Bei einem Festakt in der Rheinhalle in Remagen wurde die neue Landrätin des Kreises Ahrweiler vereidigt – Großer Dank an Horst Gies

Cornelia Weigand:Neue Wege und klare Worte

Cornelia Weigand:
Neue Wege und klare Worte

Cornelia Weigand mit Laudatoren kurz vor der Vereidigung. Fotos: CF

Cornelia Weigand:
Neue Wege und klare Worte

Möchte in acht Jahren auf einen geheilten Kreis blicken: Die neue Landrätin Cornelia Weigand.

Cornelia Weigand:
Neue Wege und klare Worte

Friedhelm Münch führte die Vereidigung durch. Foto: ROB

Remagen. Nun ist es amtlich: Cornelia Weigand ist neue Landrätin des Kreises Ahrweiler. Nach dem sehr deutlichen Sieg der Wahl am 23. Januar fand am Freitag die offizielle Amtseinführung und Vereidigung Weigands im Rahmen einer Sitzung des Kreistages statt. Erstmals in der Geschichte wird eine Frau die Geschicke des Kreises lenken. Auch einer Partei gehört die ehemalige Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde Altenahr nicht an. Und auch sonst war bei dem Festakt vieles anders.

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie waren deutlich sichtbar, und dies nicht nur durch die Abstandsregelung und die freiwillige Teststation im Foyer der Rheinhalle in Remagen. Denn eigentlich hätte der 1. Beigeordnete Horst Gies durch den Nachmittag führen sollen. Gies konnte corona-bedingt jedoch nicht dabei sein. Seine Vertretung übernahm der Beigeordnete Friedhelm Münch, der in seinen Eröffnungsworten besonders die Leistungen von Horst Gies und den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen der Kreisverwaltung lobte. Für Cornelia Weigand hatte Münch neben der Ernennungsurkunde auch gratulierende Worte. „Die Geschicke unseres Landkreises mit allen Hoffnungen, aber auch allen Sorgen und Problemen wurden bei der Wahl in ihre Hände gelegt“, so Münch. Das mache Weigand zur „Anwältin von allen acht hauptamtlich geführten Kommunen im Kreis Ahrweiler. Münch drückte seine Hoffnung aus „dass Sie unseren Kreis wieder zum Erblühen bringen.“

Absage an Machtspiele

Nach der Vereidigung und einigen Grußworten richtete Cornelia Weigand bei der Antrittsrede ihre Worte an die anwesenden Kreistagsmitglieder und Verwaltungsmitarbeiter. Die kam schnörkellos und fokussiert daher. „Machtspiele, Klüngel, Seilschaften und Fundamentalopposition können wir uns nicht leisten“, so Weigand. Der Wähler habe sich gegen eine parteipolitische Ausrichtung entschieden. Ein Parteibuch dürfe auch nicht das Handeln der Verwaltungsmitarbeiter bestimmen. Stattdessen gelte es wichtige Themen weiterzuentwickeln und schnelle und tragfähige Beschlüsse zu wiederholen. Die neue Landrätin betonte mehrfach, dass der Wiederaufbau der zerstörten Gebiete nur gemeinsam gehe. Und dabei gehe „es schlicht um die Zukunft des Kreises“, nicht um „Posten oder Pöstchen.“ In ihrer Rede stellte sie ein Zukunftskonzept vor, dass für alle Kommunen gelte, egal ob von der Flut betroffen oder nicht. Es gelte nun, neue Wege zu beschreiten. Digitalisierung der Schulen, schnelles Internet, saubere Energie, emissionsfreie Mobilität, der Zustand der Straßen und interkommunale Gewerbegebiete sollen dabei wichtige Eckpfeiler der nächsten acht Jahre werden. Auch wenn der Wiederaufbau des Kreises noch einige Zeit dauern werde, habe man nun keine Zeit zu verlieren. Denn der Kreis Ahrweiler könne tatsächlich die viel zitierte Modellregion werden. Weigand würde sich in diesem Kontext freuen, den UN-Standort in Bonn in Form einer wissenschaftlichen Begleitung einbinden zu können.

„Ich möchte in acht Jahren vor Ihnen stehen und auf eine geheilte Ahr-Region schauen können und auf einen Kreis Ahrweiler, der sich dem Wohl seiner Einwohnerinnen und Einwohner, seiner Unternehmen und auch der Umwelt verpflichtet fühlt“, so Weigand in ihren Schlusssätzen. Es böte sich jetzt die Gelegenheit, viele Wege neu zu gehen. Zum Schluss dankte sie Horst Gies, der die Kreisverwaltung „in schwieriger Zeit zuverlässig und engagiert geführt hat.“

Keine Vorschusslorbeeren

Vor der Rede der neuen Landrätin entrichten einige Ehrengäste ihre Grußworte, darunter auch Roger Lewentz, Innenminister von Rheinland-Pfalz. Lewentz betonte, dass nun die Möglichkeit bestehe, im Zuge des Wiederaufbaus eine moderne und grundlegend neue Infrastruktur im Ahrtal zu schaffen. Grundlage dafür sei das verabschiedete Maßnahmenpaket in Höhe von 3,7 Milliarden Euro. Lewentz formulierte den Wunsch, dass Land und Kommunen für den Aufbau besser an einem Strang ziehen müssen. Dem Kreis Ahrweiler komme dabei künftig noch mehr die Aufgabe zu, die Maßnahmen effektiv zu bündeln.

Auch Wolfgang Schlagwein als Vertreter aller Fraktionen im Landtag richtete seine Worte an das Publikum und die neue Landrätin. Der Grünen-Politiker wünschte Cornelia Weigand eine gute Hand für die Amtsgeschäfte. Vorschusslorbeeren gab es seitens Schlagweine jedoch keine: „Sie bringen ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten mit, und sie werden sich neue und andere Fähigkeiten erarbeiten müssen, um den Landkreis Ahrweiler aus jenem Loch heraus zu führen, in das ihn die Flut des Julis 2021 gestürzt hat.“ Gleichzeitig betonte er, dass Weigand einen Anspruch dabei habe, dass der Kreistag ihr einen offenen und ehrlichen Anfang und Zugang zu den Amtsgeschäften ermögliche. Hilfsbereitschaft signalisierte auch Achim Juchem, Bürgermeister der Gemeinde Grafschaft, der stellvertretend für die Bürgermeister der acht Kommunen im Kreis sprach. Juchem brachte nicht nur die Grüße seiner Amtskollegen mit, sondern auch ein besonderes Geschenk zur Amtseinführung mit: Statt einem Weinpräsent oder ähnlichem gab es für Cornelia Weigand einen Einkaufsgutschein für ein Sportgeschäft. Die Bürgermeister des Kreises sicherten ebenfalls ihre Unterstützung und Hilfe zu. Dass die etwa 600 Mitarbeiter der Kreisverwaltung die neue Landrätin mit Offenheit, Respekt und Verlässlichkeit empfangen werden, betonte Burkhard Müller, Personalratsvorsitzender der Kreisverwaltung. Auch er hieß Weigand herzlich Willkommen und freut sich auf gute Zusammenarbeit.

Für die Landräte in Rheinland-Pfalz sprach Manfred Schnur, Landrat des Kreises Cochem-Zell. Schnur grüßte mit einem freundlichen „Willkommen im Club“ und sicherte seine Hilfestellung zu.

Die Beigeordnete Christina Steinhausen würdigte in ihrem Redebeitrag vor allem die Verdienste von Horst Gies, der die Feierstunde von zu Hause als Live-Stream verfolgte. Steinhausen betonte in diesem Zusammenhang die „harte Arbeit“, die Gies in den letzten Monaten geleistet habe.

Für die neue Landrätin gab es sogleich eine weitere Premiere. Sie durfte einen Scheck an das Streicherensemble des Rhein-Ahr-Gymnasiums überreichen, das an diesem Tag für musikalische Auflockerung zwischen den Grußworten sorgte.