Politik | 20.09.2022

Das Dörfchen Marienthal gehört ein bisschen zu Dernau und ein bisschen zu Walporzheim- während der Flut wurde die Zugehörigkeiten zu einem unüberwindbaren Hindernis

Ahrtal: Ganz Marienthal soll zu Dernau gehören

Marienthal. Das kleine Dörfchen Marienthal zwischen Walporzheim und Dernau war schon immer etwas Besonderes, nicht nur wegen des ältesten Klosters im Kreis Ahrweiler und des leicht oberhalb liegenden Eingangs zum ehemaligen Regierungsbunker. Marienthal ist auch einer der wenigen Orte im Kreis Ahrweiler, die zu zwei Kommunen zugleich gehören. Während der östliche Teil verwaltungstechnisch zur Kreisstadt Bad Neuenahr-Ahrweiler gehört, ist der westliche Teil der Ortsgemeinde Dernau zugeordnet. Doch das soll sich jetzt ändern, darin sind sich die politischen Gremien aller beteiligten Gebietskörperschaften mittlerweile einig. Jetzt stimmte nämlich auch der Rat der Kreisstadt dem Antrag der Marienthaler zu, künftig komplett zu Dernau gehören zu dürfen. Nur Martin Kalweitt (AfD) sagte dazu nein.

„Die Doppelzugehörigkeit war schon immer ein Problem, aber die Flut hat das Fass zum Überlaufen gebracht“, bestätigte Walporzheims Ortsvorsteher Gregor Sebastian (FWG), der auch für den zur Kreisstadt gehörenden Teil von Marienthal zuständig ist, die missliche Situation der Doppelzuständigkeit. Für die eine Seite des Dorfes ist die Stadt, für die andere Dernau zuständig – was insbesondere nach der Flut zu einer Reihe von nahezu unlösbaren Problemen geführt habe. „So konnte es nicht weitergehen“, bestätigte Sebastian. Die Marienthaler hätten daraufhin eine Einwohnerbefragung gestartet, bei der sich etwa 90 Prozent der Befragten für den kompletten Gebietswechsel nach Dernau ausgesprochen habe. So stellten die Marienthaler zunächst bei der Ortsgemeinde Dernau den Antrag, man möge das Dorf komplett bei sich eingliedern.

Freiwillige Gebietsänderung wird angestrebt

Der Gemeinderat Dernau fasste daraufhin am 8. März einstimmig den Beschluss, diesen Antrag zu befürworten und führte als „Gründe des Gemeinwohls“ für die Gebietsänderung die Vermeidung von Doppelzuständigkeiten an. Die Erfahrungen in der Flutnacht und des darauf folgenden Katastropheneinsatzes hätten die Notwendigkeit einmal mehr drastisch vor Augen geführt. Der Verbandsgemeinderat Altenahr stimmte im Anschluss seinerseits dem Beschluss des Dernauer Gemeinderates zu, worauf hin die Verbandsgemeindeverwaltung die Stadtverwaltung Bad Neuenahr-Ahrweiler bat, der Gebietsübertragung zuzustimmen, der natürlich werde nur eine freiwillige Gebietsänderung angestrebt.

„Wir haben daraufhin selbst eine Meinungsbefragung durchgeführt“, erklärte Bürgermeister Guido Orthen (CDU), wobei ausschließlich die Bewohner des städtischen Teils von Marienthal befragt worden seien. Von den 47 angeschriebenen Personen nahmen 37 an der Befragung teil, davon befürworteten 29 (78,4 Prozent) eine Gebietsänderung, nur fünf (13,5 Prozent) sprachen sich gegen eine Gebietsänderung aus und drei (8,1 Prozent) enthielten sich.

Mehrere Varianten im Gespräch

Mittlerweile habe Dernau zwei Varianten für eine mögliche Gebietsänderung vorgeschlagen. Die kleinere Variante umfasse etwa 2,1 Hektar, die größere dagegen 6,8 Hektar. Doch die Stadtverwaltung ging sogar noch einen Schritt weiter und brachte eine dritte Variante ins Gespräch, um die Verfahrensabläufe der jeweiligen Betriebshöfe zu vereinfachen. Dies umfasst eine zu übertragende Fläche von rund 13,7 Hektar. Hiervon seien etwa 2,7 Hektar Weinbauflächen und weitere 7,2 Hektar Waldflächen. Der Ortsbeirat Walporzheim hat sich in seiner jüngsten Sitzung einstimmig für diese Variante ausgesprochen. Welche der drei Varianten letztlich gewählt werde, müsse sich in den Verhandlungen mit der Gemeinde Dernau herauskristallisieren – wobei CDU-Fraktionschef Christoph Kniel mahnte, die Interessen beider Kommunen gleichermaßen zu wahren.

Nachdem nun auch der Stadtrat dieser freiwilligen Gebietsänderung zugestimmt hatte, liegt der Ball bei der Kreisverwaltung als Kommunalaufsichtsbehörde. Vorher muss allerdings noch eine Vereinbarung zwischen der Kreisstadt und Dernau getroffen werden, mit der die Folgen der Gebietsänderung geregelt werden. Und das könne dauern, sagte Orten voraus: „Der Teufel liegt bekanntlich im Detail, da werden noch viele offene Fragen auftauchen, über die geredet werden muss.“ JOST

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