Allgemeine Berichte | 10.07.2022

Bauern- und Winzerverband zog ein Jahr nach der Flutkatastrophe Bilanz

Flut: Ahr-Winzer mit Schäden von über 200 Millionen Euro

Komplizierte Antragsverfahren erschweren die Abmilderung der Flutfolgen

Winzer Adolf Schreiner (links) zeigt Weinbaupräsident Hubert Pauly die auch ein Jahr nach der Flut noch brachliegende, einstige Rebfläche der Recher Flachlage „Recher Blume“.

Winzer Adolf Schreiner (links) zeigt Weinbaupräsident Hubert Pauly die auch ein Jahr nach der Flut noch brachliegende, einstige Rebfläche der Recher Flachlage „Recher Blume“.

Rech/Ahrtal. Von der Flutkatastrophe im Juli 2021 wurden auch die Winzer hart getroffen. Dies wurde erneut deutlich, als der Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau, Kreisgruppe Ahrweiler, im Recher Weingut Adolf Schreiner auf die vergangenen Ereignisse zurückblickte, aber auch aktuelle, aus der Flut resultierende Herausforderungen für hiesige Winzer und Landwirte in den Fokus rückte. Im Vergleich zu den Winzern, so der Kreisvorsitzende Franz Schäfer, war und ist die Schadenslage bei den Landwirten etwas weniger extrem. Massiv betroffen sind drei Betriebe im Bereich der Oberahr, Schäden haben 28 Betriebe zu beklagen. Über 60 Hektar Acker und Grünland wurden beschädigt, beispielsweise durch Anschwemmung von Geröll und Schutt oder durch die Befahrung mit schweren Maschinen. Die Dunkelziffer, so die Schätzung von Franz Schäfer, dürfte hier weitaus höher sein, fehle doch vielen Landwirten schlicht die Zeit, Schäden entsprechend offiziell zu melden.

Zehn Millionen Euro Spenden aus zwei berufsständischen Stiftungen

Erneut unterstrich Schäfer die große Solidarität von Berufskollegen aus ganz Deutschland, die aktiv mit anpackten und/oder Geld spendeten. Über zwei Stiftungen des Bauernverbandes konnten bislang rund zehn Millionen Euro unbürokratisch an betroffene Betriebe ausgezahlt werden. Ein weiteres Problem ergibt sich für die Landwirte aus dem Flächenmangel im Ahrtal. Oft werden Flächen von Gemeinden aufgekauft um zu Retensionsflächen zu werden, wodurch eine Konkurrenzsituation zwischen Landwirtschaft, Gemeinden und Naturschutz entsteht. „Bis heute sind wir mit der Abmilderung der Flutfolgen intensiv beschäftigt. Das wird sicherlich auch noch einige Jahre dauern“, so Franz Schäfer. In höchstem Maße dramatisch stellte sich die Lage bei den Winzern dar. „Sechzig Hektar Rebfläche waren oder sind betroffen, wovon zehn Hektar zukünftig nicht mehr bewirtschaftet werden können. 60 von 65 Betrieben sind bei einem geschätzten Gesamtschaden von über 200 Millionen Euro direkt betroffen. Hinzu kommen enorme psychische Belastungen. Sobald es regnet, zuckt man im wahrsten Sinne des Wortes zusammen“, berichtete Weinbaupräsident Hubert Pauly.

Durch die Flut anderthalb Ernten verloren

Dabei variiere die Schadenhöhe von 250.000 Euro bis hin zu Schäden in Millionenhöhe. „Durch die Flut sind uns in etwa anderthalb Ernten verloren gegangen, aber das, was geerntet werden konnte, ist dennoch ein guter Jahrgang geworden. Nicht zuletzt auch wegen der riesigen Hilfe, die wir von Winzern aus dem gesamten Bundesgebiet und dem benachbarten Ausland erfahren haben, sei es durch Manpower, Maschinen oder Spenden. Wir hoffen, in fünf Jahren wieder mit komplett funktionierenden Betrieben und entsprechender Gastronomie am Start zu sein“, so Pauly, der auch für 2022 auf eine gute Ernte hofft. Erhebliche Schwierigkeiten gebe es im Bereich der zugesagten Landeshilfen. Hier erschwere das komplizierte Verfahren für viele Betroffene die Antragstellung.

„Ohne die Spendengelder wären wir nicht klargekommen“

Dem schloss sich auch Geschäftsführer Dr. Knut Schubert an: „Es gibt teilweise drei Anlaufstellen, um Anträge zu stellen, man braucht Sachverständige und Gutachten. Hier wäre eine berufsständische Lösung aus einer Hand sicher optimaler. Oftmals warten die Antragsteller sehr lange auf Rückmeldung. Seit Ende September konnten Anträge gestellt werden, doch danach passierte ein halbes Jahr lang erstmal nichts. Wir hätten uns gewünscht, dass das auch überregional mehr mitbedient worden wäre. Klar ist: ohne die Spendengelder wären wir nicht klargekommen und auch wenn sie nur einen Bruchteil der Schäden abdecken, so halfen die berufsständischen Spenden vielen über den Winter“, so Dr. Knut Schubert, der für die Zukunft die Einrichtung einer interdisziplinären Task-Force aus Landwirtschaft, Wasserwirtschaft und Naturschutz vorschlägt.

Ein weiter Weg bis zur Normalität

Winzer Adolf Schreiner, der sein Weingut in Rech in vierter Generation führt, wurde von der Flut ebenfalls hart getroffen. Er verzeichnete Schäden auf drei Hektar Rebfläche, wovon 1,2 Hektar nicht abgeerntet werden konnten. Wie es mit dem Teil seiner Rebflächen weitergeht, die in Flachlage liegen, ist noch unklar, da dies von der SGD Nord, bzw. der Flurbereinigungsbehörde entschieden werden muss. Es ist also noch ein weiter Weg, bis bei den Winzern wieder so etwas wie Normalität einkehrt.

Winzer Adolf Schreiner (links) zeigt Weinbaupräsident Hubert Pauly die auch ein Jahr nach der Flut noch brachliegende, einstige Rebfläche der Recher Flachlage „Recher Blume“.

Winzer Adolf Schreiner (links) zeigt Weinbaupräsident Hubert Pauly die auch ein Jahr nach der Flut noch brachliegende, einstige Rebfläche der Recher Flachlage „Recher Blume“.

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