Gespielt wird auch in der Krise
![Gespielt wird auch in der Krise Gespielt wird auch in der Krise](Bilder/Alexander-Petkovski-neben-seinem-Container-in-der-729952.jpg)
Alexander Petkovski neben „seinem“ Container in der Friedrichstraße in Ahrweiler. Foto: ROB
Ahrweiler. Mitten in der schwer zerstörten Niederhutstraße saßen Männer und Frauen und spielten Karten. Und das jeden Freitagnachmittag und immer vor dem genauso zerstörten Geschäft von Alexander Petvoski. Der Laden heißt „Brettspielheld“ und dort verkaufte er bis zum 15. Juli Gesellschafts-, Karten- und Würfelspiele. Die Spielerunde inmitten von Trümmern sollte Freude machen und eine kleine Fluchtmöglichkeit vor dem Hochwasseralltag bieten. Dazu gab es Cola und Bier und etwas Süßes zum Naschen. Das Stichwort lautete Ablenkung. Mittlerweile findet die Runde nicht mehr statt. Denn es ging weiter im Betrieb und ein kleines bisschen Alltag kam zurück: Petkovski ist in die Pop-Up-Mall gezogen und hat schon vor der amtlichen Einweihung der Mall sein Laden geöffnet. Dass am Anfang kein Strom da war, war nicht so wichtig. „Hauptsache es geht weiter“, sagt er und bedient gerade eine Kundin, die ein großes Päckchen – wahrscheinlich ein Weihnachtsgeschenk - abholt.
In seinem Shop in der Ahrweiler Innenstadt stand das Wasser bis fast in die 2,60 Meter hoch. Die Spiele? Ein Totalverlust. Aber selbst das Aufräumen wurde als Spiel gestaltet: Wie bei Tetris stapelten Petkovski und seine Helfer das zerstörte Interieur auf der Straße. 14 Meter lang war dieser Block aus zerstörten Möbeln und durchtränkten Spielen. Dass die Stadt eine Flut dieses Ausmaßes heimsuchen würde, hätte er niemals gedacht. Noch am Vorabend hatte Petkovski Sandsäcke in einer Höhe von etwa 50 Zentimeter vor seiner Ladentür gestapelt. Den Sand dafür hatte er übrigens vom Abenteuerspielplatz auf der anderen Ahrseite vor dem Ahrtor, der wenig später durch die Flut völlig zerstört wurde. Denn am Bauhof gab es keinen Sand zum Selbstbefüllen mehr. Betroffen ist Petkovski gleich zwei Mal. Er wohnt in der Ahrweiler Altstadt nur wenig weiter von dem Standort seines Ladens. Aufgeben möchte er aber nicht und der Einzug in den Container an der Pop-Up-Mall ist der erste Schritt in Richtung Zukunft. Er hofft darauf, dass es am alten Standort in der Niederhut schon in der Woche nach Karneval weitergehen kann. Und dann gibt’s auch wieder Spielenachmittage bzw. Abende. Die können dann aber gerne wieder drinnen stattfinden, sagt er. ROB