Medical Training“ an: „Wir trainieren mit vielen Tieren Verhaltensweisen, die es uns ermöglichen, gesundheitliche Kontrollen vorzunehmen. Die Seehunde zum Beispiel lassen uns auf Kommando in ihr Maul schauen, bei den Schimpansen ist unter anderem die Temperaturmessung im Ohr geübt worden. Die Löwen legen auf ein Zeichen der Tierpfleger ihre Pranken ans Gitter, und können so auf Verletzungen kontrolliert werden“, erzählt Waked erfreut. „Teilweise können dadurch auch Behandlungen durchgeführt werden. Das Auftragen einer Salbe am Gitter etwa ist bei vielen Affen möglich, und Löwenkater Schröder lässt sich ganz ohne Blasrohr von Hand ins Hinterteil impfen.“

Ein gutes Netzwerk

Wird die Verantwortung für die Gesundheit von über 1500 Tieren aus fast 200 Arten nicht zu viel für einen jungen Tierarzt? „Die muss ich zum Glück nicht allein tragen“, sagt Daniel Waked erleichtert, „wir arbeiten mit externen Fachtierärzten zusammen, darunter ein Fachtierarzt für Vögel und Reptilien, ein Großkatzenspezialist, eine Praxis für Huftiere und eine Kleintierpraxis. Außerdem findet ein ständiger Austausch zwischen den Zootierärzten europaweit statt, sowohl persönlich als auch über Datenbanken. Wenn ich eine zweite Meinung brauche, eine bestimmte Behandlung nicht vor Ort oder nicht selbst durchführen kann oder einmal mit meinem Latein am Ende sein sollte, gibt es also ein gutes Netzwerk, auf das ich mich verlassen kann!“