Freilichtbühne Schuld

„Pippi besteht alle Abenteuer“

Nachwuchsensemble präsentierte die umjubelte Premiere des Klassikers von Astrid Lindgren

08.07.2013 - 14:27

Schuld. Erster Eindruck, nachdem man im überdachten Zuschauerraum der Freilichtbühne Platz genommen hat: Da haben die fleißigen Bühnenbildner ganze Arbeit geleistet. Auf der Waldlichtung ist eine hübsche schwedische Kleinstadt entstanden, links die Schule („Skola“), dann eine Häuserzeile, in der Mitte ein Drahtkäfig als Gefängnis der anschließenden Piratenburg, rechts die Villa Kunterbunt, in der die Titelheldin Pippi Langstrumpf lebt. Astrid Lindgren, die Schöpferin des starken Mädchens, das nie das tut, was es soll, hätte ihre Freude daran gehabt. Helle Freude hatten die Besucher allerdings auch gleich, denn die Geschichte von „Pippi in Taka-Tuka-Land“ nimmt zu Beginn mächtig Fahrt auf. Frau Prysselius rückt in Begleitung der beiden Polizisten Kling und Klang an, um die anarchistische kleine Göre, die ganz allein in dem schmucken Holzhaus wohnt, ins Kinderheim zu stecken. Doch die beiden Ordnungshüter, stilecht auf „Polis“-Fahrrädern unterwegs und die mit einem Regenschirm bewaffnete Erzieherin schaffen es natürlich nicht, den Wirbelwind Pippi einzufangen. Die Eröffnungssequenz hat beinahe Slapstick-Charakter und sorgt für einen Auftakt voller Tempo und Humor. Dass Esther Goldenstein durch ihre enorme Präsenz hier auch darstellerisch das erste dicke Ausrufezeichen setzt, versteht sich schon fast von selbst, denn sie gehört seit Jahren zu den tragenden Säulen der Laienspielschar.


Glücksgriff mit dem Nachwuchs


Dass die Freilichtbühne sich aber auch auf ihren Nachwuchs verlassen kann, beweist das Jahr 2013 wieder einmal eindrucksvoll. 1998 stand Pippi Langstrumpf schon einmal auf dem Spielplan - Katrin Hengsberg verkörperte die Hauptrolle. Sie ist mittlerweile für Presse und Werbung zuständig und steht im Kiosk. An ihre Stelle ist Isa Oldenburg gerückt, die damals als Baby im Kinderwagen ihrer Mutter schon mitspielte. Es ist ihre erste Hauptrolle, was man kaum glauben mag, weil sie eine enorme Sicherheit ausstrahlt, kombiniert mit einer nahezu berstenden Spielfreude. Ein Glücksgriff, eine Bilderbuch-Pippi, deren schmale Schultern die schwere Last der Titelfigur scheinbar mühelos tragen. Ihr zur Seite stehen mit Milena Becher (vor drei Jahren als „Wickie“ zu bestaunen) und Nils Schmitz (ebenfalls in seiner ersten großen Rolle) zwei weitere Jugendliche als Annika und Tommy. Die Drei bekommen Besuch vom Hausierer Konrad (Udo Stratmann), der die Bühne als Podium für eine Werbeveranstaltung für seinen „KSK“ alias Konrads Spezial Kleister nutzt, ein amüsanter Seitenhieb auf einen langjährigen Sponsor. Doch Konrad hat auch eine Flaschenpost von Pippis Vater dabei, der seine Tochter bittet, ihn aus dem Gefängnis der Piraten zu befreien. Also beschließen die Kinder, nach Taka-Tuka-Land zu reisen. Zunächst mit dem fliegenden Bett, das spektakulär quer über die Waldlichtung schwebt. Später wird es zum Boot umfunktioniert, mit Paddel und Segel erreichen sie schließlich die Pirateninsel, um Papa Langstrumpf aus dem Kerker zu holen. Doch die Seeräuber unter Führung von Kapitän Blutsvente (schmuck: Frank Burbach) und Messerjocke (trottelig: Heiko Linnerz) haben natürlich etwas dagegen. Wie es den Dreien am Ende gelingt, den in der Haft bei Brot und Wasser erschlankten Hans-Willi Bläser zu befreien, wird nicht verraten. Am Ende schießen die Piraten sogar noch mit schweren Kanonengeschützen auf die Flüchtenden, aber vergeblich, Pippi besteht eben alle Abenteuer - mit einer gehörigen Portion Mut, Glück und Unbeschwertheit. Nach zweieinviertel Stunden kommen Pippi, Vater Efraim, Annika und Tommy wohlbehalten an der Villa Kunterbunt an, wo alles seinen Anfang nahm und die Geschichte nimmt ein gutes, umjubeltes Ende. Regisseur Raik Knorscheidt hat die lange Riege der Mitwirkenden, die angeführt von der sympathischen und überragenden Hauptdarstellerin gewohnt engagiert bei der Sache sind, zur Höchstleistung gebracht. Neben den bereits erwähnten Bühnenbauern muss man den Verantwortlichen für Kostüme und Maske ein Sonderlob spenden, auch die Pyrotechnik sorgt im wahrsten Sinne des Wortes für Knalleffekte.

Fazit: Unbedingt anschauen. Und zwar nicht wie Pippis verstorbene Mutter durch ein kleines Loch im Himmel, sondern live und in Farbe in Schuld, wo seit nunmehr 65 Jahren Theater der Extraklasse geboten wird. Bis 11. August reitet Pippi auf dem „Kleinen Onkel“ auf die Waldbühne, Vorstellungen sind immer Samstagabend (20.30 Uhr) und Sonntagnachmittag (15.30 Uhr) sowie an zwei Freitagen (2. und 9. August) um 19.30 Uhr. Es stehen zwar 600 überdachte Plätze zur Verfügung, aber Karten sollte man sich trotzdem rasch sichern unter Tel. (0 26 95) 3 18.

Artikel bewerten

rating rating rating rating rating
Kommentare können für diesen Artikel nicht mehr erfasst werden.
Stellenmarkt
Weitere Berichte

Ortsschilder von Bölingen (Grafschaft) gestohlen

Grafschaft - OT Bölingen. In der Nacht vom 3. auf den 4. Mai wurden durch Unbekannte die beiden Ortsschilder von Bölingen (Grafschaft) an der L 83 von Vettelhoven und Ringen kommend aus der Halterung herausgeschraubt und entwendet. Zudem wurden mehrere Leitpfosten herausgezogen und im Straßengraben liegengelassen. Hinweise zur Sache oder verdächtige Wahrnehmungen können der zuständigen Polizei in Bad Neuenahr-Ahrweiler unter 02641 - 974-0 gemeldet werden. mehr...

Festnahme nach Ladendiebstahl

Rheinbrohl. Am Samstagmittag kam es zu einem Diebstahl aus einem Einzelhandelsgeschäft in Rheinbrohl, bei welchem der 26-jährige, wohnsitzlose Täter hochwertige Pflegeprodukte entwendete. Der Täter steckte die Produkte in seinen Rucksack und versuchte das Ladengeschäft anschließend zu verlassen, wurde jedoch nach ertönen der akustischen Diebstahlsicherung durch das Marktpersonal aufgehalten. mehr...

Regional+
 

Zeugenaufruf nach Verkehrsunfallflucht in Sinzig

Sinzig. Am Samstagnachmittag ereignete sich im Zeitraum von etwa 13:30 Uhr bis 14:50 Uhr auf dem Parkplatzgelände des Discounters „Thomas Philipps“ in Sinzig ein Verkehrsunfall, bei dem sich der Unfallverursacher unerlaubt von der Unfallstelle entfernte. Der beschädigte PKW war im Nahbereich des Eingangs geparkt. Der unbekannte Unfallverursacher beschädigte diesen vermutlich beim Ein- oder Ausparken. mehr...

19-Jähriger randaliert bei seiner Oma

Betzdorf. Am Samstag, gegen 23:20, Uhr meldete eine 84-jährige Frau aus Betzdorf, dass ihr polizeilich hinlänglich bekannter Enkel bei ihr zu Hause randaliere. In der Vergangenheit kam es bereits mehrfach zu gleichgelagerten Einsatzanlässen bei denen der 19-Jährige Mann auch die eingesetzten Polizeibeamten angriff. Bei Eintreffen der Polizeikräfte warf der 19-Jährige direkt einen Gartenstuhl von einem Balkon aus auf die Beamten und kletterte anschließend auf das Dach des Hauses. mehr...

Anzeige
 
Sie müssen angemeldet sein, um einen Leserbeitrag erstellen zu können.
Weitere Berichte
Wohnhausbrand in Kaisersesch

Wohnhausbrand in Kaisersesch

Kaisersesch. In der Nacht vom 4. auf den 5. Mai brannte in der Straße „Auf der Wacht“ in Kaisersesch ein Wohnhaus. Polizei, Feuerwehr und Rettungskräfte waren vor Ort im Einsatz. Über das genaue Ausmaß des Brandes und die Ursache ist noch nichts bekannt. mehr...

Erwachsene mit Kind an der Schnellfahrstrecke

Unverantwortlich und leichtsinnig 

Erwachsene mit Kind an der Schnellfahrstrecke

Montabaur. Am Dienstagabend, 30. April, gegen 18:00 Uhr wurde der Bundespolizei gemeldet, dass sich drei Personen auf der Schnellfahrstrecke Köln - Frankfurt/Main in den Gleisen befinden und in den Langer-Issel-Tunnel (Nordportal) gehen würden. mehr...

Ein Vorstoß in ganz neue Dimensionen

42. Auflage des „Lohners Vulkan-Marathon“ in Mendig pulverisierte mit 2141 Startern den bisherigen Teilnehmerrekord

Ein Vorstoß in ganz neue Dimensionen

Mendig. Die Traditionsveranstaltung „Lohners Vulkan-Marathon“, wie das Event offiziell heißt, stößt langsam in ganz neue Dimensionen vor: 2141 Starter, von denen 1806 das Ziel erreichten, sorgten am vergangenen... mehr...

Abenteuer im Trampolinpark

Tennisjugend des TC Wiesengrund Rieden

Abenteuer im Trampolinpark

Rieden. Viel Spaß hatte die Tennisjugend des TC Wiesengrund Rieden am letzten Samstag im April beim Besuch eines Trampolinparks in Koblenz. Es wurden dabei einige Saltos und Flickflacks absolviert, so... mehr...

LESETIPPS
GelesenNeueste
Kommentare

Premiere in Ransbach-Baumbach

K. Schmidt:
Herr Müller hat schon Recht. Nie war doch mehr Information wie heute. Ich lade mir alle Beschlussvorlagen des Stadtrates herunter, als wär ich dort selber Mitglied. Ich kann mir deren Beschlüsse der letzten Jahre anschauen. Die Homepage der Verwaltung ist proppevoll mit Infos. Und das gilt sogar für...
Werner Müller:
Bürger, die keine VG-Blätter lesen (weder die Ankündigung noch die Entscheidung) und nicht an den öffentlichen VG-Sitzungen teilnehmen, wollen mehr informiert werden. Angebote nicht annehmen und sich dann laut über die eigene Inkompetenz beschweren - den gleichen Quatsch haben wir in Höhr-Grenzhausen...
K. Schmidt:
War es nicht die CDU, die die 7% eingeführt hatte, und dies ausdrücklich mit einer Befristung versah? Die stellt sich dann jetzt hin und jammert, weil diese Frist auslief und nicht verlängert wurde. Dieses elendige, unehrliche Hin und Her, Regierungs- und Oppositionsgetue mit quasi frei austauschbaren...
juergen mueller:
Typisch AfD-Manier. Warum die AfD seid 2015 so stark werden konnte? Weil sie permanent ihren Fokus darauf ausrichtet, die vermeintlich wohlstandsgefährdende Politik der Altparteien anprangert u. damit Erfolg bei denen hat, die grundsätzlich immer dabei sind, wenn es um`s Jammern auf höchstem Niveau...
Amir Samed:
Wegen der Steuergesetze bleibt den Arbeitnehmern von ihren höheren Gehältern kaum etwas übrig. Mit der Umsatzsteuer in der Gastronomie, der CO2-Steuer, der Luftverkehrssteuer, der Plastiksteuer, der LKW-Maut oder den stark steigenden Beiträgen in Kranken- und Pflegeversicherung hat die Ampel die Bürger...
K. Schmidt:
Ich habe mit dem Begriff "Bürger" an der Stelle ein kleines Problem. Denn während ich bei Bundes- oder Landtagsabgeordneten auch öfters den Eindruck habe, da steht die Partei und Machterhalt über allem und es gibt eine gewisse Basis- und Realitätsferne, kann man das den Mitgliedern von Ortsbeiräten...
Veronika Wildner:
Wenn nicht jetzt, wann dann! So ist es, ich wünsche der Wählergruppe Erfolg und gutes Gelingen ihrer gesteckten Ziele. Das ist Basisdemokratie, selbst die Hand anzulegen, die Bürger für die Bürger vor Ort bestimmen die Richtung, viel Glück....
Haftnotiz+
aktuelle Beilagen
Inhalt kann nicht geladen werden

 

Firma eintragen und Reichweite erhöhen!
Service