Am 06.07.2023
PolitikAhrtal: Der Wunsch nach einem zentralen Flut-Erinnerungsort ist groß
Flutmuseum könnte 10 bis 20 Millionen Euro kosten
Ahrtal. Wie kann ein zentraler Erinnerungsort für die Flut im Ahrtal aussehen? Auch das kürzlich vorgestellte „Nachhaltige Tourismuskonzeptes“ widmete sich diesem Thema. Denn der Wunsch nach einer Stätte der Dokumentation und Erinnerung ist heute, fast zwei Jahre nach der Flut, weiterhin groß. Im Tourismuskonzept ist das geplante Museum ein Leitprojekt und eine Machbarkeitsstudie, die der Ahrtal-Tourismus in Auftrag gegeben hat, wurde im Juni abgeschlossen.
Dem Ahrtal-Tourismus ist es gelungen nach einer entsprechenden Ausschreibung das renommierte Atelier Brückner mit Sitz in Stuttgart und Seoul, Südkorea, zu gewinnen. Zahlreiche Museen wurden schon nach Konzepten des Ateliers gestaltet, so unter anderem das Grand Egyptian Museum Gizeh oder das Deutsche Sport- und Olympia-Museum in Köln.
Zentrale, nationale Gedenkstätte
Kerngedanke des Museums ist es, eine zentrale, nationale Gedenkstätte respektive ein Museum zu planen, die alle betroffenen Orte und Initiativen bündelt. Wichtig ist dabei, dass die Ereignisse der katastrophalen Flutnacht sensibel aufarbeitet werden. Dies Kostenfrage ist noch nicht geklärt, da ein potentieller Standort nicht gefunden sei. Je nach Ort und Ausmaß könnte ein solches Museum 10 und 20 Millionen Euro kosten.
Insgesamt prüften die Mitarbeiter des Ateliers acht verschiedene Orte an der Ahr. Zwei Favoriten standen schließlich fest: Die Alte Schule und die St.Pius-Kirche in Bad Neuenahr. Fest steht der Standort jedoch erst nach der erfolgreichen Akquise von finanziellen Mitteln. „Sollte sich jemand auf Landes- und Bundesebene finden, der diese Option unterstützt, könnten wir in konkrete Gespräche einsteigen und eine Eröffnung des Flutmuseums noch in diesem Jahrzehnt anpeilen“, sagt David Bongart, Projektleiter Tourismuskonzept beim Ahrtal-Tourismus. Die eigentliche Arbeit fange jetzt erst an, so Bongart weiter.
Kritik nachvollziehbar
Für ihn sei mögliche Kritik an dem Museumsplan nachvollziehbar. „Uns ist natürlich bewusst, dass noch nicht alle unsere Vision und Planung nachvollziehen können. Wer tagtäglich noch über unbefestigte Straßen fahren muss, den Lückenschluss des Radwegs zwischen Altenahr und Walporzheim herbeisehnt oder noch nicht wieder seinen Betrieb eröffnen oder in sein Wohnhaus zurückziehen konnte, der kann die Überlegungen zu einem solchen Projekt eventuell nicht nachvollziehen. Wichtig ist uns, dass wir uns bereits heute damit beschäftigen, da wir eine Projektdauer ab Startschuss von mindestens vier bis fünf Jahre einkalkulieren müssen. Des Weiteren müssen wir bereits heute anfangen, die potentiellen Exponate zu kuratieren, da einige bereits unwiderruflich entsorgt worden sind.“
Keine Konkurrenz zum ICCA
Übrigens soll ein Flutmuseum nicht als Konkurrenzprojekt zum „ICCA – International Crisis Center Ahr“ interpretiert werde. Das ICCA, dessen Konzept von Andreas Wittpohl anregt wurde, ist eher wissenschaftlich orientiert. Auch hier laufe eine entsprechende Machbarkeitsstudie. Einen Wettbewerb zwischen beiden Konzepten soll es nicht geben. Die konkrete Ausarbeitung werde sich aber noch zeigen.
ROB
Gut - Die Ahr als Mahnmal für das politische Versagen Deutschlands.
Wenn es denn sein muss - erstmalig die Errichtung eines Museums für das Versagen einer Landesregierung. Oder: Ein Museum für eine wirklich überraschende Solidaritätsbewegung? Was wird es?
Für mich nicht nachvollziehbar...einfach enttäuschend. Ich war mit meiner Familie selber betroffen. Eine teuer errichtete Gedenkstätte hilft hier im Ahrtal nun erst einmal keinem weiter. Hochwasserschutz ist JETZT anzugehen, schließlich geht es um Leben! Wie oft muss etwas so Schlimmes eigentlich passieren bis das endlich einmal ernst genommen wird?
Man kann geteilter Meinung sein über dieses "Flutmuseum". Aber eines kann es bewirken: Dass die Menschen im Ahrtal an diese wiederkehrenden Wetterereignise erinnert werden und nicht, wie zuletzt geschehen, diese Fluten nach ein / zwei Generationen vergessen sind.
Gab es zu diesem Vorhaben einen Volksentscheid, oder möchte sich da mal wieder Jemand verwirklichen/profilieren??
10-20 Mio für einen zentralen Ort, erstmal eine "Machbarkeitsstudie", die auch schon 120.000 Euro verbrannt hat, und zum Jahrestag macht jedes Dorf erstmal seine eigene Gedenkfeier... Muss das alles soviel kosten, und wer will diesen zentralen Erinnerungsort wirklich, und wieviele wie teure zentrale Erinnerungsorte, -zentren, -museen, -veranstaltungen wird das Ahrtal am Ende haben? Oder böse ausgedrückt: ist Fluterinnerung die neue Fassade für politische Denkmäler?