Für viele ist Kaiser‘s in Bad Neuenahr mehr als „Einkaufen“
Kaiser’s-Mitarbeiter bangen um Arbeitsplätze
Bad Neuenahr. Tiefe Betroffenheit herrscht bei den 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bei Kaiser’s in der Poststraße 22. Der gut sortierte Markt gehört mit zum Kaisers-Tengelmann Filialnetz in NRW, das mit seinen 102 Filialen seit dieser Woche zum Verkauf steht. „Wir versuchen tapfer unsere bewährte Kundenbetreuung beizubehalten. Und wir alle wären froh, wenn es irgendwie weitergehen würde“, sagte eine Mitarbeiterin zu „Blick aktuell“! Kaisers in der Poststraße ist ja nicht irgendein Supermarkt, er ist auch Treffpunkt. Gerade die älteren Bewohner in der Stadt gehen gerne zu Kaisers, weil der Markt in der Fußgängerzone liegt, ebenerdig betreten werden kann und die Flure breit genug sind, dass man auch mit dem „Rolli“ durchkommt. Und das Personal bedient mit Achtung und Geduld. Gut 80 Prozent ihres Umsatzes macht die Filiale mit der älteren Kundschaft. Und man kann auch schon mal sehen, dass ein älterer Bürger nahe am Schaufenster in der Caféecke sitzt und sich einen Kaffee in Ruhe schmecken lässt. Derweil hat er seinen Einkaufszettel einem der Kaisers-Mitarbeiter zugesteckt mit der Bitte, für ihn den Einkauf zu übernehmen.
Bis Mittwoch 26. Oktober soll Entscheidung fallen
Der Supermarkt in der Poststraße macht einen mehr als guten Umsatz und gilt als ein „Edelstein“ innerhalb der 102 Filialen, die von der Tengelmann Zentrale aus Mülheim/Ruhr betreut werden. Auch wenn der Konzern nicht bekannt gibt, wem genau er die Filialen zum Kauf angeboten hat, so macht es er es möglichen Interessenten doch sehr einfach. Bis heute, Mittwoch 26. Oktober sollen mögliche Käufer ihr Interesse an den angebotenen Filialen mitteilen, heißt es im Anschreiben. Dabei ist dem Konzern gleich, ob der Interessent eine, drei oder 20 Filialen übernehmen will, wie seine Pressesprecherin gegenüber „Blick aktuell“ erläutert. Auch in der Konzernzentrale ist bestens bekannt, dass der Neuenahrer Supermarkt beim Kunden beliebt ist. Allein zweimal die Woche erhält die Neuenahrer Filiale jeweils 30 Rollis mit neuen Waren.
Stadtverwaltung schreibt Brief an Tengelmannchef Karl Erivan Haub
Pressesprecher Karl Walkenbach nimmt für die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler Stellung:“Nach dem Beginn der Zerschlagung von Kaiser´s Tengelmann wurde am Dienstag eine Liste der Filialen veröffentlicht, die den Interessenten als erste zum Verkauf angeboten werden sollen. Zu diesen Filialen zählt auch der Markt in der Poststraße. Tengelmann-Eigentümer Karl-Erivan Haub geht derzeit davon aus, dass nicht für alle Filialen ein neuer Supermarktbetreiber gefunden werden kann und folglich einige Filialen geschlossen werden müssen. Sollte dieses Schicksal auch die Kaiser´s Tengelmann Filiale in der Poststraße ereilen, würde dies für die dort tätigen Mitarbeiter den Verlust ihres Arbeitsplatzes bedeuten sowie der unteren Poststraße einen der Hauptfrequenzbringer entziehen. Daher bleibt zu hoffen, dass wahlweise doch noch eine Einigung der beteiligten Unternehmen herbeigeführt oder aber ein geeigneter Käufer gefunden werden kann, um die Filialen erhalten zu können. In einem Schreiben an den Eigentümer der Kaiser´s Tengelmann GmbH stellte die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler nochmals die Bedeutung der Filiale in der Poststraße heraus und bat um frühzeitige Information über Entwicklungen, die diese Filiale betreffen!“
Laut wikipedia ist der 82-jährige gebürtige Wiesbadener Karl Erivan Haub Mit-Eigentümer der Unternehmensgruppe Tengelmann und leitete diese von 1969 bis 2000. Erivan Haub ist Milliardär und einer der reichsten Deutschen. Sein Vermögen wird gemäß Forbes-Liste 2014 mit ca. 5,2 Milliarden US-Dollar angegeben.
Geschäft gilt als Frequenzbringer in der Fußgängerzone
Volker Danko, Sprecher der Neuenahrer Werbegemeinschaft sieht eine mögliche Schließung von Kaisers in der unteren Poststraße als sehr kritisch. Danko:“Das Geschäft gilt als Frequenzbringer in der Fußgängerzone und übt eine Magnetwirkung aus, von der auch andere Einzelhandelsgeschäfte profitieren!“ Er meint wie viele andere auch, dass gerade älteren, weniger mobilen Menschen eine wichtige Einkaufsmöglichkeit genommen würde. Gerade der jetzige Standort ermögliche älteren Bürgern, weiterhin eigenständig einkaufen zu gehen, unter Menschen zu kommen.
Ver.di-Sprecher Heino-Georg Kaßler hofft immer noch dass die Ausnahmegenehmigung von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel Bestand erhält. „Heute Donnerstag, 20. Oktober, hat die NORMA Kette ihre Klage gegen die Ministererlaubnis vor Gericht zurückgezogen, „ sagt er zu Blick aktuell und weiter:“ Vielleicht gelingt es Ver.di-Chef Frank Bsirske auch Markant und REWE zum Einlenken zu bringen. Die Ministererlaubnis würde nämlich den rund 16.000 Tengelmann-Mitarbeitern eine Job-Garantie von fünf Jahren bringen. -PHILÖ-