Traditionsreicher Rennkurs feiert in diesem Jahr 90-jähriges Jubiläum
Oldtimer auch zum Anfassen
Adenau. Beim Oldtimer Grand Prix am Wochenende auf dem Nürburgring konnten auch die widrigen Witterungsverhältnisse die Freude der Fans an der faszinierenden Geschichte des Automobilsports nicht trüben. In dieser schnelllebigen, unruhigen Zeit werden Herkunft und Tradition, werden Werte für viele Menschen wieder wichtig. Und die Nostalgie beflügelt die Sinne. Man erfreut sich daran! Das gilt auch für Freunde des Motorsports, und eben jene, die gerne einmal zurückschauen in die an Spektakeln reiche Motorsportgeschichte. Wo kann man das besser als auf dem Nürburgring? Der traditionsreiche Rennkurs feiert in diesem Jahr 90-jähriges Jubiläum und ist also längst zu dem geworden, was ihn am letzten Wochenende massenweise füllte: ein Oldtimer. Hunderte historischer Rennfahrzeuge aus allen möglichen Epochen und Tausende von Old- und Youngtimern beeindruckten die Besucher auf den Tribünen und im Fahrerlager der traditionsreichen Eifelrennstrecke. Schon zum 45. Mal trafen hier über hunderte Oldtimer aus unterschiedlichen Klassen und Rennserien aufeinander, über 500 aus rund 100 Jahren Rennsport traten in 20 verschiedenen Rennen gegeneinander an. Der veranstaltende Automobilclub von Deutschland (AvD) geht davon aus, dass es sich beim Oldtimer Grand Prix auf dem Nürburgring um die weltweit größte Veranstaltung ihrer Art handelt. Auch eine für den Ring typische Schlechtwetterfront am Samstag konnte die Stimmung nicht trüben. Etwa 50 000 Zuschauer bewunderten die beeindruckend agierenden Boliden, ob das feurige Vorkriegsmodell, das schon Rudolf Caracciola gelenkt hatte, oder den Formel-1-Boliden aus der jüngeren Vergangenheit. Legenden wurden lebendig. Und das Schönste: Die Fans kamen den traditionsreichen Rennern und ihren Fahrern so nahe, wie man es sich für heutige Motorevents wünschen würde. Da konnte man in den Boxen den Mechanikern beim Polieren und Schrauben über die Schulter schauen, die alten Schätzchen und ihre technische Ausstattung aus der Nähe bewundern. Auch Fotografieren war fast überall erlaubt.
Ein tolles Programm
Mit einem Dutzend historischer Rennklassen hatte der Veranstalter AvD wieder ein volles Programm-Wochenende zusammengestellt. Unter den prominenten Renngästen waren auch Christian Danner und Ralf Schumacher. Danner zeigte sich überzeugt, dass der Rennsport die aktuelle Krise des Automobils unbeschadet überstehen wird. Die populäre Klassiker-Veranstaltung präsentierte jedoch nicht allein eine Ausstellung mit Rennfahrzeugen aus allen Epochen und Disziplinen, sondern unterhielt mit richtig gutem Motorsport in spannenden Rennen, bei denen die (auch oft in die Jahre gekommenen) Racer um Ränge rangen. Von den Vorkriegsfahrzeugen über die historische Formel 1 und den Sportwagen der 60er und 70er Jahre bis hin zu Tourenwagen und GT’s reichte die Palette von Fahrzeugen aus sieben Jahrzehnten. Ältester automobiler Teilnehmer war ein im Jahre 1909 gebauter französischer Peugeot. Natürlich waren die legendären Rennfahrzeuge von Mercedes und Auto Union dabei, die bereits zum Auftakt des Nürburgrings anno 1927 in der Eifel um Siege rangen, ebenso zu sehen wie jüngeren Boliden, etwa der der Formel-3-Klasse der Jahrgänge 1964 bis 1984, in denen die Superfahrer Ayrton Senna und Michael Schumacher ihre Karriere begannen. Die Bedeutung des AvD-Oldtimer Grand Prix wurde auch damit belegt, dass erneut alle drei historischen Rundstreckenserien des Motosport-Weltverbandes FIA am zweiten August-Wochenende in der Eifel abgehalten wurden, die Serie der Formel-1-Championships aus der Cosworth-Ära ebenso wie die Klasse für Sport- und Prototypen. Eine Trophy für Formel-Junior-Fahrzeuge erzählte die Geschichte aus den Kindertagen des Nachwuchssportes, dessen Fortsetzung in den stärker motorisierten Formel-3-Fahrzeugen von 1964 bis 1984 stattfand. Wunderbar stimmungsvoll war trotz des durchwachsenen Wetters auch das traditionelle Abendrennen am Samstag, wo die zweisitzigen und zum Teil offenen Rennsportwagen eine beeindruckende Show abgezogen. Viele wirklich ,,alte Schätze“ waren im historischen Fahrerlager zu bewundern, dass sich quasi wie ein Hochsicherheitstrakt gebärdete. Kein Wunder, sind doch historische Fahrzeuge auch bevorzugte Beute von Diebesbanden, die in den letzten Jahren mehrfach zugeschlagen hatten. In diesem Jahr, so war von den Ordnungskräften zu erfahren, ging jedoch keine der ,,alten Kisten“ auf unliebsame Weise ,,verloren“.
Neuzeit lässt grüßen
Auch die Neuzeit ließ beim Oldtimer Grand Prix auf dem Nürburgring grüßen. Verschiedene Nobelmarken der automobilen Zunft präsentierten im und rund um das Fahrerlager ihre auf Hochglanz polierten aktuellen Modelle, Edel-Accessoires-Anbieter der Branche zeigten ihre Waren und die Besucher schwelgten im automobilen Rausch. Ausstellungen, Präsentationen, Clubtreffen und viele weitere Angebote im Fahrerlager und rund um die Strecke machten den Besuch für Motorsportliebhaber und Klassik-Experten gleichermaßen lohnenswert. Nur vom derzeit oft thematisierten Diesel-Kater war keiner benebelt. Apropos Nebel: Das reichlich niederprasselnde Nass und die sich dräuenden Wolken und nebulösen Schwaden erinnerten eher an ein durchwachsenes November-Wochenende als eines im hoch-sommerlichen August. Doch der Wettergott versöhnte mit einem sonnigen Sonntag und einem glutroten abendlichen Ausklang, als sich die ambitionierten Aktiven, manchmal so alt wie ihre automobilen Schätze, wieder in ihre Heimat aufmachten. Mögen sie wiederkommen, so Gott es will, zum Oldtimer Grand Prix am nächsten zweiten Augustwochenende an den Ring.