Das neue Cannabis-Gesetz und die Folgen für das Freizeitbad Tauris

Nach langer Zeit wieder Einigkeit beim Thema Tauris im Stadtrat

25.03.2024 - 09:20

Mülheim-Kärlich. Nur wenige Themen wurde im Stadtrat in den letzten fünf Jahren so heftig diskutiert, wie die Zukunft des Freizeitbades Tauris. Das 1991 eröffnete Bad ist bekanntlich seit der Corona-Pandemie geschlossen und zwischenzeitlich in die Jahre gekommen. Die Kosten für eine Generalsanierung stiegen von 17 auf 23 Millionen Euro. Zu viel, befanden einige Stadtratsmitglieder. Noch mehr Ärger gab es über eine Interimsöffnung, die bis zur Sanierung erfolgen sollte. Der mit knapper Mehrheit gefasste Beschluss konnte nicht ausgeführt werden, da dies zu einen unausgeglichenen Haushalt geführt hätte. Die Folge: Die Kommunalaufsicht befolgte die Anweisung des Innenministeriums aus Mainz und versagte die Zustimmung.

Eine überraschende Wende kam sodann im August 2024: Der Rat stimmte für den Verkauf der Einrichtung. Seit dem war es still geworden, viele Bürger fühlten sich sogar schlecht informiert. Vergangene Woche nun der nächste Paukenschlag: Es wurde bekannt, weshalb der Verkaufsprozess nur intern beraten und beschlossen wurde: Die Namen der finanzstarken Bieter für den Kauf des Bades dürfen nicht genannt werde. Einzige Ausnahme: Der Gewinner des Ausschreibungswettbewerbs.

Dieser ging nun selbst an die Öffentlichkeit und informierte mit einer Pressemitteilung darüber, was er mit der Anlage beabsichtigt. Die schlechte Nachricht für die Anhänger des Bades: In dem seit 4 Jahren leerstehenden Becken wird wohl nie mehr Wasser sein. Die gute Nachricht für alle Steuerzahler in Mülheim-Kärlich: Vor Ort entsteht ein Projekt, welches der Stadt in Zukunft erhebliche Gewerbesteuer-Einnahme bescheren wird. Der Grund: Eine holländische Investorengruppe möchte in dem Gebäude eine Cannabis-Farm eröffnen.

Die klimatischen Bedingungen in dem Gebäude seien optimal: „Große Glasflächen und viel Licht nutzen den Hanf-Pflanzen und ermöglichen einen ganzjährigen Anbau“, so der Sprecher der Investorengruppe. Er betonte, das man mit der überraschenden Nachricht bewusst gewartet habe: „Das Cannabis-Gesetz stand bis zuletzt auf der Kippe. Wir sind froh, dass der Bundesrat vergangene Woche grünes Licht gegeben hat. Bereits in der kommenden Woche werden wir vor Ort die ersten Pflanzen aufstellen, die wir aus Holland importieren.“ In dem Nachbarland ist der Anbau und Konsum von Cannabis bekanntlich seit vielen Jahren möglich. Dort hat man auch bereits Erfahrung mit der Nutzung ehemaliger Gewerbe-Immobilien oder unrentabler Schwimmbäder. „Wir freuen uns, dass wir das erfolgreiche Geschäftsmodell nun auch auf Deutschland ausweiten können. Mülheim-Kärlich ist aufgrund der guten Anbindung an die überörtlichen Straßen ein idealer Standort“, heißt es in der Pressemitteilung.

Während die Politik auf Bundesebene über das Cannabis-Gesetz heftig gestritten hat, sah die Entscheidung zum Verkauf des ehemaligen Freizeitbades im Stadtrat von Mülheim-Kärlich vollkommen anders aus: Der Beschluss wurde einstimmig gefasst. „Das Vergabeverfahren zwingt uns dazu, dem Bieter den Zuschlag zu geben, der am meisten für das Freizeitbad bietet“, hieß es klarstellend aus dem Rathaus. Und selbst die Christdemokraten, die zur Cannabis-Legalisierung traditionell kritisch stehen, stimmten den Verkauf zu – wenn auch zähneknirschend, wie deren Fraktionsvorsitzender betonte: „Die von den anderen Stadtratsparteien beschlossene Interims-Öffnung hat zu einem Schaden in sechsstelliger Höhe geführt, weil bereits erste Aufträge zur Reaktivierung vergeben wurden, bis schließlich das endgültige Aus für das Bad kam. Wenn wir diese Summe nun durch einen höheren Verkaufspreis wieder rein holen können, entlastet das wieder unsere Steuerzahler“, so der Fraktionsvorsitzende.

Auch von Seiten anderer Stadtratsmitglieder wurde auf die Notwendigkeit des Beschlusses hingewiesen: „Das neue Schwimmbad in Koblenz eröffnet in diesem Sommer. Vielen Kunden sind in den letzten Jahren bereits auf andere Einrichtungen in Neuwied oder Bad Ems ausgewichen. Da sehe ich wenig Potential für den Weiterbetrieb des Bades“, so ein Stadtratsmitglied. Bedenken, dass eine Cannabis-Farm unmittelbar neben dem Schulzentrum errichtet werde, habe er nicht, im Gegenteil: „Man kann die Schüler jetzt doch viel besser im Rahmen einer Besichtigung über die Pflanzen aufklären. Das ist ja auch ein Anliegen des Gesetzgebers: Die Menschen besser über die Hanfpflanze zu informieren.“

Und auch im naheliegenden Jugendhaus sieht man keinen Konflikt: „Die Hanfpflanze wurde von unseren Vorfahren jahrhundertelang angepflanzt und vielfältig genutzt. Aus Hanf kann man Kleidung, Öle und Baustoffe herstellen“, so Jugendpfleger und Diplom-Pädagoge Mario Huana unter Hinweis auf sein abgebrochenes 17-semestriges Studiums der Geschichte.

Kritisch sieht man die Entscheidung zum Verkauf des Freizeitbades an die holländische Investorengruppe hingegen einige Eltern. Im Stadtteil Kärlich bildete sich bereits eine Bürger-Initiative: „Schon an der Entscheidung des DFB, nach 70 Jahren den Ausrüster zu wechseln wird deutlich: Heutzutage ist Kommerz wichtiger als Moral. Es kann doch nicht sein, dass der Stadtrat dem Projekt zustimmt, nur um auf diese Art und Weise die Stadtkasse wieder aufzufüllen“, betont die Kärlicher Bürgerin Wilma Ruhe. Sie hat kurzfristig eine Protest-Aktion organisiert. Die Gruppe trifft sich am 1. April um 14 Uhr am Ausscheller-Denkmal vor dem Rathaus. Von dort aus wird man einen Schweigemarsch zum naheliegenden Freizeitbad durchführen.

Im Rathaus sieht man die Aktion gelassen: „„Frau Ruhe sollte sich beim Thema Cannabis besser zurückhalten. Ich kenne die Dame aus meiner Jugendzeit: Wer im Glashaus sitzt, darf nicht mit Steinen werfen“, so ein fast schon jamaikanisch gelassener Stadtbeigeordneter gegenüber unserer Zeitung.

Artikel bewerten

rating rating rating rating rating
03.04.2024 13:40 Uhr
MATIN CHAPELIER

Der Artikelschreiber war wohl illegaler weise vor dem ersten April schon total bekifft.



03.04.2024 12:54 Uhr
Wilma Ruhe

Wilma Ruhe also...



02.04.2024 07:25 Uhr
Lulu

Der ist schon ziemlich geil geschrieben. Sein abgebrochenes Studium und ich kenn die aus Ihrer Jugend die soll Ma ruhig



01.04.2024 09:20 Uhr
WN

Unglaublich. Eine Einrichtung für Freude und Spaß wir zur Einrichtung der Sucht. Und das in der Nähe einer Schule.
Nemnächst dann ein Lustvirtel ?Wo ist die Grenze??



31.03.2024 08:47 Uhr
Eric

Verfrühter Aprilscherz



30.03.2024 17:11 Uhr
Jörg.W.

Eine Drogenplantage direkt vor der Schule und Jugendhaus. Welche Vollidioten haben es erlaubt?



30.03.2024 13:33 Uhr
Jörg Bengel

Wer es glaubt ist schon bekifft!



30.03.2024 09:43 Uhr
Gabriele Friedrich

[ Zitat ] Eine überraschende Wende kam sodann im August 2024: [ Zitat Ende ]
Wir haben den 29.3.2024- der August kommt dann in 5 Monaten und ist heute schon Vergangenheit?



29.03.2024 23:09 Uhr
Anaher

Mario Huana hat euch verraten ??



29.03.2024 13:10 Uhr
David

Leben und leben lassen. Wenns nach Moral geht sollten wir uns erstmal um andere Probleme kümmern als um Cannabisanbauflächen ??



29.03.2024 10:46 Uhr
Chris80

Ohne Worte meinerseits. (kopfschüttel) Weniger Worte dafür Taten sprechen lassen wären hier angebrachter bzgl. der Verantwortlichen. Die ganze Angelegenheit kommt einem wie ein nie endenden Aprilscherz vor.



28.03.2024 20:20 Uhr
Brigitte Schneider

und wer soll darüber jetzt lachen?



28.03.2024 19:37 Uhr
Melanie D.

Sehr lustig ;-)



26.03.2024 11:04 Uhr
Werner ERBAR

April, April…….



Kommentare können für diesen Artikel nicht mehr erfasst werden.
Stellenmarkt
Weitere Berichte

Geldautomatensprengungen in Andernach und Montabaur

Polizei schnappt Automatensprenger: 20-Jähriger erbeutete mehrere hunderttausend Euro

Region. Nach einer Serie von Geldautomatensprengungen führten die Staatsanwaltschaft und die Polizei Köln am Morgen des 24. April Durchsuchungen in mehreren Privatwohnungen und Büros in Köln, Rheinbach und Heimerzheim sowie in einer Justizvollzugsanstalt in Nordrhein-Westfalen durch. Die umfangreichen Ermittlungen konzentrierten sich auf einen 20-jährigen Mann, der seit Februar 2024 in Haft ist und eine Strafe für ein Raubdelikt verbüßt. mehr...

Angeklagte sollen Frau schwer misshandelt, zur Prostitution gezwungen und getötet haben

Nach Mord im Koblenzer Rotlichtmilieu: Anklage gegen zwei Personen erhoben

Koblenz. Wie die Staatsanwaltschaft Koblenz mitteilt, wurde nach dem Tötungsdelikt im Koblenzer Rotlichtmilieu vergangenen November nun Anklage gegen eine 40-jährige Frau und einen 48 Jahre alten Mann (beide bulgarischer Nationalität) erhoben. Den beiden Beschuldigten wird zur Last gelegt, eine mit ihnen zusammenlebende 31-jährige Bulgarin grausam und aus niedrigen Beweggründen getötet zu haben.... mehr...

Regional+
 

Wer kann Angaben zum Unfallgeschehen machen?

Zeugen nach Verkehrsunfallflucht gesucht

Ehlscheid. Am 26. April, zwischen 06:55 Uhr und 15:50 Uhr, befand sich der PKW der Geschädigten auf dem Parkplatz der Tierarztpraxis in der Gommerscheider Straße. Bei der Rückkehr zum Fahrzeug bemerkte die Geschädigte eine großflächige Beschädigung im Bereich der linken Fahrzeugseite ihres PKW. Zeugen werden gebeten, mögliche Hinweise der Polizeiinspektion Straßenhaus unter Tel. 02634/9520 oder per E-Mail: pistrassenhaus@polizei.rlp.de. mehr...

Anzeige
 
Sie müssen angemeldet sein, um einen Leserbeitrag erstellen zu können.
Weitere Berichte
19-Jährige im Zug durch unbekannten Täter belästigt

Ermittlungen nach sexueller Belästigung in Regionalbahn auf der Fahrt von Frankfurt/Main nach Koblenz

19-Jährige im Zug durch unbekannten Täter belästigt

Koblenz. Am Donnerstagmittag, 25. April zwischen 11.30 und 12.30 Uhr soll es in der Regionalbahn 4256, auf der Fahrt von Frankfurt/Main nach Koblenz, zu einer sexuellen Belästigung einer 19-Jährigen gekommen sein. mehr...

Pkw prallte mit großer Wucht gegen einen Baum

Hubschraubereinsatz bei schwerem Verkehrsunfall auf der B 478 zwischen den Ortschaften Ruppichteroth Ahe und Harth

Pkw prallte mit großer Wucht gegen einen Baum

Ruppichteroth. Am Donnerstagnachmittag, 25. April 2024 um 16.20 Uhr wurde der Leitstelle der Polizei durch die Rettungsleitstelle des Rhein-Sieg-Kreises ein Verkehrsunfall mit verletzten Personen auf der B 478 zwischen den Ortschaften Ruppichteroth Ahe und Harth gemeldet. mehr...

FWG Andernach e.V. lädt ein

Infostände am 4. und 11. Mai

Andernach. Die Freie Wählergruppe Andernach e.V. (FWG) lädt die Bürgerinnen und Bürger von Andernach zu ihren Infoständen ein. Diese finden am 4. und 11. Mai am Historischen Rathaus in Andernach statt. mehr...

Erfolgreiche Saisoneröffnung

TC Rengsdorf

Erfolgreiche Saisoneröffnung

Rengsdorf. Jüngst startete der TC Rengsdorf in die Saison. Viele Interessierte jeden Alters fanden den Weg zu dem Verein, um den Tennissport einmal auszuprobieren oder um wieder einzusteigen. Alle SpielerInnen... mehr...

Jetzt für Läufe der LG Rhein-Wied anmelden

Andernach/Neuwied. Die Saison der Laufveranstaltungen beginnt, und damit auch die Anmeldephase für die Großveranstaltungen der LG Rhein-Wied. Der „Deichlauf präsentiert von Rhodius“ (Freitag, 14. Juni)... mehr...

LESETIPPS
GelesenNeueste
Kommentare
Claudia Krahe-Abel:
Es darf keine Impfpflicht geben! Das Grundrecht auf die Unversehrtheit des Körpers muss dringend gewahrt werden! Jeder Mensch muss selbst entscheiden dürfen was er in seinen Körper spritzen lässt oder nicht. Und es darf keine Diskriminierungen geben. Jeder muss Verantwortung für sich selbst und seine...
Andrea könig:
Ich verfolge die Geschichte um Liane schon lange und verstehe nicht, wie man auf solche, zum Teil hirnrissigen und unverschämten, Verleumdungen hereinfallen kann. Es kann nicht sein, dass die Gerichte sich nicht selbst vor Ort informiert haben. Liane führt seit mindestens 15 Jahren den Hof mit viel...
Cornelia Lachmuth:
Für mich klingt das nach Befangenheit. Nie gab es Probleme dort. Alle Kontrollen waren, selbst 4 Monate zuvor, noch in Ordnung. Ich kenne den Hof und habe selber keine tierschutzrelevanten Mängel erkennen können. Viele andere Leute vom Fach, ebenfalls nicht. ...
Erika Hoffmann :
Ja, Kontrolle ist gut...aber Hilfeleistung wäre besser!! Wenn Menschen einen Gnadenhof leiten, dann sind das Tierfreunde! Ihnen Geldgier zu unterstellen, ist gemein!! Ich zahle gerne meine Hundesteuer, hoffe das dieses Geld gerade Gnadenhoefen zugute kommt!!! ...

Bad Neuenahr-Ahrweiler: Hunde bitte anleinen

Veronika Brieda :
Es wäre wünschenswert wenn die Stadt Bad-Neuenahr-Ahrweiler ein Hundeplatz zur Verfügung stellen würde. Hunde wollen gerne mal frei ohne Leine laufen. Haben Sie Verständnis? Mit freundlichen Grüßen Veronika Brieda ...
Haftnotiz+
aktuelle Beilagen
Inhalt kann nicht geladen werden

 

Firma eintragen und Reichweite erhöhen!
Service