Weinforschung im Fokus des Gesprächskreises Ahrwein
„Spätburgunder ist nicht gleich Spätburgunder“
Dernau. Die Ansprüche der Verbraucher an die Weinqualität steigen kontinuierlich. Nur bei Verwendung besten Ausgangsmaterials ist es möglich, den Ansprüchen zu genügen. Innerhalb der Rebsorte gibt es zahlreiche Variationen in unterschiedlicher Ausprägung von Farbe, Geruch und Geschmack. Innerhalb des Spätburgunders sind es über 80, die in der Fachsprache mit Klon bezeichnet werden. Dabei steht ein Klon, griechisch Zweig, für eine von der Mutterrebe ausgelesene und vermehrte Rute, die die Erbveranlagungen der Mutterrebe weiter gibt.
Zu diesem wissenschaftlich nicht leichten Thema hatte der Gesprächskreis Ahrwein in die Dagernova-Eventhalle in Dernau eingeladen und gehofft, breiten Anklang bei den Winzern zu finden. Schließlich hatte man mit Matthias Porten vom Dienstleistungszentrum ländlicher Raum in Bernkastel (DLR) einen der führenden Experten Deutschlands gefunden. Oliver Piel, stellvertretender Geschäftsführer des Ahrtal-Tourismus Bad Neuenahr-Ahrweiler e.V., konnte dann über 70 Anwesende begrüßen, bei denen allerdings die Winzer in der Minderheit waren.
Gleichwohl bereuten die Zuhörer den Abend nicht. „Die hohe Variabilität des Spätburgunders erlaubt wie bei keiner anderen Rebsorte eine Ausrichtung der Produktion nach Vermarktungszielen durch Klonenwahl“, so Porten. Die Klonentypen unterscheiden sich dabei hinsichtlich ihrer Dichte am Stielgerüst der Traube, der Traubengröße, der Aromaausprägung, dem Mostgewicht, der Säurestruktur und ihrem Wuchsbild (aufrecht wachsend oder hängend). Porten empfiehlt, die Klone nach dem Ertragsziel auszurichten. Dabei können sich Klone mit größeren und lockerbeerigen Trauben bei höheren Erträge für das Basissegment des Winzers und kleinere Trauben mit weniger Ertrag für die teuren Premium- und Kultweine am besten eignen. Auch wäre die Affinität mit der Unterlage und der Bodeneignung in die Überlegungen mit einzubeziehen. Letztlich stütze sich der Griff zum richtigen Klon auch auf die Erfahrung der jeweiligen Bewirtschafter.
Dr. med. Gerhard Kreuter dankte dem Referenten für das sehr aufschlussreiche Referat. „Das zugegebenermaßen schwierige Thema haben Sie anschaulich und verständlich dargestellt“, lobte Kreuter.
Unter der Moderation von Paul Gieler diskutierten im zweiten Teil des Abends die Kellermeisterin der Winzergenossenschaft Mayschoß-Altenahr Astrid Rickert, Kellermeister und Vorstandsmitglied der Dagernova Weinmanufaktur Günter Schüller sowie sein Vorstandskollege Thomas Monreal zum Thema: „2016 – ein schwieriger Herbst?“ Durchleuchtet wurde dabei der durch die besonderen Witterungsverhältnisse des Sommers gelegentlich aufgetretene Krankheitsbefall der Trauben durch Oidium und Peronospora. Auch in diesem Jahr wird sich die Handlese gegenüber dem Vollernter wieder als sehr vorteilhaft erweisen, denn an der Pflicht der Winzer zur Selektion von gesundem Lesegut führe kein Weg vorbei. Befürchtungen, dass die Kirschessigfliege die roten Trauben heimsucht, besteht zurzeit nicht.
Diese Beobachtung machte der anwesende Weinbauingenieur des DLR, Siegfried Lawnik. Nur ganz vereinzelt sei in Gebüschnähe der Parasit bisher aufgefallen. Er empfahl den Winzern, die Grünfläche in den Rebenzeilen kurz zu halten und die Traubenzonen auszulichten. Die Kirschessigfliege bevorzuge den Schatten, und den könne man in den meisten Fällen verhindern.
Der nächste Gesprächskreis Ahrwein findet am 25. Oktober im AhrWeinForum in Ahrweiler statt.