Der Unkeler Stadtrat beschäftigte sich mit dem jüdischen Friedhof

Initiativkreis will Kulturgut jüdischen Lebens stärker ins Blickfeld rücken

Initiativkreis will Kulturgut jüdischen
Lebens stärker ins Blickfeld rücken

Für eine Info-Tafel an einer der Säulen am Eingang des jüdischen Friedhofs sollen Spenden gesammelt werden. Foto: DL

07.10.2015 - 10:58

Unkel. Ungewöhnlich groß war bei der jüngsten Sitzung des Unkeler Stadtrats der Andrang der Zuhörer, deren Zahl die der Mandatsträger sogar überschritt. Gekommen waren sie, um die Entscheidung hinsichtlich etlicher Anträge mitzuerleben. Gestellt hatte diese der Initiativkreis (IK) um Ester Kottscheid und Gottfried Herkenrath, der sich seit Jahren intensiv darum bemüht, das Andenken an die jüdische Geschichte in Unkel wach zuhalten. „Vorbehaltlich der Zustimmung durch die Jüdische Kultusgemeinde Koblenz soll an einer der beiden Säulen neben dem Eingangstor zum jüdischen Friedhof eine kleine Info-Tafel mit den wichtigsten Eckdaten über die Ruhestätte jüdischer Mitbürger angebracht werden“, so die Forderung. Besucher der Stadt, aber auch Unkeler Bürger sollten wenigstens an Ort und Stelle einige Basis-Informationen erhalten, zumal der Friedhof schon wegen der 39 verschwundenen Grabsteine ziemlich unscheinbar sei, hatte der IK argumentiert.


Tafel soll durch Spenden finanziert werden


„Ich danke dem IK für sein Engagement. Mit Ihren Veranstaltungen tragen Sie maßgeblich dazu bei, dass altes Kulturgut jüdischen Lebens in Unkel in Erinnerung bleibt“, lobte Stadtbürgermeister Gerhard Hausen die IK-Mitglieder. Auch für ihn sei der jüdische Friedhof ein zentraler Ort der Geschichte, allerdings sei er nicht Eigentum der Stadt, sondern der Jüdischen Kultusgemeinde Koblenz. Da nutze es wenig, wenn er einverstanden sei mit dem Vorhaben.

„Das Anbringen eines Info-Schildes in Form der Bronzetafel an historischen Gebäuden in Unkel wird begrüßt, finanzieren muss sie allerdings der IK durch Spenden aus der Bevölkerung, nachdem er mit der Koblenzer Kultusgemeinde den Text abgestimmt hat“, beschloss der Stadtrat einstimmig.

Nicht erwärmen konnte er sich für das zweite Anliegen des IK. Diese sprach sich für eine Ergänzung auf den beiden Straßenschildern zur Simon-Levy-Straße zwischen Linzer Straße und „Am Hohen Weg“ aus. Abgestimmt mit dem Enkel des Namensgebers, Pablo Levy aus Buenos Aires, sollte unter dem Namen und der Jahreszahl „1879 - 1924“ „Unkeler Metzger und Gemeinderatsmitglied“ zu lesen sein. „Die jetzige Beschriftung ist unzulänglich, da sie vor allem für Nicht-Unkeler keinen hinreichenden Informationswert besitzt. Analog zu anderen Straßenwidmungsschildern müssten auch bei dieser zeitlebens anerkannten und durch den Straßennamen posthum geehrten Person Beruf und Funktion ergänzt werden“, so die Argumentation der unermüdlichen „Aktivisten wider das Vergessen“. „Wir haben vor Jahren die Benennung einvernehmlich mit der Familie Levy abgestimmt. Daher empfehle ich, es bei den Straßenschildern zu belassen“, so Gerhard Hausen, eine Einstellung, die alle Ratsmitglieder teilten.


Lücken in der Umrandung inzwischen geschlossen


Erübrigt hatte sich die Bitte des IK, die Standfestigkeit der beiden Eingangssäulen am Friedhof auf ihre Standfestigkeit zu prüfen. „Das ist bereits im Vorjahr geschehen, als sie von Kletterpflanzen befreit worden sind“, berichtete Hausen. Gleichzeitig sagte er zu, vorhandene Risse durch den Bauhof beiputzen zu lassen. Auch die beiden Lücken in der Heckenumrandung im Südosten und -westen des Friedhofs sind inzwischen geschlossen. Diese wurden als bequeme Durchgänge zum angrenzenden städtischen Friedhof sowie zum Kinderspielplatz genutzt. „Nach jüdischer Tradition muss eine Begräbnisstätte ringsum eingefriedet sein, um die Ruhestätte der Toten von der Welt der Lebenden wie von nicht-jüdischen Friedhöfen abzugrenzen“, hatte der IK die Maßnahme begründet.


Entscheidung über Info-Tafeln in die Ausschüsse verwiesen


Darüber hinaus ist er bestrebt, sowohl den Friedhof wie auch den Synagogenplatz, die beide Stätten kollektiven Gedenkens sind, stärker in das Bewusstsein der Unkeler Bevölkerung zu transportieren und gleichzeitig durch Aufnahme in die offiziellen Info-Schilder der Stadt zusammen mit jeweiligen Richtungsanzeigern zu verhindern, dass Besucher auf der Suche nach diesen beiden Zielen orientierungslos herumirren. „Der Synagogenplatz ist auch nach der restlosen Vernichtung dieser wichtigen Institution in Unkel am 10. November 1938 weiterhin ein heiliger Ort, an den lediglich eine kleine Gedenktafel erinnert“, hatte der IK bedauert.

Die Entscheidung, auf den Unkeler Info-Schildern auch auf den Synagogenplatz und den Friedhof hinzuweisen, wurde vertagt und in die Ausschüsse verwiesen.

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