Fünfteilige Inforeihe in Bad Neuenahr-Ahrweiler startete in der Walporzheimer Dorfmitte

Orthen: „Kein Ausverkauf des Ahrtals an Spekulanten“

Orthen: „Kein Ausverkauf des Ahrtals an Spekulanten“

Volles Haus: Viele Walporzheimer kamen zur Infoveranstaltung. Foto: ROB

Orthen: „Kein Ausverkauf des Ahrtals an Spekulanten“

Hinter dem Rednerpult informierten Günter Kern, Heinz-Hartmann Munk und Joachim Gerke. Foto: ROB

Walporzheim. In Walporzheim startete am Montagabend eine besondere Veranstaltungsreihe für die Bürgerinnen und Bürger der hochwasserbetroffenen Stadtteile von Bad Neuenahr-Ahrweiler. An fünf Tagen informieren Günter Kern, der Vor-Ort-Beauftragte der Landesregierung für den Wiederaufbau des Ahrtals, Hans-Hartmann Munk, stellvertretender Leiter der Abteilung Wasserwirtschaft im Klimaministerium und Joachim Gerke von der SGD Nord. Ebenfalls vor Ort waren Dr. Ulrich Link, Vorstandsmitglied von der Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB). Mit dabei waren außerdem Staatssekretärin Nicole Steingaß und SGD-Nord-Präsident Wolfgang Treis. Als Vertreter der lokalen Politik kamen Bürgermeister Guido Orthen und der 1. Beigeordnete des Kreises, Horst Gies nach Walporzheim.

Auch wenn die Veranstaltung eine Premiere auf kreisstädtischem Gebiet darstellte, war das Konzept der Vortrags- und Inforeihe nicht neu. Vorher informierten die Experten in den Orten an der Mittelahr. Das Konzept ist stets identisch: Unmittelbare und umfassende Bürgerinformationen stehen im Mittelpunkt. Das Interesse der Walporzheimer war entsprechend groß. Das Versorgungszelt in der Dorfmitte war bis auf den letzten Platz besetzt. Diejenigen, die keine freie Sitzbank fanden, konnten draußen das Gesagte verfolgen – Lautsprecher und Mikrofone machten es möglich.

Nach einer sehr emotionalen und hoffnungstiftenden Begrüßung von Bürgermeister Orthen sowie Staatssekretärin Steingass informierte Hans-Hartmann Munk nach kurzer Einleitung von Günter Kern über Überflutungszonen im Weindorf. Die Frage, wie und wo wieder gebaut werden darf, stand hierbei im Mittelpunkt. Bauliche Hochwasserschutzmaßnamen stellte Joachim Gerke dar; Dr. Ulrich Link informierte über Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten beim Wiederaufbau von Immobilien.

Bürger standen im Mittelpunkt

Im Mittelpunkt standen die Bürgerinnen und Bürger Walporzheims, die in einer Fragerunde die Möglichkeit hatten, Fragen an die Referenten zu stellen. Die fielen teilweise sehr konkret aus und drehten sich oft um die Flutnacht als solches. So lautete eine Frage, wie hoch der Abfluss der Wassermenge der Ahr in der Flut 2021 im Vergleich zu 2016 war. Joachim Gerke konnte das konkret beantworten. „2016 lag die Menge bei 240 Kubikmeter pro Sekunde, 2021 waren es etwa 410 bis 420 Kubikmeter pro Sekunde“, klärte er über die Dimensionen im Bereich Altenahr auf . Konkret bedeutete dies einen Pegelstand von 2,75 Metern (2016) im Vergleich zu 5,10 bis 5,20 Meter im Sommer 2021. Ein weiteres großes Thema war der Hochwasserschutz im privaten Sektor. So informierte sich eine Einwohnerin über die Wirksamkeit von Spundwänden. „Die sei zwar gegeben,“ so Gerke. „Doch das bringe nur etwas, wenn das Gesamtkonzept stimmen“. Dazu gehören auch drucksichere Verschlüsse und Türen, um nur einige Beispiele zu nennen. Mehrfach wurde die Forderung genannt, den Politikern, die sich mit dem Wiederaufbau beschäftigen, ein Expertenteam bestehend aus Mitgliedern aus zivilen Berufen – wie Ingenieure oder Ärzte – an die Seite zu stellen. Mitunter gab es Differenzen zwischen Fragenden und Referenten. So wollte einer der anwesenden Walporzheimer wissen, warum eine Studie der Uni Bonn zum Hochwasserschutz ignoriert wurde. Einig wurde man sich hier nicht: Während hinter dem Rednerpult hierbei eine Studie aus dem Jahten um 1920 vermutet wurde, pochten die Fragesteller darauf, dass diese aus dem Jahre 2016 stamme. Wissenschaftlich begleitet werden man allemal, wie Heinz-Hartmann Munk betonte. Allerdings durch die Uni Koblenz-Landau.

Vorkausfrecht der Stadt

Eine ganz andere Sorge trieb einen Herrn aus dem Publikum um, der von einem Vorkaufsrecht der Stadt für flutgeschädigte Immobilien gehört hatte. „Ja, das ist korrekt,“ sagte Guido Orthen. Doch diesin einem sehr engen Rahmen. Keinen Anwohner werde ernsthaft das betreffen, fügte Orthen hinzu. Man wolle so einen „Ausverkauf des Ahrtals verhindern“ und „Spekulanten abschrecken“. Der Bürgermeister war auch Ansprechpartner bei einer sehr konkreten Frage, die sich um das Ortsbild Walporzheims drehte. „Wird die Josefsbrücke wieder aufgebaut?“, wollte ein Besucher der Veranstaltung wissen. „Wir sind uns alle einig, dass Walporzheim ohne Josefsbrücke nicht vorstellbar ist,“ antwortete Orthen prompt.

Ausführliche Informationen zum Aufbau im Ahrtal und Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten gibt es im Internet unter:

https://wiederaufbau.rlp.de

und https://isb.rlp.de/unwetterhilfen.html