Überregionale Medien berichteten von einer „dramatischen Lage“ im Ahrtal - doch an der Ahr blieb es ruhig.
Kein Hochwasser: Das Ahrtal ist sauer wegen Fake News

Kreis Ahrweiler. Für die Einwohner des Ahrtals waren die Nacht- und Morgenstunden des gestrigen Dienstags durchaus angespannt. Der Deutsche Wetterdienst hatte eine Unwetterwarnung herausgegeben. Es wurden Niederschläge von 30 bis 50 l/qm innerhalb weniger Stunden prognostiziert, die in der Nacht von Montag auf Dienstag, dem 8. auf den 9. September, bis in den Nachmittag hinein fallen sollten. Punktuell wurden auch bis zu 90 l/qm in Verbindung mit Gewittern prognostiziert. Doch schon am Vormittag entspannte sich die Lage: Ein erneutes Hochwasser blieb aus und die prognostizierten Pegelstände an den Pegeln Altenahr und Bad Bodendorf wurden nicht erreicht. „Die Situation hat sich erfreulicherweise deutlich anders entwickelt als zunächst von uns angenommen“, sagte Dominik Gieler, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Altenahr, gegen 10 Uhr. Um 11:30 Uhr gab schließlich auch die Kreisverwaltung Entwarnung.
Landrätin Cornelia Weigand zeigte sich erleichtert. „Die Vorwarnungen, die uns gestern für unseren Kreis erreicht haben, sind zum Glück nicht in diesem Ausmaß eingetreten. Es ist relativ ruhig geblieben.“ Ein großes Unwetter gab es also nicht. Andere Medienportale sahen das allerdings anders und berichteten von einer erneuten großen Hochwasserlage an der Ahr. Dort war von gefluteten Straßen und Kellern die Rede und ganz allgemein von „dramatischen Stunden“. Tatsächlich zeigten die Fotos, die die Berichte illustrierten, zwar überschwemmte Straßen, diese befanden sich jedoch nicht im Ahrtal. Große Mühe, die Berichterstattung mit Bildern zu bestücken, die die Realität zeigen, haben sich die Ersteller des Berichts ohnehin nicht gegeben. So zeigt ein prominent platziertes Foto die Einsatzkräfte des THW Bergheim, die am 8. und 9. im Ahrtal wohl kaum im Einsatz waren. Die Einsatzlage blieb auch für Ahrtaler Helfer ruhig. Wie die Kreisverwaltung Ahrweiler mitteilte, gab es für die Feuerwehren im Kreisgebiet am Morgen überhaupt keine Einsätze.
Für viele Menschen im Ahrtal ist die übertriebene Berichterstattung kaum zu ertragen. Denn Hochwassersituationen sind für die Menschen vor Ort seit der Flutkatastrophe vom 14. und 15. Juli 2021 ein äußerst sensibles Thema. Unter den entsprechenden Beiträgen in den sozialen Medien häuften sich die Kommentare, dass die Lage an der Ahr ganz anders sei als in den Medien dargestellt. Auch die Kreisverwaltung sah sich gezwungen, zu den entsprechenden Beiträgen eine Gegendarstellung abzugeben. Andreas Lambeck, der Geschäftsführer des Ahrtal-Tourismus, möchte gegen die irreführende Berichterstattung einer Tageszeitung vorgehen und kündigte an, den Presserat einzuschalten „Diese Darstellung ist nachweislich falsch. [...]Dennoch wurde die Meldung nicht zurückgezogen oder korrigiert, sondern am Folgetag weiterhin verbreitet. [...] Ich bitte den Presserat daher, diese Form der Berichterstattung zu prüfen und öffentlich zu rügen.“
ROB