Bürgermeisterwahl in der VG Rhein-Mosel: Fünf Kandidaten möchten ins Rathaus

Bürgermeisterwahl in der VG Rhein-Mosel: Fünf Kandidaten möchten ins Rathaus

Vier von insgesamt fünf Bürgermeisterkandidaten kamen nach Sinzig zum Redaktionsgespräch.Foto: ROB

Bürgermeisterwahl in der VG Rhein-Mosel: Fünf Kandidaten möchten ins Rathaus

Arnold Waschgerl. Foto: Privat

Bürgermeisterwahl in der VG Rhein-Mosel: Fünf Kandidaten möchten ins Rathaus

Susanne Tack und Hermann Krupp interessieren sich für die Zukunft der VG Rhein-Mosel. .Foto: ROB

Sinzig. Am Sonntag,13. März 2022, haben die Bürgerinnen und Bürger der Verbandsgemeinde Rhein-Mosel die Möglichkeit, einen neuen Bürgermeister bzw. eine neue Bürgermeisterin zu wählen. Auswahl ist reichlich vorhanden: Mit Martin Ibald (Grüne), Jens Firmenich (CDU), Kathrin Laymann (Freie Wähler), Norman Schneider (SPD) und Arnold Waschgler (Unabhängig) bewerben sich gleich fünf Kandidaten um das höchste Amt in der VG. Von Politikverdrossenheit ist also keine Spur in der Kommune an Mosel und Rhein. Doch wie soll die Politik in den nächsten Jahren aussehen. Von ihren Plänen erzählten die Bewerber nun im Rahmen eines Redaktionsgespräches in Sinzig. Ibald, Firmenich, Laymann und Schneider trafen sich dazu mit Hermann Krupp, Geschäftsführer des Krupp Verlages und BLICK aktuell-Chefredakteur, und Susanne Tack, Junior-Chefin, im Verlagshaus. Aufgrund anderweitiger Verpflichtungen konnte Arnold Waschgler nicht dabei sein. Der unabhängige Bewerber reichte seine Antworten nach dem Gespräch in Schriftform ein. Thema des spannenden Gespräches waren unter anderem Themen wie die aktuelle Situation in der VG, Digitalisierung und Ausblicke in die Zukunft.

Zunächst wollte Hermann Krupp wissen, mit wem er es eigentlich zu tun hat. Bei der kurzen Vorstellrunde machte Martin Ibald, Bürgermeisterkandidat der Grünen, den Anfang. Ibald ist gelernter Landschaftsgärtner, Familienvater und seit langem in der Kommunalpolitik tätig. Seit 2004 ist er Mitglied des Gemeinderates Lehmen und dort auch Beigeordneter. Im Verbandsgemeinderat ist er seit der Kommunalwahl 2019 vertreten. Zu seiner Motivation gibt er seinen Willen zur Gestaltung seiner Heimat-VG an. Dort kenne er sich gut aus und sei eng mit der Region verwurzelt: „Mein ganzes Leben haben ich an der Mosel verbracht“, so Ibald. Anschließend war Jens Firmenich an der Reihe. Auch der Christdemokrat sei tief mit seiner Heimat verwurzelt. Ehrenamtliche Aktivität habe bei ihm einen besonders hohen Stellenwert. Insbesondere mit seinem Heimatort Brodenbach verbinde er viel. Dort war er zehn Jahre Ortsbürgermeister. Firmenich ist Verbandsgemeinderatsmitglied und bekleidet dort den Posten des Vorsitzenden der CDU-Fraktion im Rat. Zu seiner Motivation sagt er: „Ich brenne für unsere VG und möchte viel bewirken.“ Kathrin Laymann stammt ursprünglich aus Fürstenfeldbruck, die studierte Politik- und Medienwissenschaftlerin lebt aber schon seit geraumer Zeit der Liebe wegen an Rhein und Mosel. Kommunalpolitische Erfahrungen sammelte die Kandidatin der Freien Wähler bereits in verschiedenen Ausschüssen der Stadt Koblenz. Beruflich ist Laymann bisher bei der kevag aktiv. Hier habe sie gelernt, „gut in Verwaltung“ zu sein. Diese Kompetenz möchte sie nun anwenden, um auch die Verbandsgemeinde zu gestalten. Kommunalpolitische Erfahrung sammelte der SPD-Bewerber Norman Schneider schon sehr früh, nämlich im Kinder- und Jugendparlament. Dies motivierte den Bundeswehroffizier nicht nur, der SPD beizutreten, sondern sich auch weiterhin politisch zu engagieren. Heute ist er in verschiedenen Ausschüssen in Koblenz tätig. Zu seiner Motivation sagt er: „Ich möchte die VG mit Weitsicht gestalten!“ Entsprechende Qualifikation bringe er mit. Arnold Waschgler bezeichnet sich als „Politiker aus Leidenschaft“. Der unabhängige Bewerber ist beruflich Obergerichtsvollzieher und lebt seit Kindertagen in Lehmen und ist seit 2019 der dortige Ortsbürgermeister. Der Familienvater engagiert sich zudem in Vereinen und Verbänden. Durch seine Tätigkeit als Ortsbürgermeister habe er bereits viele Einblicke in der Kommunalpolitik sammeln können und ist auch durch seinen Beruf mit vielen behördlichen Vorgängen vertraut.

Tourismus als wichtiges Standbein

Susanne Tack interessierte sich für die Ist-Situation in der Verbandsgemeinde. „Wo steht die VG heute und was sind ihre besonderen Merkmale und Stärken?“, möchte die Junior-Chefin wissen. Für Jens Firmenich steht begeistert fest: „Im Tourismus sind wir Bombe!“. Den müsse man auch nicht neu erfinden, so Firmenich. Trotzdem brauche es neue Akzente. So möchte er das Thema Gesundheitstourismus weiter forcieren. Außerdem seien ihm noch weitere Baustellen aufgefallen. Die Verbandsgemeinde brauche dringend neuen Wohnraum und eine bessere medizinische Versorgung. Auch bei den Feuerwehren habe man Nachholbedarf. Generell sehe er im Ehrenamtsbereich verschiedene Aufgaben, so zum Beispiel bei den Vereinen im Gesamten, aber auch bei der Flüchtlingshilfe. Abhilfe schaffen könnte hier ein Ehrenamtsbetreuer, der seitens der VG gestellt wird und selber ehrenamtlich arbeitet.

Kathrin Laymann sieht die Stärken der Verbandsgemeinde vor allem im Ehrenamt und im Tourismus. „Hier ist die VG mega, hier fühlt man sich wohl“, ist die Kandidatin überzeugt. Verbesserungsansätze hat sie jedoch auch. So sollen die Vereine künftig besser unterstützt werden. Außerdem solle die Digitalisierung weiter vorangetrieben werden, um bereits bestehende Netzwerke sinnvoller zu nutzen. Wichtig sei ihr auch das Thema Gebäudesanierung in der VG. Bei Bebauungsthemen brauche es einen besseren Fahrplan. Ein Gebäudekataster wäre diesbezüglich ein Ansatz. Zusätzlich wünsche sie sich eine sinnvollere Koordination bei der Flächennutzung.

„Die Verbandsgemeinde steht heute nicht schlecht dar,“ findet Norman Schneider. „Die VG Rhein-Mosel sei eine starke Region in einem starken Land.“ Als größte Herausforderung sieht der SPD-Kandidat, die Mobilitäts-Wende vor Ort umzusetzen. Die VG habe durch ihre Lage im „Speckgürtel“ beste Voraussetzungen. Hier müssen laut Schneider neue Lösungen her, wie zum Beispiel Mitfahrer-Bänke. Auch der ÖPNV müsse Fortschritte machen.

Geht es nach Arnold Waschgler stehe die VG derzeit vor der Herausforderung, zeitgemäße Strukturen zu schaffen. Das gilt insbesondere für die ärztliche Versorgung, Bildungsthemen, die Etablierung eines funktionierenden Nahverkehrs und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Stärken sieht Waschgler bei der heutigen Verwaltung und insbesondere bei deren Mitarbeitern. „Hier arbeiten Menschen, die wirklich etwas bewegen wollen,“ so Waschgler. Dies solle durch Schulungen ausgebaut werden, damit die Verwaltung zu einem echten Dienstleister für den Bürger werden kann.

Auch Martin Ibald zeichnet ein positives Grundbild. „Die VG steht ganz gut da“, sagt er. Lobende Worte findet er auch für das politische Miteinander im VG-Rat. Hier herrsche ein gutes Klima. Für die Grundsituation sei laut Ibald vor allem der Tourismus verantwortlich, man dürfe jedoch nicht vergessen, dass es auch noch andere Wirtschaftsbetriebe gäbe. Es sei ihm wichtig, künftig jeden Ort individuell nach seinen Stärken zu beurteilen. Des weiteren fordert er eine stärkere Unterstützung des Ehrenamts. Das gelte auch für ehrenamtliche Ortsbürgermeister. Für die Verwaltung sieht er die Rolle des Impulsgebers bei allen genannten Projekten.

Herausforderungen und Aufgaben

Die Herausforderung in der Verbandsgemeinde Rhein-Mosel interessieren Hermann Krupp besonders. „Was muss besser gemacht werden? Was steht auf Ihrer Prioritätenliste ganz oben?“, möchte der BLICK aktuell-Chefredakteur wissen. Für Kathrin Laymann ist die Aufgabenstellung klar definiert. Zunächst möchte sie den Fokus auf die Kitas richten. Hier gäbe es Probleme in der VG. Oft stelle sich die Frage nach der zukünftigen Trägerschaft. Außerdem möchte sie Regeln für künftige Bebauungen definieren, und zwar solche, bei denen auch der Klimaschutz berücksichtigt wird. Darüber hinaus möchte „sie die Gesellschaft wieder zusammenbringen“, gerade mit Blick auf die Zeit nach der Corona-Pandemie. Auf Norman Schneiders Agenda steht die Krisenvorsorge und der Katastrophenschutz ganz oben. Dazu benötigen die Feuerwehren zunächst eine ordentliche Ausrüstung. Das habe die Flut im Ahrtal allen gelehrt. Im Falle einer Katastrophe müsse die Verwaltung als Berater fungieren und bei der Ausstellung von Anträgen helfen. Wichtig seien ihm auch die Zukunft der Kita in Trägerschaft der VG sowie die Schulausstattung. Ein Herzensthema sei ihm ebenfalls, die Menschen nach der Pandemie wieder zu vereinen.

Auch bei Arnold Waschgler stünden die Menschen im Vordergrund. Jedem einzelnen Menschen gebühre Gehör und Unterstützung. Wichtig seien ihm die Themen bezahlbarer Wohnraum, gesunder Tourismus und ein aktives Vereinsleben. Die Verbandsgemeinde solle hier als Partner wahrgenommen werden, der vermittelt und nicht blockiert. Dazu stellt er fest: „Die Bürger sollen von der VG als Gestalter und Macher betrachtet werden.

Die Auswirkungen der Pandemie sind auch bei Martin Ibald ein großes Thema. Veranstalter von Festen - wie zum Beispiel Vereine - haben sehr gelitten. Nun müsse die VG sich mit Ideen einbringen und Dinge anpacken. Das gelte genauso für den Tourismus. Eine weitere Idee, die ihn umtreibe, sei die Ausstattung von Schulen mit Raumluftfiltern, sinnvoller Hochwasserschutz und eine besser ausgerüstete Feuerwehr.

Die Sanierung des Freibads in Winningen ist für Jens Firmenich ein Kernthema, das es dringend zu erhalten gelte. Hierzu brauche es entsprechende Förderung und das gelte für die ganze VG. Denn die Verbandsgemeinde Rhein-Mosel sei die einzige Kommune ohne Wirtschaftsförderer im Kreis. Das müsse sich ändern. Auch Firmenich sieht Verbesserungsbedarf bei den Feuerwehren. Hier herrsche ein Investitionsstau von etwa einer Million Euro, den es aufzulösen gelte. Die Vereine sollen nach der Pandemie ebenfalls von der VG an die Hand genommen werden.

Schub für die Digitalisierung

„Wie ist die Verwaltung derzeit aufgestellt und was muss – auch in Bezug auf die Digitalisierung – verbessert werden?“, möchte Susanne Tack wissen. Für Norman Schneider stehe fest, dass in Sachen Digitalisierung die Verwaltung einen Schub brauche. „Es kann nicht sein, dass man ein Formular ausfüllen kann, es danach aber trotzdem ausdrucken muss, um es per Post zur Behörde zu schicken,“ sagt der SPD-Kandidat. Dieser ganze Prozess müsse in der Zukunft auch reibungslos online funktionieren. Weiterhin sei es ihm wichtig, die VG-Außenstelle im Rhenser Rathaus zu erhalten.

Für den unabhängigen Bewerber Arnold Waschgler stehe fest, dass die Verwaltung personell angemessen ausgestattet sein muss. Verfahrensabläufe sollen künftig besser korrespondieren. In Sachen Digitalisierung brauche es nicht nur in der Verwaltung Fortschritte, sondern generell. Um die Verwaltung zu verbessern solle gemeinsam mit den Mitarbeitern Konzepte erarbeitet werden, die präzise und effektiv sind. Dazu gehören unter anderem digitale Elemente und flache Hierarchien. Die Digitalisierung müsse jedoch nicht nur in der Verwaltung voranschreiten, sondern auch zu Hause und in den Schulen.

Geht es nach Martin Ibald arbeite die Verwaltung der VG „gut, aber von schwankender Qualität.“ So sei er mit manchen Aspekten beim Thema Flüchtlingshilfe weniger zufrieden. Die Digitalisierung sei ein großes Thema. „Hier müssen wir mitgehen“, sagt Ibald. Für den digitalen Wandel müsse motiviert werden. Außerdem sei es ihm wichtig, dass die Verwaltung personell gut ausgestattet sei.

Jens Firmenich kennt die nicht-digitalen Abläufe in der Verwaltung. „Rechnung abstempeln und dann per Post zu schicken – das gibt es immer noch,“ weiß Firmenich. Und: Hier müsse sich dringend etwas tun. Optimierungsbedarf gäbe es im Dokumentenmanagement. Zur Digitalisierung gehöre auch die Verbesserung des Homeoffice um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu fördern. Ein düsteres Bild zeichnet der CDU-Bewerber von der Ausstattung der Feuerwehren. „Manche Feuerwachen in der VG haben nicht mal einen Telefonanschluss“, sagt er.

Dass die Verwaltung digitaler werden muss, weiß auch die Bewerberin der Freien Wähler, Kathrin Laymann. Sie fordert weniger Papier in der Verwaltung, aber auch im Bürgerservice. Die Möglichkeit für Homeoffice-Arbeit sollte für Verwaltungsmitarbeiter gefördert werden. Ihr wäre es auch wichtig eine digitale Bürgersprechstunde per Videokonferenz zu etablieren. „Das ist nicht nur für den Bürger praktischer, sondern schont auch zusätzlich das Klima.“

Visionen für die Zukunft

Anlässlich der Abschlussfrage verlangte Hermann Krupp von den Bürgermeisterkandidaten einen Ausblick in die Zukunft. „Wie sieht die Verbandsgemeinde im Jahre 2030 unter Ihrer Führung aus?“

Arnold Waschgler wünscht sich eine VG mit kurzen und transparenten Dienstwegen. Die Schwimmbäder sollen saniert und in Betrieb sein und die Verkehrswege besser ausgebaut. Schnelles Internet soll ebenfalls Standard sein und die Region mit ihren Festen soll weiterhin ein beliebter Anlaufpunkt für Touristen sein. Des Weiteren wünscht Waschgler sich einen wirtschaftlichen Aufschwung.

Martin Ibald möchte in einer Verbandsgemeinde leben, in der Nachhaltigkeit und Klimaschutz eine große Rolle auf allen Ebenen spielt. Generell wünsche er sich eine Region, in der alle Menschen gut und mit Freude leben können. „Die Verbandsgemeinde soll einfach enkelfähig bleiben,“ fügt er hinzu und somit auch der nächsten Generation einen guten Platz zum Leben bieten. Und natürlich soll die VG bis 2030 klimaneutral sein.

Eine Neuorientierung des Tourismus vom Kulturerlebnis bis hin zum ganzheitlichen Gesundheitstourismus wünsche sich Jens Firmenich. Dazu benötige es lückenlose Fahrradwege, eine adäquate medizinische Versorgung, aber auch Angebote wie moderne Trimm-Dich-Pfade. Dabei sei das Naturerlebnis besonders wichtig. Grundsätzlich wünsche er sich, „dass die Verbandsgemeinde Rhein-Mosel im Jahr 2030 blüht!“.

Kathrin Laymann hat einen passenden Slogan für das Jahr 2030: „Kulturlandschaft natürlich erleben“, lautet der und beinhaltet einen sanften Tourismus, bestehend aus einer Kombination aus Fahrradfahren, Wandern und Weinbau. Auch für Kinder soll es entsprechende Angebote geben, Rutschen durch die Weinberge wären eine mögliche Idee.

Eine Neuorientierung von Wirtschaft und Tourismus wünscht sich auch Norman Schneider. Denn beides müsse künftig zusammen betrachtet werden. Beim Tourismus sollen auch vorhandene Kulturgüter wie die Burgen in der Region eine Rolle spielen. Auch soll es weiterhin eine schlagkräftige Gastronomie vor Ort geben. Außerdem wünsche er sich ein einen „Lückenschluss“ zwischen den Rhein- und Moselgemeinden um das Gemeinschaftsgefühl zu stärken. Generell sehe er die VG im Jahre 2030 als Region mit guten Schulen und Kitas, in der alle Altersklassen gut und gemeinsam leben können.

Text: Daniel Robbel