Ursula und Stefan Warlichs Haus in Bad Neuenahr wurde in der Flutnacht massiv zerstört: Nun wohnen sie in einem Tiny House und endlich wieder in den eigenen vier Wänden – wenn auch nur auf Zeit.

„Wir sind mehr als zufrieden!“: So lebt ein Bad Neuenahrer Ehepaar im Tiny House

„Wir sind mehr als zufrieden!“: So lebt ein Bad Neuenahrer Ehepaar im Tiny House

Ursula und Stefan Warlich:“Wir fühlen uns hier sehr wohl!“ Foto: ROB

„Wir sind mehr als zufrieden!“: So lebt ein Bad Neuenahrer Ehepaar im Tiny House

Blick ins Esszimmer. Foto: ROB

„Wir sind mehr als zufrieden!“: So lebt ein Bad Neuenahrer Ehepaar im Tiny House

Zwei zusätzliche Betten bieten Schlafraum für Kinder. Foto: ROB

„Wir sind mehr als zufrieden!“: So lebt ein Bad Neuenahrer Ehepaar im Tiny House

Das Schlafzimmer mit Doppelbett.

„Wir sind mehr als zufrieden!“: So lebt ein Bad Neuenahrer Ehepaar im Tiny House

Das Badezimmer mit Dusche. Foto: ROB

„Wir sind mehr als zufrieden!“: So lebt ein Bad Neuenahrer Ehepaar im Tiny House

Das Tiny House der Warlichs. Foto: ROB

Grafschaft-Ringen. Bei den Warlichs ist alles wie immer, wenn es auf Weihnachten zugeht. Im Wohnzimmer steht eine Schale mit Süßigkeiten auf dem Tisch und eine Kerze brennt still vor sich hin. Einen Weihnachtsbaum haben Ursula und Stefan Warlich auch. Der musste sich jedoch mit einem Platz auf der Terrasse begnügen, denn ihr Haus ist etwas zu klein für die schön geschmückte Tanne. Denn seit einigen Tagen leben die beiden im einem Tiny House. Das flutbetroffene Ehepaar aus Bad Neuenahr ist in der Grafschaft untergekommen. Dort ist eine ganze Siedlung entstanden, die kleinen Häuschen tragen Hausnummern und haben Briefkästen, hier und dort steht eine Kiste Bier zum Kühlen draußen, Dreiräder und Fußbälle liegen dort, wo Familien eingezogen sind.Die Warlichs haben eine klare Meinung über ihr kleines Tiny House: „Uns gefällt es hier nicht nur - Wir sind mehr als zufrieden!“, sagen sie freudig.

Das Ehepaar sieht die Situation pragmatisch und macht das Beste draus. „Wir sowieso sind leidenschaftliche Camper“, sagt Ursula, die von Freunden nur Ulla genannt wird. Da fiel der Umzug in das 34 Quadratmeter-Haus gar nicht schwer, findet auch Stefan Warlich. Der kocht gerade einen Espresso. Dass das Aufbrühen kein Problem ist, ist der guten Grundausstattung der Häuser gedankt. Die waren nämlich bereits zum Einzug komplett ausgerüstet. Neben der Kaffeemaschine gibt es einen Kühlschrank, eine TV-Gerät, eine recht großzügige Kochstelle mitsamt Esstischgarnitur und ein geräumiges Badezimmer. Und sogar die Schränke waren voll. In der Abstellkammer warteten Grundnahrungsmittel wie Mehl und Salz – aber auch ein Christstollen.

Wenn die Wäsche gemacht werden muss, geht es ins Gemeinschaftszelt mit fünf Waschmaschinen und fünf Trocknern. Die provisorische Waschküche ist auch gleich ein kleiner Treffpunkt in der Siedlung in Ringen. Ein ähnlicher Versammlungsraum soll bald für Kinder entstehen. Hier kann dann gemeinschaftlich gespielt werden. „Das ist ganz wichtig,“ finden Ulla und Stefan. Denn das Leben auf engstem Raum könnte mit Kindern zum Problem werden, finden sie. Diese Herausforderung haben die Warlichs nicht, ihre Kinder sind erwachsen und längst ausgezogen. Tochter Jenny hat aber bereits einen Besuch angekündigt. Die lebt in Österreich, und es wäre auch kein Problem, dass die Familie im Tiny House gemeinsam übernachtet. „Platz ist ja genug da,“ findet Ulla Warlich ohne jede Ironie. Tatsächlich können fünf Personen problemlos in den kleinen Häusern schlafen: Es gibt ein Doppelbett, zwei Einzelbetten und zusätzlich eine Schlafcouch.

Die Tiny Houses haben weitere Vorteile: Sie sind gut beheizt. Das ist im Winter schließlich essentiell. Und das Ehepaar hat die Möglichkeit von ihrem neuen Domizil aus den Wiederaufbau ihres echten Hauses zu koordinieren. Die Doppelhaushälfte der Warlichs steht im Eichenweg, einer urigen Gegend geprägt von Grünflächen und Holzhäusern genau zwischen Bad Neuenahr und Ahrweiler – und direkt an der Ahr. An die Schicksalsnacht vom 15. Juli erinnern sie sich gut. Das Wasser stand fast bis in den ersten Stock und richtete eine grenzenlose Zerstörung an. Die Sanierungsarbeiten sind langwierig und zäh. Aber Zeitdruck haben die Warlichs nicht. Sie können bis zum 31. Dezember 2022 in ihrem Tiny House bleiben. Dass Ulla und Stefan in der Grafschaft gelandet sind, ist kein Zufall. In die Tiny House-Siedlungen nach Bad Neuenahr oder Heimersheim wollten sie nicht. „Das war uns zu nah an unserem alten Zuhause“, erklären sie. Als die Warlichs gesagt bekamen, dass eine Wahlmöglichkeit bestehe, wünschten Sie sich Ringen als neues Zuhause auf Zeit. Denn sie wollten eine Rückzugsort haben. Dass das geklappt hat, freut die beiden sehr. „Die Mitarbeiter auf der Verwaltung waren total nett und hilfsbereit“, blicken sie zurück.

Langweilig wird es Ihnen ebenfalls nicht. Denn es immer etwas los in der Ringener Tiny House-Siedlung. Neulich fand dort sogar ein besonderer Einsatz statt. Fahrzeuge mit Blaulicht bogen auf das Gelände ein. Doch schnell kam die Entwarnung: Es war das DRK, dass für die Bewohner der Siedlung frischgebackene Weihnachtsplätzchen vorbeibrachte.

rob