Regen- und Schlamm verwüsteten Teile von Niederzissen

Dauerregen wurde zum Verhängnis

Großeinsatz der 19 Feuerwehren des Brohltals und des THW verhinderten Katastrophe

02.09.2014 - 08:54

Niederzissen. Der extreme Dauerregen hat am vergangenen Sonntag in Niederzissen fast eine Katastrophe ausgelöst. Die Felder zwischen den Straßen Bowenberg und Seifental, sowie im Bereich Marienköpfchen waren durch den Starkregen völlig aufgeweicht, so dass die Wassermassen Schlamm von frisch gepflügten und bestellten Feldern in Richtung Seifental drückten, wo zunächst einige Häuser massiv betroffen waren. Hier war Schlamm über die Terrassen in die Wohngebäude gelangt, Grünanlagen wurden verwüstet und in den Häusern haben die Schlamm- und Wassermassen extreme Schäden u.a. auch in den Zwischendecken hinterlassen.


Brohlbach wird zum reißenden Strom


Außerdem ließ der Regen das Bächlein, welches von Rodder parallel zur Königsfelder Allee in Richtung Ort läuft und normalerweise als Rinnsal wahrgenommen wird, bzw. im Sommer mitunter völlig austrocknet, überlaufen und zu einem 30 Meter breiten, gewaltigen Fluss anwachsen. Da die Verrohrungen des Baches die Wassermassen nicht mehr aufnehmen konnten, suchten diese sich einen Weg bis auf die Königsfelder Allee (Hauptstraße von Rodder nach Niederzissen) und weiter in Richtung Brohltalstraße. Hinzu kamen Wassermassen aus dem Seifental und der Straße Am Bowenberg. Während die Kanalisation dort einen Großteil des Wassers aufnehmen konnte, nahm auch der durch Niederzissen fließende Brohlbach ein enormes Ausmaß an. Zurück blieben Schlamm und Dreck.

In einer ersten Stellungnahme am Montagmorgen sagte Wehrleiter Jörg Degen zu „Blick aktuell“: „Obwohl die unmittelbare Gefahr durch die Einsätze aller 19 Feuerwehren der Verbandsgemeinde Brohltal, des THW Sinzig und Ahrweiler, unterstützt durch DRK und Polizei sowie die technische Einsatzleitung des Landkreises Ahrweiler für Großschadensfälle und nicht zuletzt die Bereitstellung von Geräten und Mannschaft benachbarter Kommunen mit sage und schreibe insgesamt 140 Mann eine Katastrophe verhindern konnten, werden die betroffenen Anwohner sich noch lange mit den Schäden an ihren Häusern und Grundstücken befassen müssen.“


Glück im Unglück


Bei Horst Drößlich aus Niederzissen hielten die Schäden sich noch in Grenzen. Gegenüber Blick aktuell sagte Herr Drößlich: „Hier bei uns in der Königsfelder Alle 21 ist das Wasser vom Seifental durch unseren Garten gelaufen und hat dort jede Menge Schlamm hinterlassen. Zahlreiche Fische -teils Edelfische- wurden dabei aus dem Teich gespült und von einer ein Meter hohen Flutwelle in Richtung Brohltalstraße geschwemmt. Ob, bzw. wie viele Fische noch im Teich sind, kann ich zurzeit noch nicht erkennen, da sich das Wasser durch den Schlamm in eine braune Brühe verwandelt hat.“ Augenzwinkernd fügt Horst Drößlich, der seinen Humor offensichtlich nicht verloren hat, hinzu: „Wahrscheinlich steht in dieser Woche irgendwo in der Brohltalstraße frischer Fisch auf dem Speiseplan!“


Große Schäden an Gebäuden


Nachdem der Pensionär gemeinsam mit seiner Familie die gröbsten Schäden auf seinem Grundstück beseitigt hatte, begab er sich zu seinem Nachbarn, um dort bei den Aufräumarbeiten zu helfen. Leider ist es bei vielen Betroffenen mit Aufräumarbeiten alleine nicht getan. So wurde zum Beispiel der frisch bezogene Neubau der Familie Adams im Seifental 13 arg in Mitleidenschaft gezogen. Während am Montag viele freiwillige Helfer aus der Verwandtschaft von Sacha Adams im Rahmen einer großen Säuberungsaktion zunächst einmal die elementaren Schäden sichtbar machten, versuchte der Hausherr, seine Ehefrau zu beruhigen, die am 28.08. Tochter Luisa zur Welt gebracht hatte und eigentlich am Montag mit dem Baby entlassen werden sollte, was jedoch um einen Tag verschoben werden konnte. Da die junge Familie noch keine Versicherung für Elementarschäden abgeschlossen hatte, muss sie für die zurzeit noch nicht absehbaren finanziellen Schäden selber aufkommen. Da das Wasser- bzw. die Schlammmassen sich einen Weg über die Terrasse des im Hang liegenden Hauses durch die untere Etage bis auf die Straße gesucht hatte, wurde neben der restlos verschlammten Terrasse der gesamte Estrich im unteren Bereich des Hauses beschädigt. Außerdem wurde ein Teil der Heizung (Platine und der Außenteil der Wärmepumpe) beschädigt, da das Wasser im Heizungskeller ca. 40 Zentimeter hoch stand und auch das Mauerwerk die Nässe aufgesogen hatte. Auch die im Nachbarhaus lebende Familie Schlieker, die sich gegenüber „Blick aktuell“ allerdings „aus aktuellem Anlass“ nicht zur Sache äußern wollte, war am Montagmorgen mit Aufräum- und Säuberungsarbeiten voll beschäftigt. Auch hier wurde u.a. die wunderbar gestaltete Terrasse inklusive Mobiliar sowie Teile des Untergeschosses verwüstet. Während die Anwohner mit der Beseitigung ihrer Schäden befasst waren, sicherte die Firma Anton Müller im Auftrag der Gemeinde einen am späten Sonntagabend oberhalb des Seifentals gezogenen Graben, der die Häuser für den Fall, dass es erneut zu starken Regenfällen kommen sollte, vor weiteren Wassermassen schützen soll.

In seiner Eigenschaft als Stellvertreter von VG-Bürgermeister Johannes Bell sagte der 1. Beigeordnete der Verbandsgemeinde Brohltal, Richard Keuler auf Anfrage von „Blick aktuell“: „Das war eine extreme Situation, die den Hilfskräften und den Anwohnern alles abverlangte. Ich kann mich nicht erinnern, dass wir hier in Niederzissen solche Regenfälle mit diesem Ausmaß, wie in den letzten beiden Wochen, hatten. Feuerwehr, THW und alle am Einsatz Beteiligten, das waren auch Nachbarschaft und Freundeskreise, haben in einer bewundernswerten Weise Schlimmeres verhindert.


Schutzgraben gezogen


Die Lage hat sich allerdings im Laufe der Abendstunden und der Nacht entspannt, so dass der Einsatz der Feuerwehr und des THW um 1.00 Uhr in der Nacht beendet werden konnte. Zur Entspannung hat sicherlich auch der tiefe Graben beigetragen, der noch in der Nacht von einem beauftragen Tiefbauunternehmen entlang der Wohnbebauung auf dem darüber liegenden Feld gezogen wurde, um das Wasser auch bei weiteren Regenfällen abzuleiten. Wichtig ist jetzt, in die Überlegungen und Planungen einzusteigen, wie eine solche Situation mittel- und langfristig verhindert werden kann. Ich bin zuversichtlich, dass die Gemeinde Niederzissen mit Unterstützung der Verbandsgemeindeverwaltung Brohltal das schaffen wird. Dazu ist sicherlich externer Sachverstand, z. B. durch ein in der Wasserwirtschaft renommiertes Ingenieurbüro notwendig.“ Landrat Dr. Jürgen Pföhler hatte sich ebenfalls vor Ort über die Folgen des Starkregens informiert und mit den Anwohnern gesprochen. Für Familien, die besonders betroffen seien, würden finanzielle Soforthilfen des Kreises Ahrweiler, der Verbandsgemeinde Brohltal und der Ortsgemeinde Niederzissen zur Verfügung gestellt, kündigte Pföhler an. Darauf habe er sich mit dem VG-Beigeordneten Richard Keuler und Ortsbürgermeister Rolf Hans verständigt. Das Geld des Kreises fließt aus dem Hilfsfonds „Nachbar in Not“. Der Abfallwirtschaftsbetrieb Kreis Ahrweiler hilft ebenfalls. Die betroffenen Bürger können beim Abfallwirtschaftszentrum „Auf dem Scheid“ bis auf Weiteres kostenlos Sperrmüll und Elektromüll mit Wasser- oder Schlammschäden abgeben.

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