Im Herbst sollen Zugverbindungen auf der Ahrtalstrecke wegfallen

Eklat: SPNV Nord schrieb die Zugleistungen nicht mehr mit aus

Sowohl Winzerfeste als auch der Luzia-Markt sind betroffen - Breite Widerstände

Eklat: SPNV Nord schrieb die Zugleistungen nicht mehr mit aus

Ein bekanntes Bild: Die Züge im Herbst sind regelmäßig überfüllt. Foto: WITE

25.08.2014 - 14:56

Kreis Ahrweiler. Erst vor wenigen Tag hatten in einer gemeinsamen Pressemitteilung der Zweckverband SchienenPersonenNahVerkehr (SPNV) Rheinland-Pfalz Nord, Nahverkehr Rheinland sowie Deutsche Bahn (DB) Mobility den Einsatz der neuen Triebwagen Alstom Coradia Lint auf der Ahrtalstrecke angepriesen. Und bereits im Vorfeld wurde die ohne Frage positive Ausweitung des sogenannten „Dernauer Takts“ zwischen Dernau und Remagen herausgestellt. Verschwiegen wurden von SPNV und DB hingegen die massiven Angebotskürzungen im Bahnverkehr zwischen Dernau und Kreuzberg im nahenden Herbst. Demnach sollen - jahrelang bewährte - zusätzliche Wochenendverbindungen im September und Oktober sowie am Luzia-Markt ersatzlos entfallen.

Und diese Planungen fallen gerade in den Herbst, wo das Ahrtal touristisch ausgesprochen stark frequentiert ist und die Züge bekanntermaßen oftmals entsprechend gefragt und überfüllt sind. Betroffen wären Weinfeste ebenso wie etwa der Recher Luziamarkt.


Misere des SPNV Nord


Einzig verantwortlich für diese Misere ist der SPNV Nord. Dieser hat die Leistungen für das Kölner Dieselnetz schlichtweg nicht mehr ausgeschrieben. Auf Rückfrage von „Blick aktuell“ gestand der stellvertretende SPNV-Verbandsdirektor Thomas Nielsen dies ein. Nielsen dazu: „Nach inzwischen erfolgter interner Beratung hierzu und Einholung einer Stellungnahme bei unseren Vertragspartnern von DB Regio NRW möchten wir wie folgt hierzu Stellung nehmen. Die Verkehrsleistungen der Ahrtalbahn (Regionalbahn-Linie 30 Bonn - Remagen - Ahrbrück inklusive des sogenannten Zwischentaktes Remagen - Dernau) waren im Rahmen der Ausschreibung des sogenannten Kölner Dieselnetz mit einer neuen halbstündlichen Bedienung zwischen Remagen und Dernau auch am Wochenende sowie einem stündlichen Angebot zwischen Dernau und Ahrbrück von uns neu konzipiert worden. Die bisher bei stündlichem Verkehr Remagen - Ahrbrück verkehrenden einstündlichen Zwischentakte Remagen - Kreuzberg in der Weinfestsaison samstags und sonntags im September und Oktober sowie zum Luzia-Markt in Rech waren nicht Bestandteil des Ausschreibungsfahrplans und sind daher von DB Regio NRW nicht eingeplant und angeboten worden.“


Weniger Züge an Weinfesten


„Der Abschnitt Dernau - Kreuzberg wird daher in der Tat ab diesem Jahr an den Weinfestwochenenden im September und Oktober mit weniger Zügen als bislang bedient.“ Und weiter: „Dem steht die erhebliche Verbesserung zwischen Remagen und Dernau gegenüber. Die Betriebsabwicklung bei den bisherigen zusätzlichen Verkehren zwischen Dernau und Kreuzberg hatte sich infolge häufig überlanger Haltezeiten leider oftmals als unpünktlich erwiesen mit negativen Folgen für die Fahrplanstabilität auf der Ahrtalbahn insgesamt. Außerdem war die Fahrgastnachfrage im oberen Abschnitt der Ahrtalbahn insgesamt vergleichsweise gering. Demgegenüber sollte das ausgeschriebene neue Verkehrsangebot auf der Ahrtalbahn betrieblich weniger anfällig für Verspätungen sein. Wir werden gemeinsam mit unseren Vertragspartnern von DB Regio NRW beobachten, ob der neue Fahrplan von den angebotenen Kapazitäten auch im oberen Abschnitt der Ahrtalbahn ausreicht. Ansonsten müssten im Rahmen der Möglichkeiten Nachbesserungen durch die Bestellung zusätzlicher Leistungen erfolgen.“

„Blick aktuell“ hakte beim SPNV weiter nach: Aus welchem Grunde konkret wurde das Angebot reduziert? Und das in einer Zeit (Herbst), in der „Heerscharen“ von Touristen das Ahrtal regelrecht überfluten? Wie hat sich das Fahrgastaufkommen auf der betroffenen Strecke entwickelt und gegebenenfalls in welchem Umfang reduziert?

Die erbetenen prüfbaren Angaben machte der SPNV nicht. Dazu teilte der SPNV Nord gleichermaßen lapidar wie ausweichend lediglich mit: „Angesichts unserer bereits sehr ausführlichen Antwort, aus der alle wichtigen Aspekte dazu hervorgehen, bitten wir Sie ausdrücklich um Verständnis, dass wir nicht noch weiter dazu Stellung nehmen.“


Groß: Schwache Argumentation


Wolfgang Groß, Sprecher der Freunde der Ahrtalbahn, wird in seiner Kritik sehr deutlich und bezeichnet „die Argumentation von SPNV-Sprecher Thomas Nielsen als schwach.“ Groß weiter: „Im Herbst hatten die Züge an der Oberahr immer Verspätung. Grund: die mangelnde Infrastruktur, der lange Blockabschnitt zwischen Dernau und Kreuzberg sowie der hohe Reisendenandrang.“ Gerade deswegen seien die zusätzlichen Züge so wichtig. „Und jetzt?“, fragt er. „Logischerweise werden die Verspätungen noch höher, da die Reisenden in weniger Zügen befördert werden, also die Aufenthaltszeiten noch länger werden“, stellt der auch überregional als Bahnexperte anerkannte Groß betroffen fest.

Schnell reagiert hat auch die Verbandsgemeinde Altenahr. Die erste Beigeordnete Ingrid Näkel-Surges, die Verbandsbürgermeister Achim Haag während dessen Urlaub vertritt, wandte sich bereits wegen der Angebotskürzung in getrennten Schreiben an SPNV-Verbandsdirektor Dr. Thomas Geyer und den Landrat des Kreises Ahrweiler, Dr. Jürgen Pföhler.

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03.09.2014 15:25 Uhr
Chrissi

Da kann ich Herrn Bauer nur zustimmen. Ich hoffe auch dass es eine Minderheit ist. Es ist zwar eigentlich nicht Thema hier, aber was in Dernau zum Weinfest los ist, ist unglaublich. Wie die ganzen Anwohner das mitmachen. Ich hätte Angst um mein Anwesen. Wer selbst mal Samstagabends in Dernau war, der weiß wie es da zu geht.

Da fahre ich doch lieber nach Bachem oder Walporzheim. Da geht es gesitteter zu.



03.09.2014 07:54 Uhr
W. Bauer

Ich habe am Wochenende mit einem Mitarbeiter der Bahn gesprochen, anscheinend spielten die Überlegungen, die Herr Bergmann hier vor einigen Tagen äußerte, schon eine Rolle bei der Frage, ob man diese "Weinfestzüge" bei der neuen Ausschreibung auch berücksichtigt. Der Anteil Schwarzfahrer und notwendige/zusätzliche Reparatur- und Reinigungskosten nach Weinfestabenden stehen wohl demnach in keinem guten Verhältnis zu den Mehreinnahmen durch diese Fahrten, und offenbar auch nicht zum Imagekratzer, den die Bahnlinien mit diesem Wegfall erlitten haben.
Ich nehme an, bei diesen ungebetenen Fahr"gästen" handelt es sich immer noch um eine Minderheit (wenn man auch aus Weinfestorten vermehrt Klagen übers Besucherverhalten vernehmen kann, Bekannte in Dernau fahren jedes Jahr zum Weinfest in Urlaub und stellen sich vorher Bauzäune vor den Vorgarten), umso trauriger, dass dann eine Mehrheit fröhlicher Weinfreunde darunter leiden muss.



26.08.2014 10:16 Uhr
anonym

Was sagt denn der Kreis Ahrweiler zu diesem Thema?
Immerhin ist der Kreis doch Mitglied des SPNV Nord.....



26.08.2014 08:44 Uhr
Lothar Bergmann

Da ich beruflich oft zu den für Weinfeste üblichen Zeiten mit der Bahn fahre, kann ich diese Entscheidung nur begrüßen. In den Zügen gibt es vereinzelt sicher auch "brave" Besucher, die die Bahn nutzen um 1 oder 2 Gläser Wein genießen zu können.
Es gibt aber auch auffallend viele, quer durch alle Altersstufen, die sich wie die letzten Säue benehmen. Es wird im Nichtraucherbereich geraucht wie blöd, es wird sich stilvoll mit Bier und Schnaps warmgetrunken, Lieder "gesungen" in denen jedes zweite Wort ein Kraftausdruck ist, und Fahrkarten haben da auch die wenigsten. Zitat selbst erlebt: "Ey Schaffner, du bist einer, wir sind 20. Kauf dir selbst ne Karte und verp*** dich". Vor dem Aussteigen wird sich noch schnell mit dem Filzstift auf dem Sitz verewigt, weil "mal gucken ob das nachher der gleiche Zug ist", und auf der Rückfahrt wird sich dann mal im Zug übergeben. Wie gesagt: Alle Altersstufen, selbst erlebt!
Daher: Bahnreisen zur Weinfestzeit - unmöglich!



26.08.2014 08:21 Uhr
Karl-Heinz Junker

Das ist jawohl unglaublich! Ausgerechnet in der Weinfestsaison werden die Zugangebote gekürzt? Super. Es ist ja nicht so, dass Heerscharen von Touristen gerne zu den Weinfesten möchten. Und die kommen da bestimmt auch hin, um Wasser zu trinken, und fahren mit dem Auto wieder nach hause. Es ist leider ein Trend der letzten Jahre. Die Infrastruktur außerhalb der großen Städte wird immer weiter abgebaut...



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