Eisenschmelzer im römischen Ahrtal

„Wir demonstrieren unser kulturelles Erbe“

Ausstellung im Kreishaus zeigt spektakuläre Funde aus der Siedlung „An den Maaren“ - Bis 3. Mai zu besichtigen

26.03.2013 - 08:12

Ahrweiler. Bemalte Wandstücke, Fensterglas, der Überrest eines gläsernen Armreifes, rostige Eisennägel, Münzen sowie Stücke groben Koch- und feinen Tafelgeschirrs gehören zu der kleinen Präsentation im Kreishaus. „Wir demonstrieren unser kulturelles Erbe“, sagte Landrat Dr. Jürgen Pföhler anlässlich der Ausstellungseröffnung „Eisenschmelzer im römischen Ahrtal“. Ein Erbe aus römischer Zeit, sind es doch Beispiele jener antiken Funde, die der Förderverein für Archäologie und Museumskultur der Kreisstadt (FAM) 2010 und 2011 bei Ausgrabungen in der römischen Siedlung „An den Maaren“ ans Licht brachte. Zur Eröffnung erschienen auch Dr. Dr. Axel von Berg (Generaldirektion Kulturelles Erbe RP), Eva-Maria Kreuter (FAM-Vorsitzende), Iris Klefisch (stellvertretende FAM-Vorsitzende), Dr. Eveline Saal (Grabungsleitung; Ausstellungskonzept), Bernd Walther (FAM-Projektleiter Archäologie) und Römervilla-Museumsleiter Dr. Hubertus Ritzdorf. Ohne diese Einrichtungen, das Landesmuseum Koblenz, Kreisstadt und Landkreis als Duo-Träger des Museums Römervilla, „würde es das Projekt nicht geben“, betonte Pföhler, der von einem „großen Gemeinschaftswerk“ sprach. Der Kreis unterstützte die Grabungskampagne im Ahrweiler Wald mit 10.000 Euro. Gerade hat die Landespflege dem Förderverein weitere 5000 Euro für Ausgleichsmaßnahmen bewilligt. Den größten wirtschaftlichen Beitrag aber leisteten die FAM-Ehrenamtler, haben sie doch, laut Bernd Walther, bislang 3500 Arbeitsstunden investiert.

„Spektakulär“, nennt Dr. Hubertus Ritzdorf das, was da zutage trat. Die Grabungsergebnisse übertrafen alle Erwartungen. „Es wurde ein Herrenhaus gefunden, nicht so groß wie die Römervilla, aber vergleichbar luxuriös. Die Römervilla ist besser erhalten, doch die Funde in der Eisenschmelzersiedlung sind ergiebiger“, sagte Ritzdorf. Dies, weil die Besitzer, wahrscheinlich durch eine Katastrophe, ihr Herrenhaus überstürzt verließen. Was hat man sich darunter vorzustellen, vielleicht ein Erdbeben? „Wir wissen es nicht“, sagt Grabungsleiterin Dr. Eveline Saal gegenüber „Blick aktuell“. „Die Überlegungen gehen aber in eine andere Richtung. Die Zeiten waren einfach unruhig. Im dritten Jahrhundert bedrohten immer wieder Germanenüberfälle die Bevölkerung der römischen Provinzen an Rhein.“ Fest steht jedenfalls, dass die Siedlung auch nach Aufgabe des Herrenhauses in den Wirren der Spätantike (viertes Jahrhundert) noch in großem Umfang weiterproduzierte, wie drei mächtige Schlackenhalden belegen, welche die älteren Wohn- und Wirtschaftshäuser überdecken.


Eine „kleine Sensation“


Zu dem geborgenen Repertoire, das vom Landesmuseum Koblenz in größerem Umfang bereits im Mai 2012 unter dem Titel „Römische Stahlkocher an der Ahr“ ausgestellt wurde, zählen etwa Bruchstücke einer Reibschüssel mit dem typischen Bewurf grober Quarzpartikel an der Innenseite, schwarz glänzende Scherben dünnwandiger Schank- und Trinkgefäße und als „kleine Sensation“ eine vollständig erhaltene Bronzeplatte sowie ein versilberter Servierplattengriff. Hinweise auf das Aussehen der ehemaligen Bewohner geben beispielsweise aus Knochen geschnitzte Haarnadeln, Fibeln und zudem Schmuck in Form von Glasperlen, dem Fragment eines Glasarmreifs und eines Ohrrings. Hoch erfreut waren die Ausgräber über den äußerst seltenen Fund einer bemalten Tonrassel. Er hebt ins Bewusstsein, dass die Besitzer der ein Hektar großen Gesamtanlage allem Anschein nach Kinder hatten.

Natürlich fanden sich in der vorindustriellen Eisenproduktionsstätte „An den Maaren“, die im ersten bis vierten nachchristlichen Jahrhundert existierte und bisher als umfassendster Nachweis römischer Metallproduktion nördlich der Alpen gilt, zahlreiche Eisenerze, Schlacken und Eisenobjekte. Diese Funde geben den Archäologen Aufschluss über die Art der Eisengewinnung. Das obertägig abgebaute Erz musste aus dem tauben Gestein heraus- und dann kleingeschlagen werden, um es in sogenannten „Rennöfen“ zu verhütten. Da lag es nahe, die Ausstellung nicht nur mit einigen Großfotos von der Grabungskampagne, sondern auch mit der Rekonstruktion eines Rennofens abzurunden. Dass hiesige Gegend reich an Vergangenheit ist, beweist auch der Hinweis des Landrates auf die Existenz einer keltischen Tempelanlage im Kreisgebiet.

Die Ausstellung „Eisenschmelzer im römischen Ahrtal“ ist bis 3. Mai in der Kreisverwaltung zu sehen.

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