Bürgermeister Gieler: „Es geht an vielen Stellen nicht schnell genug.“

Ein Jahr nach der Flut: Die VG Altenahr zieht „Bilanz mit gemischten Gefühlen“

Ein Jahr nach der Flut: Die VG Altenahr zieht „Bilanz mit gemischten Gefühlen“

Rech im Juni 2022. Foto: ROB

Verbandsgemeinde Altenahr. Es ist ein Rückblick mit gemischten Gefühlen, den die Verbandsgemeinde Altenahr mit Bürgermeister Dominik Gieler an der Spitze kurz vor dem Jahrestag der Flutkatastrophe, die das Ahrtal am 14. und 15. Juli 2021 heimsuchte, zieht. „Die Flutschäden sind überall sichtbar und: ja, es ist schon einiges auf den Weg gebracht worden, aber es geht an vielen Stellen nicht schnell genug“, sagte Gieler, der erst am 2. Juni 2022 sein Amt angetreten hat, als Nachfolger von Cornelia Weigand, die seit Februar Landrätin des Kreises Ahrweiler ist.

„Die inzwischen 47 Mitarbeitenden in der Verwaltung der VG tun weiterhin ihr Möglichstes, und das, obwohl viele von ihnen selbst persönlich betroffen sind, aber die Rahmenbedingungen machen uns das Leben schon an etlichen Stellen schwer. Wir sind gefangen in Verwaltungsabläufen, die wir auf der Ebene der Verbandsgemeinde und auch auf der Kreisebene nicht zu verantworten haben und nur mühsam oder gar nicht beeinflussen können.“

Verwaltung:

716 Maßnahmen, 1,4 Milliarden Investitionsvolumen

Allein die Zahlen klingen einschüchternd: 716 Maßnahmen mit einem Investitionsvolumen von 1,4 Milliarden Euro sind in der VG mit ihren zwölf Ortsgemeinden zu stemmen. Das Maßnahmenpaket Wiederaufbau ist im Detail unter www.altenahr.de nachzulesen.

„Mit den derzeitigen Kräften der Verwaltung ist das unter keinen Umständen zu bewältigen“, sagt Wolfgang Stodden, der als Büroleitender Beamter auf ein „geradezu unvorstellbares Jahr“ zurückblickt. So wurden - gemeinsam mit den anderen betroffenen Gebietskörperschafen an der Ahr - im Kontakt mit dem Land und weiteren übergeordneten Behörden die Rahmenbedingungen für den Wiederaufbau verhandelt. Ein Beispiel: Die zweite Stufe der Erleichterungen bei der Vergabe von Aufträgen, die das Land den betroffenen Kommunen zugestanden hatte, wäre Ende Juni 2022 ausgelaufen. „Ein viel zu eng bemessener Zeitraum“, so Stodden. „Es ist jetzt gelungen, eine Verlängerung bis Ende 2022 zu erreichen – aber auch das wird nicht genügen.“

Als „keinesfalls leistbar“ bezeichnet auch Bürgermeister Gieler die Vorgabe, alle Förderanträge für den Wiederaufbau bis Mitte 2023 abzuliefern. „Wie soll das bei 716 Maßnahmen gehen? Wir haben bis jetzt 37 abliefern können, schneller geht es angesichts der Komplexität der meisten Maßnahmen und der fehlenden Personalressourcen einfach nicht.“

Was die weitere Ausarbeitung der Förderanträge und die Umsetzung der Maßnahmen angeht, hat sich die VG nach intensiver Beratung für den Weg der Projektsteuerung entschieden. Bis zum 1. Juli 2022 können sich interessierte Firmen aus ganz Europa bewerben, der Teilnahmewettbewerb endet am 8. Juli, wenn die in Frage kommenden Unternehmen zur Abgabe von Angeboten aufgefordert werden, die sie bis zum 19. August eingereicht haben müssen. Der Zuschlag soll dann Ende August erfolgen. Bis zum Auftragsbeginn übernimmt die Firma Julius Berger International weiterhin die Erarbeitung der Förderanträge, um keine Zeit zu verlieren.

Verwaltung suchtdringend Verstärkung

Stichwort Personal: Mit Ausschreibungen, die auf mehreren Kanälen verbreitet wurden, versucht die VG händeringend, zusätzliches Personal zu bekommen. Der Stellenplan wurde von 37 sogenannten Vollzeitäquivalenten (VzÄ) auf 67 VzÄ in der VG und 12 weitere für die Ortsgemeinden angehoben. Doch auch die Gewinnung neuer Kräfte gestaltet sich mühsam, die Konkurrenz ist groß, und oft genug musste die Verwaltung erleben, dass die Bewerbung in Altenahr als Druckmittel gegenüber dem bisherigen Arbeitgeber genutzt wurde, um dort günstigere Bedingungen zu erreichen. „Wir suchen weiterhin dringend Verstärkung“, so Wolfgang Stodden.

Um das Funktionieren der Verwaltung überhaupt zu ermöglichen, mussten nach der Flut in kürzester Frist die digitalen Voraussetzungen neu geschaffen werden: Die Interimsrathäuser in Altenahr und Kesseling erhielten Glasfasernetze, eine cloudbasierte Telefonanlage verband das Rathaus, die Schulen und alle sonstigen Liegenschaften der VG. Auch für den Interimsbetrieb der Feuerwehreinsatzzentrale wurde ein eigener Glasfaseranschluss gelegt, die Zentrale selbst erhielt modernste Kommunikationsmittel.

Neues Verwaltungsgebäude

Nach wie vor ist die Verwaltung der VG im ehemaligen Hotel an der Sommerrodelbahn untergebracht. Daneben ist in Leichtbauweise ein neues, barrierefreies Verwaltungsgebäude für 20 Arbeitsplätze entstanden. Dort finden die Einwohnerinnen und Einwohner jetzt ihre Ansprechpartner für den Bereich Ordnungsamt mit Einwohnermeldeamt, Standesamt mit Friedhofswesen, Sozialamt und Zentralabteilung mit Bürgermeisterbüro.

Auch die Überlegungen für ein neues Verwaltungsgebäude sind angelaufen. Eine Rückkehr in das bisherige Rathaus in Altenahr ist bisher ausgeschlossen: Zum einen ist noch völlig unklar, ob das Gebäude von dem intensiven Geruch vor allem nach Öl befreit werden kann, zum anderen gibt es aber nicht genug Raum für die vergrößerte Verwaltung.

Die ganz normalen Aufgaben einer Verwaltung, dazu die Bewältigung der Flutfolgen – das wären schon mehr als genug Anforderungen gewesen. Die VG hatte aber Zusätzliches zu bewältigen: Nach der Bundestagswahl im letzten Herbst galt es, die Wahl einer neuen Führung der VG-Verwaltung zu organisieren, nachdem die frühere Bürgermeisterin als Landrätin zur Kreisverwaltung gewechselt war. Am 8. Mai wurde Dominik Gieler zum neuen Bürgermeister gewählt. Damit wurde die Stelle des Ortsbürgermeisters von Rech vakant, eine Wahl muss auch hier organisiert werden. Auch in Mayschoß wird seit September 2021 bisher erfolglos ein neuer Ortsbürgermeister gesucht.

Stadtentwicklung:

Städtebauliches Leitkonzept ist in Arbeit

Bei Frank Radermacher, Leiter der Bauabteilung der VG, und Stadtplanerin Claudia Kolle laufen die Fäden für ein städtebauliches Leitkonzept zusammen, das die VG in Auftrag gegeben hat, um den Wiederaufbau mit übergeordneten Kriterien und Zielen koordiniert und nachhaltig gestalten zu können. Alle zwei Wochen tagt das Steuerungsteam der VG gemeinsam mit dem renommierten Planungsbüro Albert Speer und Partner aus Frankfurt. Parallel entwickeln drei Fachbüros insgesamt acht Entwicklungskonzepte für die betroffenen Ortsgemeinden (Altenahr, Ahrbrück, Dernau, Hönningen, Kesseling, Kirchsahr, Mayschoß, Rech). Dass die Einwohnerinnen und Einwohner hierbei nach und nach einbezogen werden, versteht sich, so Radermacher. Ein Teil des Leitkonzepts wird sich auch mit dem touristischen Potenzial der VG befassen.

Unklarheiten überFörderbedingungen

„Alles zusammen soll in eine sinnvolle, abgestimmte Planung münden, die den Einwohnerinnen und Einwohnern die Perspektiven für die künftige Entwicklung unserer VG zeigen“, so Bürgermeister Gieler. Er verweist auf den Begriff der Modellregion, die nach Aussagen der Landesregierung an der Ahr verwirklicht werden soll. „Es fehlen uns aber weiterhin Aussagen, wie eine Modellregion gefördert werden soll: Geht es um eine schlichte Wiederherstellung des bisherigen Zustands, was unbefriedigend wäre, oder können wir mit Unterstützung für neue, zukunftsträchtigen Entwicklungen rechnen?“

Hochbau

1.583 Wohngebäude zerstört

Wichtiges Thema ist die Schaffung von Wohnraum. Im Gebiet der VG waren 1.583 Wohngebäude zerstört worden. Ebenfalls sind 13 Gewerbebetriebe beschädigt worden und 62 Hotel-/Gastronomiebetriebe.

Intensiv hat die Verwaltung nach Verstärkung für die Bauabteilung gesucht. Bisher konnten allerdings lediglich zwei neue Mitarbeiter und eine Teilzeitkraft neu eingestellt werden. Die Bauabteilung besteht somit aus lediglich sieben Mitarbeitern und zwei Teilzeitkräften. „Damit ist die Fülle an zusätzlichen Aufgaben, z.B. Brückenbau, Straßenbau, Wirtschaftswege, sämtliche Liegenschaften der VG und OG`s, Flächennutzungsplanänderungen, neue Bebauungspläne (insbesondere für Campingplätze und Sportstätten ober auch neue Wohnbauflächen), neue Feuerwehrstandorte und vieles mehr, nicht zu schaffen“, stellt Radermacher fest.

Zahl der Bauanträgesteigt rasant

Schäden in Höhe von vermutlich 22 Millionen Euro sind an den 14 Gebäuden, die der VG Altenahr gehören, entstanden. Die Schäden wurden von einem Sachverständigen begutachtet, ehe Architekten und Ingenieure beauftragt wurden, Konzepte für Sanierung bzw. Neubau zu erarbeiten. Im Vordergrund stand dabei hochwassersicheres Bauen und die Art der Beheizung.

Sechs Gebäude mussten inzwischen abgebrochen werden, weil sie zu stark beschädigt waren: Die Feuerwehrhäuser in Kreuzberg, Mayschoß und Rech, das Büro für Jugendpflege in Altenburg und die öffentlichen Toiletten sowie das ehemalige Wohnhaus am Waagplatz in Mayschoß. Für die drei Feuerwehrhäuser gibt es Zeltkonstruktionen als Interimsquartier, um jederzeit den Brandschutz zu gewährleisten.

Die Größenordnung der derzeitigen Aufgaben im Hochbau illustriert unter anderem die folgende Zahl: Während vor der Flut pro Jahr durchschnittlich 100 Bauanträge und Bauvoranfragen gestellt wurden, ging die Zahl der aktuellen Vorgänge bereits im Mai 2022 darüber hinaus.

Schulen:

Interimslösungen für Schulen

Schnell zu handeln galt es auch bei den Schulen. Die Grundschulen in Altenahr und Dernau sowie die Ahrtalschule „Realschule plus“ in Altenahr waren vollständig bzw. erheblich zerstört. „Die Auslagerung der Klassen bedeutet für alle Beteiligten einen täglichen Kraftakt“, weiß der zuständige Abteilungsleiter Stephan Farr.

Im Januar konnte dann eine Interimslösung auf den Weg gebracht werden: Auf dem Grundstück oberhalb von Marienthal wurde sowohl eine Interimslösung für die Kita Dernau als auch für die Grundschule Dernau errichtet. Auch eine kleine Sporthalle entsteht hier in Kürze. „Der Bereich vor den ehemaligen Bunkereingängen Ost bzw. West reicht aus, Platz für die nach dem Sommerferien 95 Schülerinnen und Schüler (bisher 86) in sieben (bisher 6) Klassen zu schaffen“, so Farr. Die Container werden in zwei Ebenen aufgebaut und für zunächst zwei Jahre angemietet. Die Kosten belaufen sich auf rund 725.000 Euro. Für die Sporthalle, die auch von Vereinen genutzt werden kann, werden 300.000 bis 450.000 Euro veranschlagt. „Wenn alles gut geht, steht die Anlage nach den Sommerferien“, hofft Farr.

Container schwer erhältlich

An der Sporthalle zeige sich allerdings eines der Probleme, die es derzeit in allen Bereichen gibt: Es fehlt an Material. Deshalb ist noch unklar, wann sie aufgestellt werden kann. „Das ist schon manchmal ernüchternd. Wir haben alle Hürden überwunden und sind dann mit dem Mangel auf dem Bausektor konfrontiert.“

Was die Ahrtalschule Realschule Plus angeht, werden die Fachräume für die Fächer Technik und Naturwissenschaften, Hauswirtschaft und Soziales, Physik und Chemie voraussichtlich zum neuen Schuljahr am Ersatzstandort in Betrieb genommen werden können.

Die Grundschule Altenahr wird eigene Räume in einem Containergebäude bekommen, das derzeit auf einer gepachteten Fläche in Gelsdorf errichtet wird. Auch dort soll eine mobile Sporthalle entstehen. Ein großes Augenmerk bei der Umsetzung gilt dem Hochwasserschutz für die Ortslage Gelsdorf, der entsprechend Berücksichtigung findet. Hierfür ist ein Rückhaltebecken für die versiegelten Flächen vorgesehen. Dabei wird eine geordnete Ableitung und Zwischenspeicherung von unvermeidbarem Oberflächenwasser auf der Grundstücksfläche sichergestellt. Weiterhin werden nur die aus statischen Gründen erforderlichen Flächen bituminös ausgebaut.

Digitalisierung auch der Interimsschulen ist sichergestellt

Die Digitalisierung der Schulen hatte bereits vor der Flut einen hohen Stellenwert in der VG Altenahr. Die Verwaltung hatte alle Anforderungen des DigitalPakts Schule RLP erfüllt, alle Klassenräume waren 2021 mit modernster Netzwerk- und WLAN-Technik ausgestattet worden. Unterricht mit iPads war der Standard. Für die Containeranlage der Grundschule Altenahr und der Realschule plus gilt das inzwischen wieder, auch die neu zu errichtenden werden von Anfang an damit ausgestattet.

Abwasser

Sechs temporäre Kläranlagen

Große Sorgen machte am Anfang das Thema Abwasser. Ein Großteil der Kanäle war durch Schlamm und Geröll zugesetzt, weite Teile vollständig zerstört, ebenso die beiden Kläranlagen in Altenahr und Mayschoß. Die Abwässer flossen größtenteils ungeklärt in die Ahr.

Zwischenzeitlich hat sich die Lage deutlich entspannt. In dem Bereich Sahrtal sowie den Ortslagen Rech, Mayschoß, Laach und Reimerzhoven wurde die zerstörte Kanalisation erneuert. Die anderen, von der Flut betroffenen Kanäle sind gespült. 95 Prozent der Anlagen wurde mittels einer Kamera befahren. Sanierungspläne werden derzeit erstellt.

Als provisorischer Ersatz für die zerstörten Kläranlagen sind inzwischen an sechs Standorten temporäre Kläranlagen errichtet worden; die vorerst letzte in Altenahr ging Mitte Juni in Betrieb. „So stellen wir sicher, dass mit wenigen Ausnahmen kein Abwasser ungeklärt in die Ahr eingeleitet wird“, erläutert Peter Dismon, Leiter des Abwasserwerks Mittelahr. Am Standort der temporären Anlage Pützfeld wurde ein Labor installiert, um die Überwachung der noch verbliebenen sechs Kläranlagen in den Höhengemeinden sowie der neuen temporären Anlagen zu ermöglichen.

Mittelfristig werden die Abwässer zur Kläranlage Dümpelfeld bzw. zur Kläranlage Sinzig geleitet. Alle betroffenen Gremien in Altenahr, Adenau und Sinzig haben diese Lösung, der eine durch das rheinland-pfälzische Klimaschutzministerium beauftragte Studie vorausging, einstimmig befürwortet. Der Bau der erforderlichen Druckleitungen ist in vollem Gange. Besonders bemerkenswert: Der Anschluss an die Kläranlage Dümpelfeld eröffnet dort die Möglichkeit, eine Klärschlammfaulung aufzubauen, mit der Strom gewonnen wird, um dann den Bedarf der Kläranlage zu etwa zwei Drittel zu decken.

Für die Maßnahmen im Abwasserbereich wurden bisher rund 9 Millionen Euro ausgegeben.

Finanzen:

Sicherstellung der Liquidität bereitet Sorgen

Die Geldbeträge, um die es jetzt in der VG geht, waren bisher – wie auch die Zahl der Maßnahmen – unvorstellbar. Die Aufwendungen für den flutbedingten Wiederaufbau und die Soforthilfe belaufen sich bis jetzt auf 66 Millionen Euro. Derzeit laufen 37 Förderanträge mit einem Volumen von rund 49 Millionen Euro, davon sind 38 Millionen bewilligt und 35 Millionen Euro bereits ausgezahlt.

„Eine große Herausforderung ist die Sicherstellung der Liquidität der VG-Kasse“, stellt Finanzabteilungsleiter Wolfram Bäcker fest. Nach den bisherigen Erfahrungen sind sämtliche Ausgaben des Wiederaufbaus für fünf bis acht Monate vorzufinanzieren, ehe die Fördergelder tatsächlich in Altenahr ankämen. Der Verbandsgemeinderat hat deshalb für den Haushaltsplan 2022 eine Kassenkreditlinie von bis zu 50 Millionen Euro eingeräumt – vor der Flut waren es 8 Millionen Euro.

„Das sind Dimensionen, die sich niemand je hätte ausmalen können“, sagt Bürgermeister Dominik Gieler. „Allerdings brauchen wir auch hierbei dringend mehr Verständnis für die Situation vor Ort. Das Land müsste uns ein Kontingent zum Beispiel in Höhe von 50 Millionen Euro einräumen, damit wir unsere Kräfte nicht auch noch für die Sicherstellung der Liquidität verschwenden müssen.“ Das fordere die Verwaltung auch schon seit geraumer Zeit beim Land ein, ergänzt Bäcker: „Leider bisher ohne Erfolg.“

Überwältigende Spenden

Geradezu überwältigend war das Spendenaufkommen seit der Flut. Zahlreiche Anfragen, Anrufe und Spendenübergaben wurden im Rathaus koordiniert. Privatpersonen, Vereine, andere Kommunen, Institutionen und Firmen aller Art schickten Geld- und Sachspenden, Helferinnen und Helfer und übernahmen Patenschaften. Es gab in ganz Deutschland Benefizveranstaltungen.

Jennifer Simon, die den Bereich Spendeneingänge und deren Auszahlungen koordiniert, bilanziert: „18,7 Millionen Euro sind bisher eingegangen. Rund 8 Millionen Euro davon haben wir bisher über die Ortsgemeinden an Betroffene ausgezahlt.“

Spenden in Millionenhöhe kamen zum Beispiel von der Aktion Deutschland hilft, die 6,4 Millionen Euro für die 74 Tiny Houses bereitstellte, in denen über hundert Personen eine vorübergehende Bleibe gefunden haben. Hochwillkommen waren auch die 22 Fahrzeuge, die aus ganz Deutschland für die Freiwilligen Feuerwehren der VG Altenahr gespendet wurden.

Spender werdenum Geduld gebeten

Oft sind die Spenden zweckgebunden, zum Beispiel 400.000 Euro für die Kita in Hönningen. Und dabei begänne leider manchmal das Problem, erläutert Bürgermeister Gieler. So möchten viele für einzelne betroffene Personen spenden – dem stehe aber nicht nur der Datenschutz entgegen. Andere haben ganz konkret ein Projekt im Auge, für das es aber noch keine genauen Daten für die Behebung der Schäden gibt – es ist also einfach zu früh. Und: Wie stellt man die Bedürftigkeit der Betroffenen belastbar fest? „Wir sind unendlich dankbar für die ungeahnte Solidarität, die auch wir in der Verbandsgemeinde Altenahr erlebt haben und erleben. Aber wir als VG müssen unbedingt neutral bleiben und dürfen kein Projekt und keine Ortsgemeinde bevorzugen“, ergänzt Gieler. Und schließlich: „Oft genug haben wir auch einfach keine Kapazitäten, um die detaillierten Projektbeschreibungen zu liefern, die Spendenorganisationen erwarten.“ Gieler bittet daher alle um Verständnis und vor allem Geduld: „Ich versichere allen Spenderinnen und Spendern, dass ihr Geld zu hundert Prozent der Linderung der Not, die durch die Flut entstanden ist, zugute kommt. Bitte geben Sie uns Zeit, die riesigen Aufgaben abzuarbeiten, die weiterhin vor uns liegen. Wir werden sorgsam und zielgerichtet mit Ihren Spenden umgehen.“

Tourismus: Erste,vielversprechende Schritte

Erste, vielversprechende Schritte und – im Wortsinn – Wege sind auch in Sachen Tourismus erkennbar. Mit der Erstellung eines nachhaltigen Tourismuskonzeptes für die Verbandsgemeinde Altenahr wurde ein Projektbüro beauftragt, das unter Einbeziehung der Verwaltung, der Ortsgemeinden und weiteren Akteuren ausloten soll, wie die VG Altenahr mit dem Wiederaufbau an Attraktivität für Gäste gewinnen und als attraktiver Standort zum Leben, Wohnen und Arbeiten profiliert werden kann. Die VG wirkt auch mit im Koordinierungskreis für das „nachhaltige Tourismuskonzept Ahrtal 2025“ der Regionalagentur Ahrtal-Tourismus.

Bereits vor der Flut, im Sommer 2021, hatte die VG Altenahr ein Projektbüro mit der Erstellung eines Radwegekonzeptes für die VG beauftragt. Jetzt geht es darum, in Zusammenarbeit mit dem für den Aufbau des Ahr-Radweges zuständigen Akteuren, geeignete Wege zu finden um die Orte entlang der Ahr, in den Seitentälern und auf den Höhen miteinander zu verbinden.

Ulla Dismon, in der VG Altenahr für den Tourismus zuständig, zählt weitere Aktivitäten auf: Der teilweise beschädigte bzw. zerstörte Prädikatsweg AhrSteig steht den Wanderern wieder durchgehend von der Quelle bis zur Mündung der Ahr zur Verfügung. Die ursprünglich als Radwanderbus geplante Linie 899 ist als Wanderbus (AhrSteig) zwischen Altenahr und Blankenheim im Einsatz. Das Portal www.ahrtal.de informiert aktuell über das Angebot von Betrieben, Winzern und Gastronomen.

„Erste Veranstaltungen werden gut angenommen“, so Dismon, „unsere Gäste kommen allmählich zurück, und das ist für die Region unendlich wichtig. „

2022 werden auch zwei Jubiläen genutzt, um Aufmerksamkeit auf das Ahrtal zu ziehen: Der AhrSteig besteht seit 10 Jahren, der Rotweinwanderweg bereits seit 50. Jahren. Er ist auch als „Deutschlands schönster Wanderweg“ nominiert.

Pressemitteilung

Verbandsgemeindeverwaltung

Altenahr