Mineralwasser im BLICK

„Das einzig wahre Naturprodukt“

„Das einzig wahre Naturprodukt“

Vertreter der regionalen Mineralwasserbrunnen kamen ins Krupp Medienzentrum. Foto:ROB

„Das einzig wahre Naturprodukt“

Hermann Krupp und Susanne Tack fragten nach der Zukunft des Naturproduktes Wasser. Foto: ROB

Es ist ein lebenswichtiges Getränk, ein absolutes Naturprodukt und gleichzeitig das wichtigste Grundnahrungsmittel der Menschheit: Wasser. Doch Wasser ist nicht gleich Wasser und die Unterschiede sind gewaltig. Bekannte Begriffe sind Trinkwasser, Tafelwasser und Mineralwasser, die alle ihre besonderen Eigenschaften mitbringen. Gerade Letzterem kommt an Eifel und Rhein eine wichtige Bedeutung zu. Die Dichte an Mineralbrunnen ist in dieser Region sehr hoch. Entsprechend groß war die Anzahl der Vertreter der regionalen Mineralwasserbrunnen beim Redaktionsgespräch, zu dem Hermann Krupp, Geschäftsführer des Krupp Verlages und Chefredakteur von BLICK aktuell, und Susanne Tack, Junior-Chefin und Prokuristin, nach Sinzig ins Krupp Medienzentrum eingeladen haben. Mit dabei waren Christian Berentzen (Rhenser Mineralbrunnen), Hermann-Josef Hoppe (Tönissteiner Sprudel Dr. C. Kerstiens GmbH), Frauke Helf (Rhodius Mineralquellen und Getränke GmbH & Co. KG), David Schilling (Brohler Mineral- und Heilbrunnen GmbH) sowie Dr. Karl Tack, Vorsitzender des Verbands Deutscher Mineralbrunnen e.V. Auf der Agenda standen wichtige Themen über die gegenwärtige Stellung des Getränks Mineralwasser, Ausblick auf die Zukunft und die Konkurrenz aus dem eigenen Wasserhahn.

Hermann Krupp möchte zunächst wissen, wie sich die aktuelle Situation auf dem Mineralwassermarkt darstellt. Dr. Karl Tack zeichnet ein durchwachsenes Bild. Ein bestimmender Faktor ist nach wie vor die Corona-Pandemie, die auch die Mineralwasserbranche deutlich negativ beeinflusst. „Gerade in der Gastrobranche verzeichnen wir Umsatzeinbrüche, die bis Ende des Jahres nicht kompensierbar sein werden. Frauke Helf unterstreicht diese Einschätzung, denn für die Mineralbrunnen sei nicht 2020, sondern 2021 das eigentliche Corona-Jahr. David Schilling weiß warum: So läge das nicht nur an dem langen Lockdown, sondern auch an einem veränderten Verbraucherverhalten. Während es noch 2020 zu den durchaus kritisch zu betrachtenden „Hamsterkäufen“ kam, fehle dieses Phänomen in diesem Jahr. Das massenhafte Einkaufen von Mineralwasser habe rückblickend Umsatzeinbußen zumindest teilweise kompensiert. Schilling nennt konkrete Zahlen: Bei Brohler war im Mai 2021 ein Umsatzrückgang von – 9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen. Hermann-Josef Hoppe weist auf einen weiteren Faktor hin: Negativ wirken sich auch die fehlenden Feste und Kulturveranstaltungen aus. Grundsätzlich werde somit weniger Wasser getrunken, da die Anlässe fehlen.

„Macht sich auch der kühle Sommer auf die Absätze bemerkbar?“ hakt Krupp nach. Am Wetter hänge es nicht unbedingt, sagt Dr. Karl Tack. Wetter- und daraus resultierende Umsatzschwankungen wären durchaus natürlich. Eine vollständig veränderte Situation sei vielmehr in der Wahrnehmung von Mineralwasser seitens der Politik zu verzeichnen. „Permanent wird uns vorgeworfen, schlecht für die Umwelt und mitverantwortlich für die Vermüllung der Weltmeere zu sein“, unterstreicht Dr. Karl Tack. Der Vorsitzende des Verbands Deutscher Mineralbrunnen zeichnet ein völlig anderes Bild. „Deutschland ist Mineralwasserland und gilt innerhalb der Europäischen Union als Vorbild, auch in Bezug auf die Umweltverträglichkeit“, sagt er. Das läge zu einem Großteil an dem ausgeklügelten Pfand- und Mehrwegsystem. Auch die Vermeidung schädlicher Klimaemissionen steht in der Branche hoch im Kurs. Energieeffiziente Produktion, Vermeidung von CO2 und dessen Kompensierung seien wichtige Faktoren. Dies wären Aspekte, die von der Politik ausgeklammert werden. Dass die Abfüllung in Einzelflaschen umweltschädlich sei, bezeichnet Tack als „Fake News“. Diese Aussagen schaden auf zwei Arten: Erstens führe dies zu einem Imageverlust, zweitens sorge das für Aufwind bei den Herstellern von Konkurrenzprodukten wie den Wassersprudlern für zu Hause. Auch das Wasser aus dem heimischen Hahn sorgt für Druck. Denn durch ausgeklügelte Imagekampagnen trinken die Menschen immer mehr Leitungswasser. Dabei weist Tack darauf hin, dass es sich bei den Mineralwässern der Brunnen um das „einzig echte Naturprodukt“ handelte. Das Trinkwasser aus der Leitung werde schließlich in Aufbereitungsanlagen gereinigt. Insgesamt 200 Zusatzstoffe dürfen laut Gesetz im Leitungswasser verwendet werden – bei Mineralwasser seien überhaupt keine Zusätze erlaubt. Ein stechender Chlorgeruch komme beim Sprudel aus der Flasche absolut nicht vor. Dies unterstreiche den Unterschied zwischen Naturprodukt und dem industriell aufbereiteten Produkt „Leitungswasser“. Das Mineralwasser der Eifel werde aus Tiefen von bis zu 800 Metern gefördert und ist von Natur aus bereits gefiltert. Das Wasser aus der Leitung sei hingegen nur gesammeltes Oberflächenwasser. Eine Konkurrenz zwischen Mineralbrunnen und kommunalem Wasserwerk bestehe per Definition jedoch nicht. „Brunnen und Werke erfüllen beide ihre Aufgaben, die für die Bevölkerung wichtig sind“, fügt Dr. Karl Tack dazu. Es gäbe beim Mineralwasser durchaus etwas, das mit dem Reinheitsgebot bei den Brauereien vergleichbar sei. Tatsächlich ist der Unterschied zwischen Mineral-, Tafel-, und Trinkwasser per Verordnung geregelt. Dies sei ein entscheidender Qualitätsfaktor, auf den die Kunden bauen können. Tack unterstreicht auch den Wirtschaftsfaktor. „12.500 Mitarbeiter sind in deutschen Mineralbrunnen beschäftigt“, nennt er die Zahlen. Dies seien überwiegend Familienunternehmen in ländlichen und somit oft strukturschwachen Gebieten und somit bedeutende Arbeitgeber. Ein Brunnen sei auch per Definition immer standortgebunden. Das sorgt für Sicherheit für Arbeitnehmer und deren Familien. „Das Wasser ist immer am gleichen Ort, und umziehen oder die Produktion verlagern können wir einfach nicht“, sagt Tack.

Kernpunkt Mineralisierung

Wasser ist ein Grundnahrungsmittel, das weiß auch Hermann Krupp. Aber wie viel Wasser sollte für eine ausgewogene Ernährung überhaupt täglich getrunken werden, möchte er wissen. Christian Berentzen kennt die Antwort: „Mit einer täglichen Menge von zwei Litern sind Sie gut bedient“, weiß er. Frauke Helf weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass das Mineralwasser in der Region durchaus inhaltliche Unterschiede mit sich bringt. Wasser sei also nicht gleich Wasser. So variieren die Wässer in Bezug auf ihre Mineralisierung deutschlandweit betrachtet teilweise deutlich. Inhaltlich schwanken Werte wie die Menge an Magnesium, Kalzium und Hydrogencarbonat.

„Wie groß sind die Unterschiede zwischen dem Wasser der heimischen Mineralbrunnen und den Sorten, die beim Discounter angeboten werden?“, fragt Hermann Krupp in die Runde. Durch die strengen Richtlinien seien die Unterschiede gar nicht mal so groß, wie David Schilling ausführt. Vielmehr sei es sogar wichtig, dem Verbraucher die Wahl zu lassen, welches Mineralwasser denn bevorzugt werde. In Bezug auf die unterschiedliche Mineralisierung sei es gut, dass auch solche Wässer im Regal stehen. Denn bezüglich der Inhaltsstoffe lege jeder Kunde andere Schwerpunkte. „Sportler brauchen viel Magnesium und wer unter Osteoporose leidet, sollte zu einem Mineralwasser greifen, dass viel Kalzium hat“, erläutert Schilling. Welches Wasser welche Mineralien besäße, sei der Region geschuldet, in der das Wasser aus dem Boden gefördert wird, wie Frauke Helf weiß. „In der Eifel gibt es einen hohen Anteil an Mineralien, während Wasser aus Norddeutschland eher mineralienarm ist“, sagt sie. So sei in der Mineralwasserbranche insgesamt eine breite Auswahl für unterschiedliche Kundenwünsche vorhanden. Dr. Karl Tack unterstreicht die Bedeutung von Mineralwasser als Nahrungsergänzungsmittel. „Mineralien wie Kalzium und Magnesium sind durch Nahrungsmittel gar nicht in der Menge aufnehmbar, die unser Körper braucht“, sagt er. Somit helfe ein gut gewähltes Mineralwasser in der alltäglichen Ernährung viel mehr als Nahrungsergänzungsmittel in Pillenform.

Glas oder PET?

Die Unterschiede der einzelnen Quellen in Eifel und am Rhein interessiert Susanne Tack besonders. „Was sind die Eigenschaften der einzelnen regionalen Wässer?“, möchte er wissen. Generell seien die Mineralwässer in der Vulkaneifel relativ ähnlich, wie Hermann-Josef Hoppe weiß. „Im Grund sind sich die Produkte in Bezug auf die Mineralisierung hier relativ ähnlich,“, so Hoppe. Dies sei dem vulkanischen Boden zu verdanken, wie Dr. Karl Tack hinzufügt. Aber nicht nur der Inhalt ist der Junior-Chefin wichtig, sondern auch die Verpackung. „Was ist beliebter: Glas- oder PET-Flasche?“ Die Antwort kennt Frauke Helf. „Beides hat seine Existenzberechtigung“, so Helf. „Während Glas die Kohlensäure besser hält, ist PET für unterwegs praktischer.“ David Schilling sieht es genauso. „Obwohl der Trend zur Glasflasche weiter anhält, wird es auch immer perfekte Situationen für PET-Flaschen geben“, so Schilling. Beispiele für ein ideales Umfeld für PET-Flaschen sind beispielsweise Krankenhäuser oder Großveranstaltungen. Dort werde bewusst auf Glas verzichtet. Auch bei der Flutkatastrophe im Ahrtal kam der PET-Flasche eine besondere Rolle zu. Die Menschen mussten dringend mit Wasser versorgt werden. Flaschen aus Glas wären hier nicht nur unpraktisch, sondern durch den zu erwartenden Bruch auch eine zusätzliche Gefährdung.

Susanne Tack hat diesbezüglich Interesse an der Kreislaufwirtschaft. „Die Mineralwasserproduktion soll nachhaltig sein“, stellt die Junior-Chefin fest. „Aber wie lange hält eigentlich eine PET- und Glasflasche. Dr. Karl Tack hat die Antwort griffbereit: „Im Durchschnitt ist eine Glasflasche über 50 Kreisläufe verwendbar, eine PET-Flasche bringt es auf 25 Kreisläufe“, so der Mineralwasserfachmann. „Und wie schaut es mit Einweg aus?“, fragt Susanne Tack weiter. Auch hierfür gäbe es einen Markt, wie die Runde bestätigt. Einwegwasserflaschen sind gerade bei Ausflügen beliebt. Hier überwiege der praktische Nutzen, denn Einwegflaschen passen komfortabel in den Rucksack, beispielsweise beim Wandern.

Die Junior-Chefin und Prokuristin schiebt gleich eine Frage nach, die ebenfalls das Thema Auswahlmöglichkeit betrifft. „Was ist eigentlich beliebter: Das normale Sprudel oder eher Sorten mit weniger Kohlensäure?“, möchte sie wissen. Christian Berentzen erklärt: „An sich geht der Trend klar zu weniger Kohlensäure“. So werde die bekannte Sorte Medium immer beliebter.

Herausforderungen und Optimismus

Für Hermann Krupp ist auch der Blick in die Zukunft bedeutend. „Die Mineralwasserfirmen sind oft sehr alt und sind meist Familienunternehmen – wie ist die Perspektive für die nächsten Jahre?“, fragt Krupp. Für Dr. Karl Tack steht fest, dass für die Mineralwasserbranche herausfordernde Zeiten angebrochen sind. Vermutlich werde die Branche schrumpfen, stellt Tack fest. Dennoch läge Mineralwasser „voll im Trend“. Deshalb „sei man auch nicht bange, diese Herausforderung anzunehmen.“ Ähnlich sieht es auch Hermann-Josef Hoppe: „Uns hat bisher eine sinnvolle öffentliche Kommunikation gefehlt. Dies gehen wir nun an“. Für David Schilling ist klar, dass mit der Coronakrise die Branche vor eine starke Bewährungsprobe gestellt wurde. Gerade in dieser Zeit zeige sich jedoch auch die Solidarität in der Region. Man halte zusammen, dies wird auch in der gegenwärtigen Hochwasserkatastrophe deutlich. Denn in der Nachbarschaft sitzt mit dem Sinziger Mineralbrunnen ein besonders stark betroffenes Unternehmen. Der Betrieb verzeichnet massive Schäden durch die Fluten, das käme einem Super-GAU gleich, wie Schilling betont. Hier zeigten sich die anderen Familienunternehmen solidarisch und unterstützen die Sinziger Kollegen auf vielfache Weise, wie Schilling betont. Die Folgen des Hochwassers waren ebenfalls der Grund, warum ein Vertreter von Sinziger Mineralbrunnen in der Runde fehlte, da zurzeit die Aufräumarbeiten im Vordergrund stehen.

Text/Fotos: ROB