Der ehemalige Vor-Ort-Beauftragte für den Wiederaufbau im Ahrtal, Günter Kern, übernimmt die Schirmherrschaft für das Projekt „Aufwind – Deine Chance Ahrtal“

Kinder und Jugendliche sollen beim Wiederaufbau gehört werden

Kinder und Jugendliche sollen beim Wiederaufbau gehört werden

Günter Kern (vordere Reihe, 2.v.r.) gemeinsam mit den Beteiligten des Projektes „Aufwind – Deine Chance Ahrtal. Foto:SN

27.05.2022 - 11:08

Ahrtal. Vor rund zwei Monaten endete Günter Kerns Tätigkeit als Vor-Ort-Beauftragter des Landes für den Wiederaufbau im Ahrtal. Den Rücken hat der Staatssekretär a.D. dem von der Flut zerstörten Tal damit aber nicht gekehrt: Im Rahmen einer Gesprächsrunde im Sinziger „Haus der offenen Tür“ (HoT) mit Vertretern des Beteiligungsprojektes „Aufwind – Deine Chance Ahrtal“, als dessen Schirmherr er fungiert, informierte Kern sich nun über die aktuelle Situation der jungen Ahrtal-Bewohner und deren Möglichkeiten, am Wiederaufbau der Region teilzuhaben.


Enge Kooperation


Das Projekt „Aufwind“ gehört zur Arbeitsgruppe „Kinder-, Jugend- und Familienbildungsarbeit“ des Runden Tischs „(Wieder-)Aufbau der sozialen Infrastruktur“ der Kreisverwaltung Ahrweiler und steht in enger Kooperation mit der Fachbereichsleitung des Kreises für Jugend, Soziales und Gesundheit, Siglinde Hornbach-Beckers, sowie den Jugendpflegern der betroffenen Gebietskörperschaften Adenau, Altenahr, Bad Neuenahr-Ahrweiler und Sinzig. Durch das Beteiligungsprojekt, das von der Hilfsorganisation „ADRA e.V.“ gefördert wird, soll es Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter von sechs bis 27 Jahren ermöglicht werden, ihre Wünsche für den Wiederaufbau zu formulieren und so Einfluss auf dessen konkrete Gestaltung zu nehmen.

Die Leitung des Projektes haben Daniel Massion, der einen Hochschulabschluss im Bereich Soziale Arbeit hat, sowie die Gesangspädagogin Lissy Fey inne. Unter ihrer Federführung wurden in den vergangenen Wochen Aktionstage in den Grund- und weiterführende Schulen im Ahrtal durchgeführt. Bis Mitte Juli sind in den betroffenen Städten und Dörfern unter dem Motto „Heimkino“ außerdem Ortsbegehungen mit Popcorn und Softdrinks für die Jugendlichen und jungen Erwachsenen geplant. Im Anschluss an eine Kleingruppenarbeit, im Zuge derer die Kinder und Jugendlichen einzelne Themen genauer behandeln sollen, steht dann eine gemeinsame Auswertung der Ergebnisse mit Vertretern der Kommunen sowie des Landkreises.


Hohe Belastung durchPandemie und Flut


Für die jungen Menschen im Ahrtal sind die vergangenen Jahre alles andere als leicht gewesen. „Es ist ein großes Zusammenspiel von Flut und Corona“, berichtete Andreas Schmitt, Schulleiter der Janusz-Korczak-Förderschule in Sinzig. HoT-Leiterin Petra Klein schilderte in diesem Zusammenhang das Schicksal eines Kindes aus Dümpelfeld, dessen einziger Freund, mit dem es während der Pandemie spielen durfte, nach der Flut nun nicht mehr in dem kleinen Dorf lebt. Als Ursache für die desolate Gemütslage der jungen Bewohner des Tals machte Klein vor allem die Nichtbeachtung ihrer Belange aus. „In der Pandemie haben wir Kindern und Jugendlichen einfach nicht zugehört, wir haben sie Zuhause sitzen lassen.“


„Radikale Beteiligungvon jungen Menschen“


Beim Wiederaufbau soll dies nun anders werden. Die Projektmitglieder streben eine „radikale Beteiligung von jungen Menschen“ an. Auf diesem Wege sollen die Kinder und Jugendlichen den Verantwortlichen zufolge Selbstwirksamkeit erfahren, demokratische Kompetenzen erlernen und Erfolgserfahrungen sammeln. Eine solche Beteiligung sei zudem in der rheinland-pfälzischen Gemeinde- bzw. Landkreisordnung vorgesehen, betonen die Initiatoren.

Der neue Schirmherr Günter Kern zeigte sich beeindruckt von dem Projekt: „Hier bekomme ich in einer Breite das Gefühl dafür, was die Kinder wollen und wie es weitergehen soll.“ Gleichzeitig mahnte er dazu, es nicht nur bei diesen Erhebungen zu belassen. In einem „nächsten wesentlichen Schritt“ sind nach seiner Vorstellung konkrete Maßnahmen erforderlich. „Man muss nachhaltig unterwegs sein und die Wünsche dann auch in Projekte mit den Ortsbürgermeistern umsetzen“, so Kern.

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