Gastronomische Nutzung des Alten Rathauses

Aktionskreis Altes Rathaus startet Bürgerbegehren

29.01.2018 - 10:03

Mayen. Gleich zur konstituierenden Ratssitzung im Juni 2014 hatte die FDP die gastronomische Nutzung des Alten Rathauses auf die Tagesordnung setzen lassen, um einen ersten Punkt ihres Wahlprogramms zu erfüllen. Begründet wurde seinerzeit das erneute Aufgreifen einer schon etwa 15 Jahre früher geführten Diskussion vom FDP-Fraktionsvorsitzenden Ekkehard Raab mit der nur fußläufigen Erreichbarkeit der Tourist-Information, die aus FDP-Sicht besser im Godalming-Haus unterzubringen wäre. Außerdem seien damals bereits statische Untersuchungen gemacht worden, die zumindest eine Umnutzung des Untergeschosses ohne Probleme möglich machten. Der Antrag wurde vom damals frisch gewählten Stadtrat einstimmig zur weiteren Beratung in den Stadtentwicklungsausschuss verwiesen. Im April 2015 beauftragte der Stadtrat die Verwaltung mit elf Gegenstimmen, nach geeigneten Investoren für eine gastronomische Nutzung des Alten Rathauses zu suchen. Über diese Entwicklung hat „Blick aktuell“ teilweise sehr ausführlich informiert.

In das Blickfeld der Öffentlichkeit geriet die Thematik jedoch erst im vergangenen November, als gefundene Investoren ihr Konzept „Bierhaus“ im Haupt- und Finanzausschuss öffentlich vorstellten und dabei allgemein einen positiven Eindruck hinterließen. Das Konzept Bierhaus ist von der Bitburger Braugruppe als moderne, kommunikative sowie generationsübergreifende Gastronomie konzipiert, findet bereits bundesweit Anwendung und ist für Kleinflächen-Objekte ausgelegt.

Die möglichen Investoren sind nicht nach Mayen gekommen, um einen geeigneten Standort für etwaig bestehende Erweiterungspläne ihrer Gastronomiebetriebsgesellschaft zu erkunden.

Es war vielmehr so, dass ihnen das Objekt Altes Rathaus angeboten wurde und sie den Stadtort als geeignet erkannten für ein weiteres von ihnen zu betreibendes Bierhaus. Dabei geht das unternehmerische Risiko voll zu Lasten der möglichen neuen Betreiber, die hier unter den strengen Auflagen des Denkmalschutzes einen sechsstelligen Betrag investieren wollen.

Nach einer vielfach sehr emotional-engagiert geführten Diskussion beauftragte der Stadtrat in seiner Dezembersitzung bei fünf Gegenstimmen die Verwaltung, ihre Verhandlungen mit den Geschäftsführern Michael Müller und Marco Raskob von der M&R Gastro GmbH fortzusetzen. Angestrebt werden soll dabei, bis zur nächsten Ratssitzung am 21. März eine finale Entscheidung möglich zu machen.


Aktionskreis Altes Rathaus


Die gastronomische Nutzung des Alten Rathauses ist in der Bürgerschaft mittlerweile oftmals und vielfach kontroverse Grundlage von Gesprächen. Inzwischen hat sich ein Aktionskreis Altes Rathaus gebildet, der eine solche Nutzung vollkommen ablehnt und dies mittels eines Bürgerentscheids zu verhindern sucht. Ein solcher Entscheid kann mittels Bürgerbegehren beantragt werden. Die rheinland-pfälzische Gemeindeordnung, auch als kommunales Grundgesetz bezeichnet, schreibt in ihrem § 17a dafür einzuhaltende Regelungen vor. So benötigt der Aktionskreis mindestens 1.211 unterstützende Unterschriften wahlberechtigter Mayener Bürger. Die Unterzeichner beantragen, den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt Mayen folgende Frage zum Bürgerentscheid zu stellen: Soll die beabsichtigte gastronomische Nutzung des Alten Rathauses unterbleiben? Als Begründung geben sie an: „Das Alte Rathaus als Kulturdenkmal sollte weiterhin städtischen Belangen dienen und nicht gewerbliches Pachtobjekt werden. Der Marktplatz ist bereits durch dort ansässige Unternehmen sowie vielfältige Veranstaltungen, insbesondere Märkte belebt. Es ist eher unwahrscheinlich, dass die Attraktivität der Stadt Mayen durch ein „Bierhaus“ mit 46 Plätzen und kalter Küche gesteigert wird.“

Die Aktionskreismitglieder um ihren Sprecher Michael Schütte haben am vergangenen Samstag begonnen für ihre Sache zu werben, dabei nach eigenen Angaben bereits 500 Unterschriften erhalten und damit mehr als erwartet. Zeit die weiteren benötigten Unterschriften zu sammeln bleibt dem Arbeitskreis noch reichlich, weil aus seiner Sicht der entscheidende Ratsbeschluss noch gar nicht gefasst ist. Wenn das am 21. März passieren sollte, verbleiben vier Monate, um das Begehren auf einen Bürgerentscheid bei der Stadtverwaltung einzureichen.


Eisdiele entwickelte sich trotz Zweifel zum Gäste-Magnet


Eine zugegeben nicht repräsentative Umfrage unter den Geschäftsleuten der Innenstadt lassen zumindest Zweifel an der Begründung der Unterzeichnenden aufkommen. Bei den Einzelhändlern wird schon vielfach auf die positive den Marktplatz und damit die ganze Innenstadt belebende Wirkung verwiesen. Zweifelnde Mayener hatten das der im vergangenen Jahr gestarteten Eisdiele auch schon absprechen wollen, wurden aber anders überzeugt.

Weiter betonen die Aktionskreis-Mitglieder, dass die vom Deutschen Tourismusverband zertifizierte Tourist-Information nicht an einen schwächeren, extra angemieteten Standort verlegt werden dürfe. Die Stadtverwaltung hatte in den Ratsgremien angekündigt, die Tourist-Information mit ihren 20 bis 25 Tausend jährlichen Besuchern im Bedarfsfall in den Bereich der Brückenstraße verlegen zu wollen und damit gerade in einen Bereich, der im vergangenen Jahr durch die Schließung zweier historischer Cafés kundenfrequenzmäßig besonders nachteilig betroffen wurde. Allgemein anerkannt war der Sitz im Alten Rathaus nie optimal und sogar als Notlösung gewählt worden, weil für den zunächst erwogenen Neubau schon seinerzeit kein Geld vorhanden war.

Das vielschichtige und sehr komplexe Thema kann mit all seinen Facetten nicht erschöpfend in aller Kürze dargestellt werden. Ein abschließender Aspekt mag die Altersstruktur derjenigen sein, die der gastronomischen Nutzung kritisch gegenüberstehen. Das Alter der im Aktionskreis agierenden Mitglieder als auch - wiederum nicht repräsentativ - der das Begehren Unterzeichnenden liegt sehr stark im Bereich des Rentenalters und darüber. Die Ablehnung weitgehend bei älteren Menschen zu identifizieren wurde auch schon bei der Diskussion im Stadtrat verwendet.

Wie empfinden Investoren den „Empfang“ in einer Stadt, in der von Teilen der Bürgerschaft eine ablehnende Meinung für ihr Vorhaben öffentlich propagiert wird, könnte es den Geschäftserfolg nachhaltig beeinflussen oder am Ende gar dazu führen, ganz von dem Vorhaben abzusehen? Auf gestellte Fragen bekam Blick aktuell von den Geschäftsführern der M&R Gastro GmbH folgende Antwort.

„Wie hinlänglich bekannt, haben wir noch keinen Pachtvertrag unterschrieben, daher verbietet es sich, uns im Vorfeld als „DIE“ neuen Betreiber einer Gastronomie im „Alten Rathaus Mayen“ öffentlich zu äußern. Soviel sei jedoch gesagt, wir fühlen uns in Mayen sehr willkommen und der Empfang durch den Stadtrat, den Oberbürgermeister und die Mitarbeiter der Stadtverwaltung, sowie aller Mayener Bürger, die wir bisher kennenlernen durften, empfinden wir als sehr freundlich und gar nicht abweisend.“

WE

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15.02.2018 08:52 Uhr
Andreas Nöthen

Die ewig gestrigen dürfen nicht gewinnen. Die Aussage eines Dr. Fleischer der Marktplatz sei belebt genug ist dumm und hat mit städtischer Entwicklung nun gar nichts zu tun. Diese im Fernsehen von Fleischer geäußerte Meinung ist kontraproduktiv. Der Marktplatz kann nach meiner Meinung nicht belebt genug sein. Dies zum Wohle aller Bürger und so ist der "Fleischer Beitrag" mehr als nur zu vernachlässigen. Genau die Leute, die in anderen Städten die Ratsstuben bewundern wollen sie in Mayen nicht und lehnen Investoren ab um die sich jede andere Gemeinde wohl ein Bein ausreißen würde. Wer soll denn dies verstehen.



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