Fraktionen des Kreistages von Ahrweiler nehmen Stellung zum Haushalt 2024

„Wir müssen selbst ran und die Weichen auf Konsolidierung stellen“

03.03.2024 - 07:35

Kreis Ahrweiler. Gegen drei Stimmen der FDP-Fraktion hat der Kreistag von Ahrweiler in seiner letzten Sitzung der Legislaturperiode den Haushalt des Kreises Ahrweiler mit einem Volumen von 320 Millionen Euro verabschiedet. Dies mit Verzögerung, denn eigentlich stand der Haushalt auf der Tagesordnung der Dezembersitzung. Hier Aussagen und Auszüge aus den Stimmen der Fraktionen zum Haushalt.

Michael Korden, CDU-Fraktion: „Als wir im Dezember zusammengekommen sind, waren wir uns unter den Kreistagsmitgliedern über die Fraktionsgrenzen hinaus fast alle einig, dass der  Haushalt noch nicht entscheidungsreif war. Es waren trotz der schlechten Zahlenkeine signifikanten Anstrengungen zur Haushaltsverbesserung erkennbar.“ Trotz der vorgenommenen Einsparungen und Haushaltsverbesserungen von mehr als vier Millionen Euro sei der Haushalt immer noch nicht zufriedenstellend, was das Defizit und die absehbare Entwicklung vorzeichneten. „Aber dies hat einen Grund. Oberste Priorität hat weiterhin der Wiederaufbau.“  Kostenintensivste und wichtigste Aufgabe des Kreises in den nächsten Jahren sei der Wiederaufbau der kreiseigenen Schulen. „Hier sollten wir uns ruhig externen Unterstützung bedienen. Die anderen flutbetroffenen Kommunen haben dies ja auch gemacht.“

Wolfgang Schlagwein, Grünen-Fraktion: Schon „traditionell“ widmete sich der Chef der Grünen-Fraktion der Energiepolitik. Der Landkreis Ahrweiler habe einmal vor der Kreisstadt gelegen, „als er im Jahr 2005 alle seine kreiseigenen Dächer mit Photovoltaikanlagen bestückte. Leider ist es dabei geblieben, und nächstes Jahr fallen diese Dächer nach 20 Jahren aus der Förderung. Es wäre nun dringen geboten, diese Photovoltaikanlagen mit Batteriespeichern aufzurüsten, von der Einspeisung auf Eigenverbrauch umzustellen. Wir haben das mehrfach angesprochen, aber bis heute ohne Ergebnis.“ Vollzogen worden sei „nun endlich“ die Gründung des Vereins „Zukunftsregion Ahr“.  Aber: „Wenn Energiewende in dieser Eröffnungsveranstaltung nur in einem einzigen Nebensatz Erwähnung findet, dann ist hier Einiges von Grund auf falsch verstanden worden, gerade im Kreis Ahrweiler.“

Christoph Schmitt, SPD-Fraktion: „Der von der Verwaltung vorgelegte Haushaltsentwurf schließt mit einem Defizit von 25 Millionen Euro. Und das   obwohl die Einnahmeseite weiterhin sehr gut aussieht. Wie schon in den vergangenen Jahren zeigt sich die Steuerkraft trotz Pandemie und trotz Flut weiterhin als sehr robust. Die Umlagegrundlage und damit das Umlageaufkommen ist erneut gestiegen und so hoch wie nie zuvor. Auch ohne Umlageerhöhung. Dies verdeutlich also ganz klar: Wir haben kein Einnahmeproblem, wir haben ein Ausgabeproblem. In der Folge würde man von der Landrätin erwarten, dass sie sich diesem Ausgabeproblem annimmt und sinnvolle Einsparpotenziale im Haushalt aufzeigt und klare Sparvorschläge unterbreitet. Aber Fehlanzeige. Aufgrund der Vorberatungen im Dezember und den weiteren Beratungen im Januar musste man den Eindruck haben, dass hier wenig bis kein Problembewusstsein vorhanden ist.“

Johannes Bell, FWG-Fraktion: „Es ist kein Haushalt, der Freude bereitet.“ Der Haushalt sei geprägt Pflichtaufgaben, Personalkosten  sowie der Flut und ihren Folgekosten durch den Wiederaufbau. Innerhalb von drei Jahren habe sich der Schuldenstand des Kreises verdoppelt und das Eigenkapital sei von zehn Millionen auf minus 40 Millionen dahingeschwunden. Dabei gebe es vermeidbare Kosten im Zusammenhang mit der Flut und Liquiditätskredite sei vor der Katastrophe im Ahrtal ein Fremdwort gewesen. Diese seien größtenteils vermeidbar, wenn das Land aufgrund des Maßnahmenplans zum Wiederaufbau Abschlagzahlungen leisten würde. So aber müsste der Kreis in Vorleistung gehen und entsprechende Zinsen bezahlen. Bell bezifferte diese an einem Beispiel von 20 Millionen Liquiditätskredit und einem Zinssatz von fünf Prozent auf eine Millionen Euro pro Jahr. Wichtig sei für die FWG, dass die Kreisumlage stabil bleibe und den Kommunen so mehr Spielraum gegeben werde.

Ulrich van Bebber, FDP-Fraktion: „Der Haushalt ist von einem Sinkflug in den Sturzflug übergegangen, bei dem kein Ende absehbar ist. Man fragt sich, ob im Cockpit überhaupt ein Pilot sitzt.“ Dem Haushalt fehle jegliche Perspektive, „es ist keinerlei Vorsorge getroffen, der Haushalt ist überhaupt nicht nachhaltig“. Es sei naiv zu glauben, „dass das Land uns irgendwann mal jedes Jahr 30 Millionen Euro gibt, damit wir aus den Defiziten herauskommen“. „Wir müssen selbst ran und die Weichen auf Konsolidierung stellen. Das ist allerdings in den letzten Jahren in keiner Weise geschehen. Die Landrätin lässt keinen ernsthaften Willen zum sparsamen Umgang mit Steuergeldern und zur nachhaltigen Haushaltspolitik erkennen. Der Vorschlag der Landrätin, die Kreisumlage zu erhöhen, war ja keine eigene Sparanstrengung, sondern ein Vertrag zulasten Dritter, nämlich der Kommunen, die dann gefälligst sparen sollten.“

Dr. Johannes Hüdepohl, AfD-Fraktion: „Die finanzielle Bewältigung des Wiederaufbaus trägt zusätzlich zu der schlechten Haushaltslage bei. Im Jahr 2023 musste der Kreis erhebliche Zinskosten aufbringen, um Gelder aus dem Wiederaufbaufonds vorzufinanzieren. Und diese Vorfinanzierung für Maßnahmen wird sicher auch 2024 und in den Folgejahren erforderlich sein.  Es ist wichtig, dass das Land den Kreis auch hier nicht im Regen stehen lässt und Wege findet, um die Kreditkosten der Vorfinanzierung im Rahmen der Wiederaufbauhilfe oder anderer Mechanismen zu übernehmen. Es ist unumgänglich, dass der Kreis bei diesem Thema unbürokratisch und schnell Unterstützung seitens des Landes erhält.“

Wolfgang Huste, Linke: „Die schwarze Null ist für uns kein Dogma. Zwei Millionen Euro Flutzulage sind Peanuts.“

Beschlossene Anträge: Die Landrätin und die Werkleitung des Eigenbetriebs Schul- und Gebäudemanagement werden aufgefordert, bis zur Sitzung des Werksausschusses am 22. April ein Konzept vorzulegen, wie das Tempo beim Wiederaufbau der kreiseigenen Schulen deutlich erhöht und die wirtschaftliche Steuerung so verbessert werden kann, dass die Inanspruchnahme von Liquiditätskrediten zur Finanzierung des Wiederaufbaus künftig weitgehend vermieden werden kann. Hierbei soll auch berücksichtigt werden, an welcher Stelle, in welchem Umfang und mit welchen konkreten Aufgabenstellungen künftig auf die Unterstützung externer Projektsteuerer zurückgegriffen werden kann (SPD-Antrag). – Die für den Sitzungsdienst zusätzlich beantragte Stelle (A 11) wird gestrichen (FDP-Antrag). – Die Stelle für den dritten Pressesprecher wird gestrichen (FDP-Antrag). GS

Artikel bewerten

rating rating rating rating rating
Kommentare können für diesen Artikel nicht mehr erfasst werden.
Stellenmarkt
Weitere Berichte

Geldautomatensprengungen in Andernach und Montabaur

Polizei schnappt Automatensprenger: 20-Jähriger erbeutete mehrere hunderttausend Euro

Region. Nach einer Serie von Geldautomatensprengungen führten die Staatsanwaltschaft und die Polizei Köln am Morgen des 24. April Durchsuchungen in mehreren Privatwohnungen und Büros in Köln, Rheinbach und Heimerzheim sowie in einer Justizvollzugsanstalt in Nordrhein-Westfalen durch. Die umfangreichen Ermittlungen konzentrierten sich auf einen 20-jährigen Mann, der seit Februar 2024 in Haft ist und eine Strafe für ein Raubdelikt verbüßt. mehr...

Angeklagte sollen Frau schwer misshandelt, zur Prostitution gezwungen und getötet haben

Nach Mord im Koblenzer Rotlichtmilieu: Anklage gegen zwei Personen erhoben

Koblenz. Wie die Staatsanwaltschaft Koblenz mitteilt, wurde nach dem Tötungsdelikt im Koblenzer Rotlichtmilieu vergangenen November nun Anklage gegen eine 40-jährige Frau und einen 48 Jahre alten Mann (beide bulgarischer Nationalität) erhoben. Den beiden Beschuldigten wird zur Last gelegt, eine mit ihnen zusammenlebende 31-jährige Bulgarin grausam und aus niedrigen Beweggründen getötet zu haben.... mehr...

Regional+
 

B 42 Kestert - Verkehrsunfall mit schwerverletztem Kradfahrer

Montabaur. Ein 37-jähriger Kradfahrer befuhr die B42 aus Richtung Kamp-Bornhofen in Richtung Kestert und übersah, vermutlich bei einem versuchten Überholmanöver, den entgegenkommenden Kastenwagen. Wahrscheinlich versuchte er noch zu bremsen und wieder auf seine Fahrspur zu gelangen. Hier verlor er die Kontrolle über sein Krad und stürzte. Der Fahrer rutschte rechtsseitig gegen bzw. unter den Kastenwagen. mehr...

Einbruch in Getränkemarkt

Andernach. Im Zeitraum vom 26. April 18:30 Uhr, bis 27. April 8:50 Uhr, kam es in einem Getränkemarkt in der Koblenzer Straße, in Andernach zu einem Einbruch. Der/die unbekannte(n) Täter brachen die Vordertüre auf und verschaffte(n) sich so Zugang zum Markt. Hier entwendete(n) er/sie mehrere dutzend Packungen Zigaretten sowie Bargeld. Der/die Täter flüchtete(n) über die Straße Scheidsgasse. Hinweise... mehr...

Anzeige
 
Sie müssen angemeldet sein, um einen Leserbeitrag erstellen zu können.
Weitere Berichte
Sachbeschädigung eines Bauzaunes

Sachbeschädigung eines Bauzaunes

Nister. Im Zeitraum zwischen dem 26. April, 18 Uhr und dem 27. April, 7 Uhr wurden im Industriegebiet „Zum Drahtzug“ in Nister zwei Elemente eines Bauzauns durch bislang unbekannte Tatpersonen beschädigt, sowie umgebogen. mehr...

Wohnzimmerscheibe eingeworfen - Zeugenaufruf

Wohnzimmerscheibe eingeworfen - Zeugenaufruf

St. Katharinen. Am frühen Morgen des 27. April zwischen 00:20 Uhr und 06:30 Uhr, warf ein bislang unbekannter Täter die rückwärtige Wohnzimmerscheibe eines Einfamilienhauses in der Hummelsberger Straße in Sankt Katharinen ein. mehr...

FWG Andernach e.V. lädt ein

Infostände am 4. und 11. Mai

Andernach. Die Freie Wählergruppe Andernach e.V. (FWG) lädt die Bürgerinnen und Bürger von Andernach zu ihren Infoständen ein. Diese finden am 4. und 11. Mai am Historischen Rathaus in Andernach statt. mehr...

Erfolgreiche Saisoneröffnung

TC Rengsdorf

Erfolgreiche Saisoneröffnung

Rengsdorf. Jüngst startete der TC Rengsdorf in die Saison. Viele Interessierte jeden Alters fanden den Weg zu dem Verein, um den Tennissport einmal auszuprobieren oder um wieder einzusteigen. Alle SpielerInnen... mehr...

Jetzt für Läufe der LG Rhein-Wied anmelden

Andernach/Neuwied. Die Saison der Laufveranstaltungen beginnt, und damit auch die Anmeldephase für die Großveranstaltungen der LG Rhein-Wied. Der „Deichlauf präsentiert von Rhodius“ (Freitag, 14. Juni)... mehr...

LESETIPPS
GelesenNeueste
Kommentare
Ralf Dutine:
Hansen, die für meine Statistik wichtigste Info war dabei ;-)...
Hansen:
Korrektur: Das war grausanste Folter und ein Femizid. Benennt es als das, was es ist. Wir schreiben das Jahr 2024 und nicht 1980....
Anonym:
Ich begrüße das Urteil ebenso und ja, ich kenne die Dame hier persönlich und nein, ich habe nie gegen sie gewettert. ABER ihre Anhänger sollten auch einmal die Augen öffnen! Sie sei ja immer so transparent und wenn man helfen durfte, ging es im Sommer NUR um die Bewässerung der Außenanlage zur Straße...
Andrea könig:
Ich verfolge die Geschichte um Liane schon lange und verstehe nicht, wie man auf solche, zum Teil hirnrissigen und unverschämten, Verleumdungen hereinfallen kann. Es kann nicht sein, dass die Gerichte sich nicht selbst vor Ort informiert haben. Liane führt seit mindestens 15 Jahren den Hof mit viel...
Cornelia Lachmuth:
Für mich klingt das nach Befangenheit. Nie gab es Probleme dort. Alle Kontrollen waren, selbst 4 Monate zuvor, noch in Ordnung. Ich kenne den Hof und habe selber keine tierschutzrelevanten Mängel erkennen können. Viele andere Leute vom Fach, ebenfalls nicht. ...
Claudia Krahe-Abel:
Es darf keine Impfpflicht geben! Das Grundrecht auf die Unversehrtheit des Körpers muss dringend gewahrt werden! Jeder Mensch muss selbst entscheiden dürfen was er in seinen Körper spritzen lässt oder nicht. Und es darf keine Diskriminierungen geben. Jeder muss Verantwortung für sich selbst und seine...
Haftnotiz+
aktuelle Beilagen
Inhalt kann nicht geladen werden

 

Firma eintragen und Reichweite erhöhen!
Service