Von Tellern und Tellerchen, Tassen und Tässchen, Töpfen und Töpfchen

Gedreht, gegossen, bunt bemalt oder dezent dekoriert

Höhr Grenzhausen brennt Keramik – toller Aktionstag bei Sonnenschein

09.04.2018 - 14:00

Höhr-Grenzhausen. Eine der touristischen Attraktionen ist in jedem Jahr der Aktionstag „Höhr-Grenzhausen brennt Keramik“, der am Ostermontag zum 19. Mal viele Besucher aus Nah und Fern in die Kannenbäckerstadt lockte. Die Gründe dafür könnten unterschiedlicher nicht sein. Zum einen kann man hier mal einem echten Töpfer über die Schulter schauen und in den zahlreichen geöffneten Werkstätten in einen der ältesten Berufe hineinschnuppern. Zum anderen zeigen die Höhr-Grenzhäuser Töpferwerkstätten, wie unterschiedlich man Keramik gestalten kann. Dem Künstlerherz sind mit dem zu modellierenden Werkstoff keine Grenzen gesetzt.

Ein Ehepaar aus der Nähe von Wuppertal holte sich an diesem Tag in den Werkstätten und Ateliers wertvolle Tipps und Anregungen, da sie in ihrer Heimat eine Töpferei eröffnen wollen. „Ich möchte mir damit meinen Traum verwirklichen. Und wo sollte ich mir dazu Anregungen holen, wenn nicht hier?“, begründete die Dame ihren Besuch im Zentrum der europäischen Keramik.


Höhr-Grenzhausen bat mit Benimmkurs zu Tisch


Das jährlich wechselnde Thema lautete diesmal „Tischkultur“. Hierzu hatte sich das Keramikmuseum unter der neuen Leitung von Nele van Wieringen etwas ganz Besonderes einfallen lassen und eröffnete an diesem Tag seine neue Ausstellung „Höhr-Grenzhausen bittet zu Tisch“. Dazu wurden dort viele gedeckte Tische präsentiert und der Besucher konnte gleich sehen, dass Tisch nicht gleich Tisch ist und Geschirr nicht gleich Geschirr. Die Ausstellung vermittelt mannigfaltige Impressionen, unterschiedliche Stile, Handwerkstechniken und Dekore und gibt viele Anregungen für die eigene Tischkultur zuhause.

Die hohe Kunst der Keramik wurde an diesem Tag durch einen Workshop zur Kunst am Tisch ergänzt, nämlich der Kunst des richtigen Betragens bei Tisch. Mit der Knigge-Expertin Charlotte Jung konnten Erwachsene und Kinder einen Benimmkurs bei Tisch machen. Das Angebot wurde gerne genutzt und die Tafel war bis auf den letzten Platz besetzt. Auch der angebotene Familienworkshop erfreute sich großer Beliebtheit, genauso wie die Museumsralley, bei der man nicht nur suchen musste, sondern auch – wie könnte es in einem Museum anders sein – seinem künstlerischen Talent beim Zeichnen freien Lauf lassen konnte.


Alter Holzofen brannte Unikate


Der Keramik-Pendel-Bus fuhr die Gäste mit sechs Haltestellen durch die Stadt und bis nach Hilgert zum Tonhaus Ulf Huppertz. Hier wurde der alte traditionelle Holzofen angeheizt. Erst nach circa zwölf Stunden hatte dieser seine Endtemperatur erreicht. Mit der anschließenden Haltezeit dauerte der Brenngang bis Mitternacht. „Der Ofen ist so konzipiert, dass die Asche vom Holz durch den Luftzug durchgezogen wird und sich am Scherben anlagert und dadurch verschiedene Braunfärbungen ergibt“, erklärte Spezialist Ulf Huppertz. Welche tollen Unikate mit einzigartigen Effekten durch den Ascheflug erzeugt wurden, zeigte sich am nächsten Tag nach Abkühlen beim Ausräumen des Ofens.


Goldener Kitsch mit Stil


Tanja und Gideon Necker empfingen die Besucher fröhlich zu ihrer Gartenausstellung und zeigten die neuesten Arbeiten in ihrem Atelier. Ein Begrüßungsplakat trägt die Aufschrift: „Unsere Arbeiten zeichnen sich durch Heiterkeit und Witz aus und sind das Ergebnis einer langjährigen Zusammenarbeit, die den Spaß und den Dialog bei der Herstellung widerspiegeln.“ Seit 2007 entspringen im Stadtteil Höhr viele kleine Kunstwerke ihrer künstlerischen Ader in ihrem Wirkungskreis. Die Frage, worauf sie spezialisiert seien, beantwortet Tanja Necker aus tiefstem Herzen und mit strahlenden Augen mit nur einem Wort: „Kitsch“. Die beiden arbeiten viel mit Gold, anmutendem Kitsch, etwas figürlich, manchmal ein wenig frivol und ihre Kunstwerke haben ein Geschlecht. Tanja Necker wünscht sich, dass die Menschen ein wenig kritischer sind beim Kauf ihrer Keramikgeschirre. „Die Qualität sollte den Leuten bewusst sein. Auch, dass wir hier in Deutschland herstellen“, denn anderswo sei nicht immer sichergestellt, dass die hiesigen Standards in Sachen Arbeitsbedingungen eingehalten würden. Dabei ist sie sich durchaus im Klaren darüber, dass man mitunter für den Preis einer Tasse aus individueller Herstellung in einem Einrichtungshaus oder SB-Markt ein ganzes Service bekommt. Allerdings gibt sie zu Bedenken, dass diese günstigen Geschirre in der Spülmaschine teilweise ihre Farbe verlieren und die Leute sich keine Gedanken darüber machen, was mit der Farbe passiert.

In der Keramikwerkstatt Böhmer konnten die Keramikliebhaber den größten noch erhaltenen Kannofen bestaunen, der heute die Kulisse für die Verkaufsausstellung bietet.


Auf jeden Falls einen Besuch wert


Alle 13 teilnehmenden Werkstätten von „Höhr-Grenzhausen brennt Keramik“ boten den Gästen zum 19. Mal einen tollen Einblick in ihre keramische Individualität und Vielfalt. Sie hatten sich voll und ganz auf das diesjährige Thema Tischkultur eingelassen und zauberten einiges außergewöhnlich Keramisches auf den Tisch. So zum Beispiel ein Tisch bei Ceramix, einfach gestaltet, mit weißem Tischtuch, gedeckt mit modellierten, ungebrannten Stücken. Viele Teller, Tassen, Schalen und Dosen, in unterschiedlichen Dekor- und Brenntechniken hergestellt, wechselten an diesem Tag ihre Besitzer. Für jeden Geschmack war etwas dabei. Bunt dekoriert oder schlicht und einfach, bauchig oder geradlinig, gegossen oder gedreht, glasiert oder engobiert. Die Geschirre, Plastiken und Schmuckstücke spiegeln die Schönheit der Heimat des Rohstoffes Ton wider und die Besucher nahmen sich Anregungen und Erinnerungsstücke mit. Einen Besuch wert waren auf jeden Fall alle Stationen.


Hand made in Höhr-Grenzhausen


Egal welche Werkstatt, welches Atelier man an diesem Tag aufsuchte, in jedem konnte man den künstlerischen Geist der kreativen Schaffer spüren. Dabei wurden die Besucher mit ruhigen Jazzklängen empfangen oder im eigenen Garten mit selbstgebackenem leckerem Kuchen und Kaffee bewirtet. Hand made in Höhr-Grenzhausen eben, genau wie die Keramiken.

Beim Zug durch die Straßen traf man viele bekannte heimische Gesichter, die sich diesen außergewöhnlichen Tag nicht entgehen lassen wollten und auch Besucher, die von weiter her anreisten, beispielsweise aus Köln. Dabei konnten sich die Keramiker zum einen über Menschen freuen, die zum ersten Mal den Weg zu diesem Event fanden, aber auch über die „Wiederholungstäter“, treue Anhänger der Kannenbäckerkunst, die in jedem Jahr den Weg in die Stadt finden und ihre Liebe zur Keramik unter Beweis stellen.

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