Altenahr: Tunnel 428 Tage nach der Flut für den Verkehr freigegeben

„Ein Bild der Apokalypse ging um die Welt“

17.09.2022 - 16:20

Altenahr. Die Hauptschlagader des mittleren Ahrtals pulsiert wieder. 428 Tage nach der Flutkatastrophe ist der Straßentunnel in Altenahr im Zuge der Bundesstraße 267 wieder befahr- und begehbar. „Mit der Freigabe des Tunnels bei Altenahr schließen wir eine Lücke, die sinnbildlich für die Katastrophe stand, aber auch eine entscheidende Lücke im Straßennetz der Ahr“, sagte die rheinland-pfälzische Verkehrsministerin Daniela Schmitt (FDP) beim Festakt am Freitag. Die durchgehende Befahrbarkeit der B 267 gebe vielen Menschen ein Stück Alltagsmobilität zurück. Seit der Flut hatten die Verkehrsteilnehmer einen Umweg von 17 Kilometern in Kauf nehmen müssen.  So sei die Wiedereröffnung der Strecke denn auch ein Meilenstein für das Ahrtal und mit Blick auf Bund, Land, Kommunen, Landesbetrieb Mobilität und Baufirmen ein sichtbares Zeichen für das Zusammenspiel von schlanken Verfahren, innovativen Bauweisen und hochqualifizierten Ingenieuren. „Ich würde mir wünschen, dass wir dieses Tempo nicht nur nach einer solch schrecklichen Katastrophe an den Tag legen, sondern zur Normalität machen“, sagte Schmittvor dem Durchschneiden des symbolischen schwarz-rot-goldenen Bandes im Beisein von Altenahrs Weinprinzessin Jana Ludwig und zahlreicher Gäste.

Oliver Luksic, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, sprach von einem „besonderen Tag für das Ahrtal“ und blickte auf das Flutgeschehen zurück: Durch die Wassermassen der Ahr ist der Bereich hinter dem Tunnel in Richtung Mayschoß komplett zerstört worden und ein Krater bis auf den Felsen mit einer Tiefe von mehr als zehn Metern entstanden. Die Straße wurde auf einer Strecke von rund 300 Metern komplett weggerissen, dito alleVer- und Entsorgungsleitungen. Von einst fünf Häusern am Tunnel steht nur noch eines.

„Die erschwerte Zuwegung zur Baustelle durch die vielen Baumaßnahmen der Versorgungsträger, der Gemeinden sowie von Privathauhalten machten einen besonderen Abstimmungsaufwand notwendig“, sagte Luksic und sprach von einer Rekordbauzeit. Die Kosten für die Wiederherstellung des Tunnels Altenahr im Zuge der B 267, der vor der Flut täglich von 5500 Fahrzeugen durchfahren wurde, bezifferte der FDP-Politiker mit rund 2,43 Millionen Euro, die durch den Bund getragen würden.

Noch mehr Zahlen hatte vom Landesbetrieb Mobilität Stefan Schmitt, Leiter des Projektbüros Wiederaufbau Ahrtal, beim Festakt mit der „kommunalen Familie“ des Kreises Ahrweiler parat. Allein um den Krater vor dem Tunnel aufzufüllen seien 24000 Tonnen Gestein notwendig gewesen. Material, das durch die Flut angefallen sei, sei dafür verwendet worden. „Das waren rund 600 Lkw-Ladungen“, sagte Schmitt, der auch die Moderation des Festaktes übernommen hatte.

„Der Krater war ein Sinnbild der Apokalypse, das um die Welt gegangen ist“, erinnerte Landrätin Cornelia Weigand an die Medienberichte nach der Flut im Juli vergangenen Jahres. Daher sei der Tag der Wiedereröffnung des Tunnels „ein historischer Moment“. Auch erwähnte die Kreischefin, dass der Engelsley-Tunnel in Altenahr eine ganz besondere Geschichte habe: „Er war bei seiner Eröffnung 1834 der erste Tunnel in Preußen und blieb bis 1864 der einzigeseiner Art.“ Zur Eröffnung war übrigens Kronprinz Friedrich Wilhelm ins Ahrtalgekommen, der 1871 erster Deutscher Kaiser wurde. In der Zeit vor dem Tunneldurchstich vor 188 Jahren sah Weigand durchaus Parallelen zur Zeit nach der Flut. Ähnlich wie in den vergangenen 14 Monaten sei auch damals die Verbindung nur über steile Umwege des Ahrgebirges möglich gewesen. Die jetzt abgeschlossenen Arbeiten am Tunnel und damit die Wiederherstellung der Aorta des mittleren Ahrtals sei auch ein wichtiges Zeichen für die Wirtschaft.  Denn sie bringe „wichtiges touristisches Leben“ in die Ortschaften der Mittelahr.

Dominik Gieler, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Altenahr, sparte nicht mit Lob: „Der Landesbetrieb Mobilität hat hier Großartiges geleistet.“ Er sei froh, dass die Verbindung der Ahrtalorte rechtzeitig vor der touristischen Hauptsaison wieder in Betrieb sei. Dennoch gebe es weiterhin viel zu tun: Allein in der Verbandsgemeinde stünden noch 700 Infrastrukturprojekte an, auf Kreisebene seien es 2600 Maßnahmen, die von Bund, Land und Kommunen finanziert werden müssten, „Dafür danke ich den Steuerzahlern“,  sagte der neue Verbandsbürgermeister, denn daher komme das Geld.

Und was wird aus dem ehemaligen Feuerwehrhaus vor dem Tunnel? Dazu sagte Altenahrs Ortsbürgermeister Rüdiger Fuhrmann im Gespräch mit Blick aktuell: „Da zieht demnächst der Bauhof ein.“ Die Feuerwehr sei derzeit provisorisch untergebracht. Ein neues Feuerwehrhaus gehöre daher zu den 150 Infrastrukturmaßnahmen, die in seiner Gemeinde in den nächsten zehn Jahren anstehen. Dafür werde der Ortsgemeinderat eine Prioritätenliste erstellen, die es dann abzuarbeiten gelte. Auf 150 Millionen Euro beziffert der Ortsbürgermeister die Flutschäden an öffentlichen Einrichtungen in seiner Gemeinde. „Das ist die Summe der Gemeindehaushalte von der als 60 Jahren“, machte Fuhrmann die Dimension klar und wünschte sich für die Zukunft bei den Projekten in Altenahr „nicht wie Don Quichote gegen Bürokratie und Handwerkermangel kämpfen zu müssen“. GS

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