Bauern- und Winzerverband zog ein Jahr nach der Flutkatastrophe Bilanz

Flut: Ahr-Winzer mit Schäden von über 200 Millionen Euro

Komplizierte Antragsverfahren erschweren die Abmilderung der Flutfolgen

10.07.2022 - 06:14

Rech/Ahrtal. Von der Flutkatastrophe im Juli 2021 wurden auch die Winzer hart getroffen. Dies wurde erneut deutlich, als der Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau, Kreisgruppe Ahrweiler, im Recher Weingut Adolf Schreiner auf die vergangenen Ereignisse zurückblickte, aber auch aktuelle, aus der Flut resultierende Herausforderungen für hiesige Winzer und Landwirte in den Fokus rückte. Im Vergleich zu den Winzern, so der Kreisvorsitzende Franz Schäfer, war und ist die Schadenslage bei den Landwirten etwas weniger extrem. Massiv betroffen sind drei Betriebe im Bereich der Oberahr, Schäden haben 28 Betriebe zu beklagen. Über 60 Hektar Acker und Grünland wurden beschädigt, beispielsweise durch Anschwemmung von Geröll und Schutt oder durch die Befahrung mit schweren Maschinen. Die Dunkelziffer, so die Schätzung von Franz Schäfer, dürfte hier weitaus höher sein, fehle doch vielen Landwirten schlicht die Zeit, Schäden entsprechend offiziell zu melden.


Zehn Millionen Euro Spenden aus zwei berufsständischen Stiftungen


Erneut unterstrich Schäfer die große Solidarität von Berufskollegen aus ganz Deutschland, die aktiv mit anpackten und/oder Geld spendeten. Über zwei Stiftungen des Bauernverbandes konnten bislang rund zehn Millionen Euro unbürokratisch an betroffene Betriebe ausgezahlt werden. Ein weiteres Problem ergibt sich für die Landwirte aus dem Flächenmangel im Ahrtal. Oft werden Flächen von Gemeinden aufgekauft um zu Retensionsflächen zu werden, wodurch eine Konkurrenzsituation zwischen Landwirtschaft, Gemeinden und Naturschutz entsteht. „Bis heute sind wir mit der Abmilderung der Flutfolgen intensiv beschäftigt. Das wird sicherlich auch noch einige Jahre dauern“, so Franz Schäfer. In höchstem Maße dramatisch stellte sich die Lage bei den Winzern dar. „Sechzig Hektar Rebfläche waren oder sind betroffen, wovon zehn Hektar zukünftig nicht mehr bewirtschaftet werden können. 60 von 65 Betrieben sind bei einem geschätzten Gesamtschaden von über 200 Millionen Euro direkt betroffen. Hinzu kommen enorme psychische Belastungen. Sobald es regnet, zuckt man im wahrsten Sinne des Wortes zusammen“, berichtete Weinbaupräsident Hubert Pauly.


Durch die Flut anderthalb Ernten verloren


Dabei variiere die Schadenhöhe von 250.000 Euro bis hin zu Schäden in Millionenhöhe. „Durch die Flut sind uns in etwa anderthalb Ernten verloren gegangen, aber das, was geerntet werden konnte, ist dennoch ein guter Jahrgang geworden. Nicht zuletzt auch wegen der riesigen Hilfe, die wir von Winzern aus dem gesamten Bundesgebiet und dem benachbarten Ausland erfahren haben, sei es durch Manpower, Maschinen oder Spenden. Wir hoffen, in fünf Jahren wieder mit komplett funktionierenden Betrieben und entsprechender Gastronomie am Start zu sein“, so Pauly, der auch für 2022 auf eine gute Ernte hofft. Erhebliche Schwierigkeiten gebe es im Bereich der zugesagten Landeshilfen. Hier erschwere das komplizierte Verfahren für viele Betroffene die Antragstellung.


„Ohne die Spendengelder wären wir nicht klargekommen“


Dem schloss sich auch Geschäftsführer Dr. Knut Schubert an: „Es gibt teilweise drei Anlaufstellen, um Anträge zu stellen, man braucht Sachverständige und Gutachten. Hier wäre eine berufsständische Lösung aus einer Hand sicher optimaler. Oftmals warten die Antragsteller sehr lange auf Rückmeldung. Seit Ende September konnten Anträge gestellt werden, doch danach passierte ein halbes Jahr lang erstmal nichts. Wir hätten uns gewünscht, dass das auch überregional mehr mitbedient worden wäre. Klar ist: ohne die Spendengelder wären wir nicht klargekommen und auch wenn sie nur einen Bruchteil der Schäden abdecken, so halfen die berufsständischen Spenden vielen über den Winter“, so Dr. Knut Schubert, der für die Zukunft die Einrichtung einer interdisziplinären Task-Force aus Landwirtschaft, Wasserwirtschaft und Naturschutz vorschlägt.


Ein weiter Weg bis zur Normalität


Winzer Adolf Schreiner, der sein Weingut in Rech in vierter Generation führt, wurde von der Flut ebenfalls hart getroffen. Er verzeichnete Schäden auf drei Hektar Rebfläche, wovon 1,2 Hektar nicht abgeerntet werden konnten. Wie es mit dem Teil seiner Rebflächen weitergeht, die in Flachlage liegen, ist noch unklar, da dies von der SGD Nord, bzw. der Flurbereinigungsbehörde entschieden werden muss. Es ist also noch ein weiter Weg, bis bei den Winzern wieder so etwas wie Normalität einkehrt.

Artikel bewerten

rating rating rating rating rating
Kommentare können für diesen Artikel nicht mehr erfasst werden.
Stellenmarkt
Weitere Berichte

Geldautomatensprengungen in Andernach und Montabaur

Polizei schnappt Automatensprenger: 20-Jähriger erbeutete mehrere hunderttausend Euro

Region. Nach einer Serie von Geldautomatensprengungen führten die Staatsanwaltschaft und die Polizei Köln am Morgen des 24. April Durchsuchungen in mehreren Privatwohnungen und Büros in Köln, Rheinbach und Heimerzheim sowie in einer Justizvollzugsanstalt in Nordrhein-Westfalen durch. Die umfangreichen Ermittlungen konzentrierten sich auf einen 20-jährigen Mann, der seit Februar 2024 in Haft ist und eine Strafe für ein Raubdelikt verbüßt. mehr...

Angeklagte sollen Frau schwer misshandelt, zur Prostitution gezwungen und getötet haben

Nach Mord im Koblenzer Rotlichtmilieu: Anklage gegen zwei Personen erhoben

Koblenz. Wie die Staatsanwaltschaft Koblenz mitteilt, wurde nach dem Tötungsdelikt im Koblenzer Rotlichtmilieu vergangenen November nun Anklage gegen eine 40-jährige Frau und einen 48 Jahre alten Mann (beide bulgarischer Nationalität) erhoben. Den beiden Beschuldigten wird zur Last gelegt, eine mit ihnen zusammenlebende 31-jährige Bulgarin grausam und aus niedrigen Beweggründen getötet zu haben.... mehr...

Regional+
 

Wer kann Angaben zum Unfallgeschehen machen?

Zeugen nach Verkehrsunfallflucht gesucht

Ehlscheid. Am 26. April, zwischen 06:55 Uhr und 15:50 Uhr, befand sich der PKW der Geschädigten auf dem Parkplatz der Tierarztpraxis in der Gommerscheider Straße. Bei der Rückkehr zum Fahrzeug bemerkte die Geschädigte eine großflächige Beschädigung im Bereich der linken Fahrzeugseite ihres PKW. Zeugen werden gebeten, mögliche Hinweise der Polizeiinspektion Straßenhaus unter Tel. 02634/9520 oder per E-Mail: pistrassenhaus@polizei.rlp.de. mehr...

Anzeige
 
Sie müssen angemeldet sein, um einen Leserbeitrag erstellen zu können.
Weitere Berichte
19-Jährige im Zug durch unbekannten Täter belästigt

Ermittlungen nach sexueller Belästigung in Regionalbahn auf der Fahrt von Frankfurt/Main nach Koblenz

19-Jährige im Zug durch unbekannten Täter belästigt

Koblenz. Am Donnerstagmittag, 25. April zwischen 11.30 und 12.30 Uhr soll es in der Regionalbahn 4256, auf der Fahrt von Frankfurt/Main nach Koblenz, zu einer sexuellen Belästigung einer 19-Jährigen gekommen sein. mehr...

Pkw prallte mit großer Wucht gegen einen Baum

Hubschraubereinsatz bei schwerem Verkehrsunfall auf der B 478 zwischen den Ortschaften Ruppichteroth Ahe und Harth

Pkw prallte mit großer Wucht gegen einen Baum

Ruppichteroth. Am Donnerstagnachmittag, 25. April 2024 um 16.20 Uhr wurde der Leitstelle der Polizei durch die Rettungsleitstelle des Rhein-Sieg-Kreises ein Verkehrsunfall mit verletzten Personen auf der B 478 zwischen den Ortschaften Ruppichteroth Ahe und Harth gemeldet. mehr...

FWG Andernach e.V. lädt ein

Infostände am 4. und 11. Mai

Andernach. Die Freie Wählergruppe Andernach e.V. (FWG) lädt die Bürgerinnen und Bürger von Andernach zu ihren Infoständen ein. Diese finden am 4. und 11. Mai am Historischen Rathaus in Andernach statt. mehr...

Erfolgreiche Saisoneröffnung

TC Rengsdorf

Erfolgreiche Saisoneröffnung

Rengsdorf. Jüngst startete der TC Rengsdorf in die Saison. Viele Interessierte jeden Alters fanden den Weg zu dem Verein, um den Tennissport einmal auszuprobieren oder um wieder einzusteigen. Alle SpielerInnen... mehr...

Jetzt für Läufe der LG Rhein-Wied anmelden

Andernach/Neuwied. Die Saison der Laufveranstaltungen beginnt, und damit auch die Anmeldephase für die Großveranstaltungen der LG Rhein-Wied. Der „Deichlauf präsentiert von Rhodius“ (Freitag, 14. Juni)... mehr...

LESETIPPS
GelesenNeueste
Kommentare
Claudia Krahe-Abel:
Es darf keine Impfpflicht geben! Das Grundrecht auf die Unversehrtheit des Körpers muss dringend gewahrt werden! Jeder Mensch muss selbst entscheiden dürfen was er in seinen Körper spritzen lässt oder nicht. Und es darf keine Diskriminierungen geben. Jeder muss Verantwortung für sich selbst und seine...
Andrea könig:
Ich verfolge die Geschichte um Liane schon lange und verstehe nicht, wie man auf solche, zum Teil hirnrissigen und unverschämten, Verleumdungen hereinfallen kann. Es kann nicht sein, dass die Gerichte sich nicht selbst vor Ort informiert haben. Liane führt seit mindestens 15 Jahren den Hof mit viel...
Cornelia Lachmuth:
Für mich klingt das nach Befangenheit. Nie gab es Probleme dort. Alle Kontrollen waren, selbst 4 Monate zuvor, noch in Ordnung. Ich kenne den Hof und habe selber keine tierschutzrelevanten Mängel erkennen können. Viele andere Leute vom Fach, ebenfalls nicht. ...
Erika Hoffmann :
Ja, Kontrolle ist gut...aber Hilfeleistung wäre besser!! Wenn Menschen einen Gnadenhof leiten, dann sind das Tierfreunde! Ihnen Geldgier zu unterstellen, ist gemein!! Ich zahle gerne meine Hundesteuer, hoffe das dieses Geld gerade Gnadenhoefen zugute kommt!!! ...

Bad Neuenahr-Ahrweiler: Hunde bitte anleinen

Veronika Brieda :
Es wäre wünschenswert wenn die Stadt Bad-Neuenahr-Ahrweiler ein Hundeplatz zur Verfügung stellen würde. Hunde wollen gerne mal frei ohne Leine laufen. Haben Sie Verständnis? Mit freundlichen Grüßen Veronika Brieda ...
Haftnotiz+
aktuelle Beilagen
Inhalt kann nicht geladen werden

 

Firma eintragen und Reichweite erhöhen!
Service