Neues Buch in der Kottenheimer Pfarrkirche St. Nikolaus vorgestellt

Wie Junker Schilling von Lahnstein zum lokalen Mythos wurde

03.07.2017 - 08:51

Kottenheim. Wenn die Kottenheimer etwas anpacken, dann machen sie es auch hundertprozentig. Das weiß man in der Region. Und das weiß auch der in Kottenheim beheimatete Landrat Dr. Alexander Saftig, der in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Fördervereins der katholischen Kirchengemeinde St. Nikolaus die Entstehung und Herausgabe des neuen Buchwerks „Das Epitaph des Junkers Schilling von Lahnstein in Kottenheim“ durch seinen engagierten Einsatz vorangetrieben hatte. Mit im Unterstützungs-Boot waren der Förderverein „Junker Schilling“ mit Guido Walter, die Kreissparkasse, die Vulkan-Druckerei und natürlich der Geschichts- und Altertumsverein (GAV) für Mayen und Umgebung und sein Vorsitzender Hans Schüller. Toll ist es geworden, das neue 112-seitige Buch über Leben und Erinnerung an Junker Schilling, eine wirkliche Persönlichkeit des örtlichen Adels. Des weiteren behandelt der Inhalt die Grabmalkunst der Gotik und der Renaissance im Raum Mayen-Koblenz.

„Ich freue mich sehr, heute ein gut gemachtes und bestens recherchiertes Buch über Kottenheim und einen seiner einstmals prominentesten Bewohner, der in der Erinnerungskultur des Ortes einen festen Platz hat und der fast schon zu einem Mythos geworden ist, vorstellen zu können“, so Hans Schüller zu „Blick aktuell“.

Dieser Konrad Schilling war wahrlich eine Persönlichkeit. Seine Familie, die Schillings von Lahnstein, hatten im Gebiet zwischen Rhein, Mosel und Eifel ihre Wurzeln. Die große Liebe führte seinen Vater Daniel nach Kottenheim, wo er Greta von Kottenheim, Tochter einer nicht minder angesehenen, alteingesessenen adeligen Familie gefunden hatte. Für den Experten Schüller ist dies auch ein Grund, warum der GAV sich nicht allein auf einen bestimmten Standard beschränkt, sondern Geschichte und Kultur unserer gesamten Region im Auge hat.

Vor fast 40 interessierten Gästen, darunter auch Kottenheims Ehrenbürger Toni Schüller, lobte Landrat Saftig das vollendete Werk: „Jetzt haben wir die Chance, durch und über Professor Wolfgang Schmid und den GAV Mayen unendlich viel zu erfahren, was dieser Junker Schilling uns alles geschenkt hat, was wir von ihm erhalten haben und wie er Kottenheim beeinflusst hat. Ich bin stolz, dass unsere Kottenheimer Gemeinschaft, ob nun wie hierbei weltlich oder pfarrkirchlich sich auf den Weg macht und ihre Vergangenheit aufarbeitet, um damit auch die Perspektiven für die Zukunft zu gestalten. So ist das in Kottenheim – wir halten zusammen und erreichen damit viel. Hier sieht man wieder einmal: Gemeinsamkeit macht stark“, so Saftig in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des kirchlichen Fördervereins.


Längst nötige Würdigung


Voller Enthusiasmus äußerte sich auch der Vorsitzende des Fördervereins „Junker Schilling“, Guido Walter. „Mir hüpft quasi das Herz vor Freude, wenn ich die Begeisterung sehe, dass dieses lange Jahre in der Kirchenecke unbeachtete Denkmal die nötige Würdigung erfährt.

Unser Förderverein hat sich im Jahre 2012 dieses Epitaphs, dieses bedeutenden Denkmals angenommen, weil der Verfall immer stärker wurde. Wir wissen und bekamen es heute durch wissenschaftliche Aussagen bestätigt, dass wir damals mit der Renovierung den richtigen Riecher hatten. Wir haben seitens unseres Fördervereins nicht nur die Instandsetzung finanziert, sonder auch einen Betrag in die Erforschung gesteckt. Geld, das gut angelegt ist. Und der GAV hat hier ganze Arbeit geleistet“, so Walter.


Gedenken und Nachruhm


Mit Spannung wurden die Ergebnisse des Experten und Autors, des Professors für Geschichte und Kunstgeschichte Wolfgang Schmid, erwartet. Er begann seine Ausführungen mit dem kürzesten Satz in der deutschen Sprache: „Denkmal! Wenn ich das sage, fordere ich Sie auf, zumindest einmal nachzudenken, und zwar mit Nachdruck: Zu dem Satz ‚Denk mal‘ gehört nämlich noch ein Ausrufezeichen. Nun sind die Menschen vergesslich, und damit sie das Nachdenken nicht vergaßen, errichtete man Gedenksteine. Die Geschichte der Menschheit ist eine Geschichte der Gedenksteine. Und dies auf dem ganzen Globus. Aber ich möchte zu unserem Stein von Kottenheim kommen. Das Grabmal in der Pfarrkirche in Kottenheim dient der Memoria des im Jahre 1539 verstorbenen Ritters Konrad Schilling von Lahnstein. Der Begriff der Memoria ist dabei doppeldeutig: Erstens geht es um das Gebetsgedenken für den verstorbenen Stifter, der in seinem Grab auf seine Auferstehung und auf das Jüngste Gericht wartet. Und zum Zweiten geht es um den weltlichen Nachruhm: Wir habe einen Adeligen vor uns, der, wie die Wappen zeigen, auf vier adelige Vorfahren stolz ist, der sich als ‚edel und gestreng‘ bezeichnet und der sich in einer prachtvollen Ritterrüstung präsentiert.“ Schmid endete seine bemerkenswerte Laudatio mit den Worten: „Wir haben in unserer Gegend eine großartige Vergangenheit, auf die wir stolz sein können, und auch müssen. Sie ist unter anderem auch unser Kapital für den Tourismus. Wir müssen ganz einfach diese Vergangenheit erforschen, damit wir überhaupt wissen und verstehen, was so ein Grabstein wie der des Junkers Konrad Schilling in der Kirche über unsere alten Riten sagt. Wir haben heute die Kirchen, die umstrukturiert werden, wir haben die Dörfer, die vielfach aus Pendlern bestehen, darum ist es wichtig, dass man auch die eigene Geschichte kennt und auch verbunden mit den großen Persönlichkeiten in der Geschichte. Wir sind in der Zeit, wo die Reformation war, wo Amerika entdeckt wurde, in der Zeit von Renaissance und Humanismus, und so etwas spiegelt sich natürlich auch, wie hier, in einem Grabmal, in dem Epitaph des Junker Schilling wider.“

Kottenheims Bürgermeister Thomas Braunstein: „Ich bin dankbar und begrüße dieses große Engagement aller am neuen Buch beteiligten. Wir, die Kottenheimer, kennen die Persönlichkeit, den Junker Schilling, von allerfrühester Kindheit her. Das ist ein Begriff für uns alle. Ich erinnere mich noch an viele Spaziergänge mit den Eltern zum bekannten Junker-Schilling-Platz im Waldstück, das uns einst geschenkt wurde. Da bekam man dann immer diese Geschichten erzählt. Diese Aufarbeitung durch Experten ist ein Geschenk für die Nachwelt.“ Und wie sagten zwei Kottenheimer Bürger beim anschließenden kleinen Umtrunk mit Buchverkauf: „Mir wossten at viel üwe de Junker Schilling – awe datt wosste mir noch net.“ BS

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