Krieg gegen Ukraine war Thema im Stadtrat

Erste ukrainische Flüchtlinge in Andernach eingetroffen

Erste ukrainische Flüchtlinge in Andernach eingetroffen

Symbolbild. Foto: pixabay.com

Andernach. Der Krieg gegen die Ukraine treibt auch die Menschen in Andernach um. Dies zeigt die große Teilnahme am Friedensmarsch der Karnevalsvereine am Rosenmontag sowie am Protestmarsch, der vergangenen Samstag durch die Bäckerjungenstadt zog.

Als äußeres Zeichen der Solidarität ist auf der Grünanlage an der Ecke Thomaser Hohl/Aktienstraße ein Pflanzbeet in blau/gelb angelegt worden. Für die Beflaggung des Rathauses wurden ukrainische Flaggen bestellt. Klar ist jedoch, dass es mit Solidaritätsbekundungen allein nicht getan ist, zumal die ersten, aus der Ukraine geflüchteten Menschen, bereits in Andernach eingetroffen sind.

Auf die aktuelle Situation reagierte auch Oberbürgermeister Achim Hütten und informierte auf der jüngsten Stadtratssitzung umfassend darüber, wie sich die Verwaltung auf die zu erwartenden Geflüchteten einstellt. Laut Schätzung des Stadtchefs seien in den vergangenen Wochen rund 100 Ukrainer in Andernach eingetroffen. „Da die derzeit in Andernach untergekommenen Flüchtlinge vorwiegend in privaten Unterkünften wohnen, die ihnen von hier lebenden Familienangehörigen, Freunden und Bekannten vermittelt wurden, haben wir derzeit keinen genauen Überblick über die tatsächlichen Zahlen“, sagt Hütten. Denn viele Andernacher stünden in engen Verbindungen mit Menschen aus dem Krisengebiet. So sind in der Bäckerjungenstadt 59 aus der Ukraine stammende sowie 1200 aus Russland stammende Menschen gemeldet.

Wie viele Menschen aus dem Krisengebiet in den kommenden Wochen und Monaten noch nach Andernach kommen werden, ist derzeit noch völlig unklar, betont Hütten. Laut dem sogenannten Königssteiner Schlüssel, nach dem Asylsuchende auf Bundesländern verteilt werden, müsse man bei 1 Million nach Deutschland geflüchteter Ukrainern damit rechnen, dass 500 Menschen in Andernach Wohnraum benötigten. Darauf will die Stadt vorbereitet sein, betont Hütten. Somit bemühe man sich bereits jetzt um städtische Unterkünfte für die ankommenden Menschen. So soll in den nächsten Wochen eine erste Sammelunterkunft in Andernach fertiggestellt werden. Hierzu habe die Stadt bereits das Kolpinghaus und das benachbarte Gebäude angemietet. Weitere Unterbringungsmöglichkeiten gebe es auch im ehemaligen Pfarrheim in der Agrippastraße und in der Unterkunft in der Stadionstraße, die 2015 für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge geschaffen wurde. Neben drei weiteren städtischen Wohnungen, die als kurzfristige Unterbringungsmöglichkeit zur Verfügung stünden, hätten sich bereits Privatleute gemeldet, die den Geflüchteten eine Wohnmöglichkeit anbieten wollen, sagt Hütten. „Auch diese Angebote werden von der Stadt geprüft werden“, sagt Hütten.

Das es sich bei den Geflüchteten überwiegend um Frauen und Kinder handelt, sei eine weitere Herausforderung für die Stadt. „Damit stehen wir vor der Aufgabe, genügend Plätze in Schulen und Kitas zu schaffen“, betont der Oberbürgermeister. Das die neue Kita für die Andernacher Südstadt „Südenacher Pänz“ am 1. April ihren Betrieb aufnehme, spiele der Stadt in die Karten. „Für diese Kita gibt es bisher 18 Anmeldungen“, erläutert Hütten. Somit sei man in der Lage, dort noch kurzfristig Kinder aufzunehmen.

Die perspektivischen Herausforderungen will Hütten nicht kleinreden. Derzeit habe man im Haus der Familie eine zentrale Stelle eingerichtet, die mit zwei Mitarbeitern besetzt ist. Hier sollen die in der Stadt eingetroffenen geflüchteten Ukrainer erfasst werden, um sie dann auch beim Sozialamt zu registrieren. Denn diese Flüchtlinge haben auch Anspruch auf Leistungen nach dem Asylbewerbergesetzt. Die aktuelle Situation sei für die Mitarbeiter der Verwaltung ein erheblicher Mehraufwand an Arbeit, ist Hütten überzeugt: „Wir werden das schaffen“.

Das neben den städtischen Mitarbeitern auch zahlreiche Bürger der Bäckerjungenstadt hoch motiviert seien, den Geflüchteten aus der Ukraine zu helfen, stimmt Hütten positiv. Dennoch wolle man derzeit keine Sammelstelle für Hilfsgüter einrichten. „Zurzeit benötigen wir keine Sachspenden und können auch keine annehmen“, betont Hütten. „Wir wollen uns zunächst an dem konkreten Bedarf der Geflüchteten orientieren und dementsprechend einkaufen“. Sollte es dennoch an verschiedenen Dingen des täglichen Bedarfs fehlen, werde man sich gegebenfalls von Seiten der Stadt an die Andernacher Bürgerinnen und Bürger wenden.