Koblenzer NarrenbunT 2007 e.V. bot besonderes Event an

PrideWeek Stadtführung mit Dörthe Dutt

23.08.2016 - 12:17

Koblenz. Im Rahmen der zweiten Koblenzer PrideWeek, die dem Koblenzer CSD (Christopher Street Day) vorgeschaltet ist, präsentierte der „Koblenzer NarrenbunT 2007“, der Karnevalsverein für Schwule, Lesben und deren Freunde, eine schrill-pinke Stadtführung. Udo Eulgem, in seiner über die Koblenzer Grenzen hinweg bekannten zweiten Haut „Dörthe Dutt“ steckend, führte zweimal am Abend eine Gruppe von jeweils rund fünfzig Personen durch die Koblenzer Altstadt; das Deutsche Eck auf den Hüften, die Pickelhaube auf der rot gelockten Haarpracht und viel Glitzer und Glamour am Körper. In gewohnt derb-schlüpfrigem Szene-Jargon erklärte diese Dörthe Dutt ihren Gästen nicht nur die wichtigsten Sehenswürdigkeiten, sondern auch, inwieweit sich Koblenz wirklich als Gay-Hotspot erweist, wie ein Internetportal für homo-, bi- und transsexuelle Männer es darstelle. Eines konnte sie vorab bestätigen: Die manchmal ein wenig „pimmeligen“ Koblenzer „dengeln gerne“. „Haltet euch die Schlüpper fest“, sagte sie bei der Vorstellung des wahren „Deutschen Ecks“, das am Deutschherrenhaus liegt, in dem sich heute das Ludwig Museum der Kunst widmet. Kleine Handkarten halfen der besonderen Stadtführerin bei allen Stationen durch die Zahlen der Historie. Doch viel interessanter als die den Koblenzern gut bekannten Daten und Fakten waren die kleinen pikanten Geschichten über „so war dat früher“, über Sperrstunden, Nachtbars, Schwulenlokale, Sexshops, Pornokinos und andere Details aus der Zeit, als „Koblenz noch schwuler war“. Dörthe erzählte vom legendären „Fasan“, dem „Panoptikum“, der „Klamotte“ oder „Shake Hands“, dem früheren Stammlokal des NarrenbunT. Kneipen, die schon lange nicht mehr sind. Die Dinger seien „bumsvoll“ gewesen, wenn dort die legendären Partys und Showabende gefeiert wurden. Auch mit Anekdoten, wie der von „Rehlein“, die einst mit der Bühne „zusammengebrezelt“ sei, sparte sie nicht, während sie schnellen Schrittes auf plateaubesohlten Stiefeln, oftmals sogar rückwärts gehend, von einem Halt zum nächsten spurtete und alles kommentierte, was am Wegrand lag. „Hach, schaut mal, wie schön die Klitoris blüht!“ rief sie beim Betreten des Blumenhofs aus. Vor der BuGa habe es hier noch viele Ecken gegeben, die ideal „zum Rummachen“ gewesen seien. Die Knutschecken mussten Blumenrabatten weichen. „Nichts zu bumsen, nichts zu blasen – Hauptsache schöner Rasen“, klagten auch zwei hinter dem Gebüsch hervorkommende Herren. NarrenbunT-Mitglieder, die noch bei anderen Gelegenheiten mit ihren schauspielerischen Einlagen die Stadtführung anreicherten. Beim Gang vorbei an der „Kastor-Kersch“, an der Restaurant-Meile am Rheinufer, über Josef-Görres- und Jesuitenplatz stimmte Dörthe gelegentlich den Rufgesang „Hejo, Dörthe Dutt, rotes Haar und keine..“ an, in den die Gruppe gut gelaunt einstimmte, während ihr viele amüsierte und staunende Gesichter der Altstadtbesucher entgegensahen. Am Schängel-Brunnen überfielen das stolze Koblenzer Schängelcher Dörthe Dutt sogleich Phantasien von einem „Wet T-Shirt-Contest“. Das Koblenzer Schängellied singend zog die muntere Schar „flugs weiter“, vorbei an der Schanzenpforte, die Dörthe ironisch als „schönste Wohngegend der Altstadt“ präsentierte und vorbei an der modern-offenen Telefonzelle, die die erotisch-rote Zelle mit Tür ablöste, die manch Liebenden Raum geboten haben soll. Mit der Mahnung „immer schön auf den Verkehr achten!“ ging es hinüber zum Zentralplatz, an dem die Stadtführerin ebenso wenig Gutes ließ wie am Schängel-Center: „Lasst uns weitergehen, ich krieg sonst Augenkrebs“. Vor der am Wasserspiel eingelegten Sektpause erzählte Frau Dutt von der auf dem Platz einst verlaufenden Wasserturmstraße, die als Rotlicht-Straße einen zwielichtigen Ruf pflegte. Das konnte „Ex-Kollegin“ Chantal, die hier mit einer Sketch-Einlage zur Gruppe stieß, nur bestätigen. Ein weiteres stadtplanerisches Ärgernis ist in Dörthe Dutts Augen der Ampelübergang vom Zentralplatz zum Schängel-Center. Zu „Stoßzeiten“ treibe er die Autofahrer schier in den Wahnsinn. Heil auf der anderen Straßenseite angelangt, verstummten die schrillen Töne einige Minuten lang. Dörthe erinnerte an den von 1872 bis 1994 bestehenden Paragraphen 175 StGB, mit dem sexuelle Handlungen zwischen Personen männlichen Geschlechts unter Strafe gestellt wurden. Unter der Diktatur dieses skandalösen Paragraphen seien auf dem Plan, dem Münzplatz und an der Herz-Jesu-Kirche sogenannte „Klappen-Toiletten“ entstanden. Dort konnten sich Männer treffen, wenn sie Sex mit Gleichgeschlechtlichen suchten. Dass in weltweit 77 Ländern Homosexualität noch heute ein Verbrechen ist, beklagte Dörthe mit hörbarer Wut im Bauch. „Hallo, wir sind genau so wie ihr!“ - das müsse endlich einmal in die Köpfe der Menschen gehen. Die nachdenkliche Stimmung wirkte fort, als sie an der Liebfrauenkirche auf die Pflastersteine aufmerksam machte, in die Namen von Menschen eingraviert sind, die an den Folgen von AIDS starben. Die Zeit im Nacken und mit wieder wachsendem Frohsinn ging es weiter durch die Altstadt, den Münzplatz rechts liegen lassend zu den „Vier Türmen“ und dem „Eierstockhaus“, zu dessen Namen Dörthe natürlich eine passende Erklärung fand. Im Altengraben, wo die berühmteste Prostituierte der Stadt, „et Brigittche“, Nacht für Nacht vor dem „Goldenen Stern“ stand, um einen Freier in eines der Liebeszimmer zu locken, tauchte eben diese im Torbogen leibhaftig auf.

Chantal hatte sie gut erhalten wieder auferstehen lassen. Die Parallelstraße „Altenhof“ sei der „Hotspot“ für homosexuelle Lokale, ließ Dörthe wissen. Hier begrüßte ein in Lack und Leder gekleideter Typ die Gruppe und schwärmte von dem alten Etablissement, dem „Biker“, wo es unten „dunkel wie in einem Männera...“ gewesen sei. Gegenüber, im „Kurioos“, dem heutigen Stammlokal des NarrenbunT, endete die Führung schließlich mit einem „Free-Shot“, zu dem Dörthe Dutt die reichlich Beifall spendenden Teilnehmer einlud. BSB

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