Allgemeine Berichte | 29.01.2022

Ein halbes Jahr nach der Flutkatastrophe im Kreis Ahrweiler

Caritas steht den Menschen im Ahrtal finanziell und seelisch bei

Der vor der Geschäftsstelle aufgestellte Bürocontainer bietet den Caritas-Mitarbeiterinnen (von links) Katharina Steinich, Silvia Plum, Marianne Theis-Prodöhl und Nicole Piclum einen weiteren Ort für Gespräche, denn die Menschen brauchen viel psycho-soziale Unterstützung. Foto: Bistum Trier

Ahrtal. Es wird wohl niemand im Ahrtal so rasch die Nacht vom 14. auf den 15. Juli 2021 vergessen: Mit unvorstellbarer Wucht hat die Hochwasserkatastrophe damals eine ganze Region ins Chaos gestürzt. Jeder und jede hat eine eigene Geschichte zu erzählen, und die Erinnerung ist noch frisch, auch wenn das Ahrtal inzwischen in der Berichterstattung immer weniger eine Rolle spielt. Die Menschen hier sind von Normalität jedoch weit entfernt. Die materiellen Schäden sind noch deutlich sichtbar, vor allem ahraufwärts: Abgebrochene Eisenbahnbrücken, offene Häuser, staubige oder verschlammte Straßenwege. Viel schwerer wiegen aber die nicht sichtbaren Schäden, die persönlichen Belastungen, die Trauer, die Verluste, die viele zu bewältigen haben. Ein Chaos, durch das sich die Mitarbeitenden des Caritasverbands Rhein-Mosel-Ahr seit der Flut Stück für Stück arbeiten. Alle zur Verfügung stehenden Kräfte wurden dazu mobilisiert.

Eine von ihnen ist Silvia Plum, Fluthilfekoordinatorin der Caritas Ahrweiler. Von Tag eins nach der Katastrophe stand sie den Menschen helfend zur Seite. Eine Aufgabe, für die es viel Leidenschaft und einen langen Atem braucht. Ohne die Unterstützung der Mitarbeiterinnen der benachbarten Caritasverbände Bonn und Koblenz und von der Caritasgeschäftsstelle Mayen sei das gar nicht zu bewältigen, sagt Plum. Vor allem die Hilfe vor Ort werde dringend benötigt. So gehen die Mitarbeiterinnen in die teils zerstörten Gemeinden, um mit den Menschen ins Gespräch zu kommen, um das Erlebte anzuhören. Nicht selten werden dabei Trauma-Folgeschäden deutlich, berichtet Plum. „Die Leute trauen sich nicht aus dem Stadtgebiet raus und müssen begleitet werden. Die Hemmschwelle ist zu groß, alleine ins Trauma-Hilfezentrum zu gehen.“

Die Caritas stand den Menschen auch finanziell schnell und unbürokratisch zur Seite: Als erste Maßnahmen wurden bis Ende August 1.600 Hilfesuchenden Soforthilfen ausgezahlt. Und inzwischen liegen über 700 Haushaltsbeihilfeanträge zur Bearbeitung auf dem Tisch, von denen einige schon bewilligt und ausgezahlt wurden. „Haushaltsbeihilfen sind ein gutes Vehikel, um die psychosoziale Verfassung der Menschen zu erfassen“, erklärt Plum. Es werde schnell deutlich, welche Bedarfe sie haben. Einige litten unter Schlafstörungen oder die Kinder würden unruhig, wenn es draußen regne. Bei manchen sei auch die berufliche Situation unklar, da der Arbeitsplatz betroffen ist. „In der Not können im Grunde kleine Dinge zum großen Problem werden“, weiß Silvia Plum und berichtet von einem jungen Mann, der in der Flut seinen Motoroller verloren hat und nicht mehr zur Arbeit fahren konnte. „Über die Härtefallklausel konnten wir den Roller ersetzen. Einem älteren Ehepaar, das sich wegen der Einbruchsgefahr nicht mehr vor die Tür traute, besorgten wir ein massives Sicherheitsschloss. Jetzt nehmen sie wieder am Leben teil. Beim Ausfüllen der Anträge erfahren wir mehr über die Nöte der Menschen und können ihnen in ihrer psychosozialen Situation oder bei der Vermittlung von Sachspenden helfen.“

Neben finanzieller Unterstützung gab es auch praktische Hilfen für die Betroffenen. So wurden Bautrockner ausgeliehen, elektrische Heizkörper verschenkt oder Hilfesuchende bei Fragen zum Thema „Wohnen“ an die zuständigen Stellen weitervermittelt. „Unser Konzept umfasst mehr als zehn Personalstellen für psycho-soziale Beratung und Begleitung, Sozialraumarbeit, baufachliche Beratung sowie Beratung in Wohn- und Schuldenfragen. Die Hilfeleistungen reichen vom Adenauer Raum bis nach Sinzig.“ Gefördert wird auch der „heilsame Austausch“ unter Betroffenen. Mit verschiedenen Treffpunktcafés erreiche man insbesondere die ältere Generation. Die „Wintertreffs“ im Kurpark, am Moses-Parkplatz und in Walporzheim seien mit ihrem bunten Familienprogramm unverzichtbare Begleiter durch die dunkle Jahreszeit. „Die Nöte der Menschen ändern sich, doch geblieben sind die seelischen und materiellen Wunden“, fasst Plum die Situation ein halbes Jahr nach der Flut zusammen. „Die Caritas war vor der Flut da und hat Menschen in Not geholfen und sie wird auch nach der Katastrophe die Menschen im Ahrtal begleiten.“

Mehr Informationen auch zu den Anlaufstellen des Caritasverbands Rhein-Mosel-Ahr gibt es hier: www.t1p.de/fluthilfe-caritas.

Pressemitteilung Bistum Trier

Der vor der Geschäftsstelle aufgestellte Bürocontainer bietet den Caritas-Mitarbeiterinnen (von links) Katharina Steinich, Silvia Plum, Marianne Theis-Prodöhl und Nicole Piclum einen weiteren Ort für Gespräche, denn die Menschen brauchen viel psycho-soziale Unterstützung. Foto: Bistum Trier

Leser-Kommentar
Bildergalerien
Neueste Artikel-Kommentare

Quiz: Wie gut kennt ihr euch in der Eifel aus?

  • H. Schüller: Sie meinen sicher "Reaktivierung", denn wiederaufgebaut werden muss die vorhandene Strecke nicht. Aber ich bin auch Ihrer Meinung, dass diese Bahnstrecke dringend ebenso reaktiviert gehört wie die Reststrecke...
  • Ursula Buchholz: Die Frage 10 stimmt so nicht. Ab Kaisersesch fährt die Eifelquerbahn nicht mehr - leider. Über den Wiederaufbau der Strecke wird noch heftig gestritten.
  • BLICK aktuell: Bitte nehmen Sie jetzt über den Button "Jetzt teilnehmen" an der Verlosung teil.
  • BLICK aktuell: Die Teilnahme ist jetzt über den Button "Jetzt teilnehmen" möglich
  • Hani: Wo kann man hier mitmachen????
Dauerauftrag 2025
Dauerauftrag 2025
Innovatives rund um Andernach
Imageanzeige
Anzeigenauftrag #PR106350-2025-0572#
Stellenanzeige div. Fachkräfte
Titelanzeige
Anzeigenauftrag #PR106350-2025-0572#
Empfohlene Artikel

Kreis Ahrweiler/Brüssel. Mit einer bewegenden Eröffnung wurde am Dienstag im Europäischen Parlament in Brüssel die Ausstellung „Flut – Juli 2021. Eine Katastrophe im Herzen von Europa“ eröffnet. Vier Jahre nach der Katastrophe, die Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Ostbelgien erschütterte, präsentierte die Schau künstlerische Positionen, persönliche Zeugnisse und Erinnerungsarbeiten. Die Präsidentin...

Weiterlesen

Kreuzberg. Die L 76 in der Ortslage Kreuzberg muss vom 22. Oktober bis einschließlich 4. November 2025 für den Verkehr voll gesperrt werden. Grund hierfür sind notwendige Brückenbauarbeiten im Zuge des Aufbaus nach der Flutkatastrophe. Die Umleitung erfolgt von Altenburg kommend über die B 257 durch Brück über Lind, Plittersdorf und Binzenbach, aus der entgegengesetzten Richtung kommend entsprechend umgekehrt.

Weiterlesen

Ahrweiler. Wer an dem Mühlenteich vorbeigeht, mag sich wundern. Der einst quirlige Bach, der durchaus das Stadtbild prägte, ist seit der Flut versiegt. Wie geht es weiter mit dem Gewässer? Vor knapp zwei Jahren wurde bei BLICK aktuell über den Zustand des Mühlenteichs in Ahrweiler berichtet. Die Stadtverwaltung lieferte eine Antwort auf die damalige Anfrage: Seinerzeit hieß es, die freiliegenden Bereiche...

Weiterlesen

Weitere Artikel

Arbeiten an den Entwässerungseinrichtungen

K37 in Wierschem: Verkehrseinschränkungen möglich

Wierschem. In der Zeit vom 8. bis 19. Dezember kann es im Bereich der Pappelstraße in Wierschem im Verlauf der K37 zu Verkehrseinschränkungen kommen. Grund hierfür sind Arbeiten an den Entwässerungseinrichtungen.

Weiterlesen

Auseinandersetzung in Euskirchener Kneipe

Streit um Frau: Fliegendes Bier und fliegende Fäuste

Euskirchen. Ein 42-Jähriger aus Bad Münstereifel besuchte mit seiner Freundin und Freunden eine Kneipe in Euskirchen. Er befand sich auf der Tanzfläche, während seine Freundin an der Bar von einem 44-jähringen Weilerswister angesprochen wurde.

Weiterlesen

Stellenanzeige
Imageanzeige
Pelllets
Betriebselektriker
Mitgliederwerbung
Bestellung Nr. 4300003040 - W100 - 606 - Kampagne EDL/PV, KW48-50
Zintemaat
Vereinbarter Test-Sonderpreis
Weihnachten in der Region
Stellenanzeige Dauernachtwache Alte Mühle
Innovatives rund um Andernach
Imageanzeige Schilddrüse und Gelenke
Anzeigenauftrag #PR106350-2025-0572#
Stellenanzeige Versand
Altenahrer Sternstunden