SPD Ortsverein Bad Neuenahr-Ahrweiler feierte 110-jähriges Bestehen

Pragmatische und konstruktive Herangehensweise an die Kommunalpolitik

Festredner Franz Müntefering präsentierte sich gut ausgeschlafen dem Publikum – Orthen: Partei blieb sich in all den Jahren immer treu-

26.06.2017 - 16:39

Bad Neuenahr. Gut ausgeschlafen präsentierte sich der ehemalige SPD-Bundesvorsitzende und Vizekanzler Franz Müntefering den Kreisstadt-Genossen bei ihrer Jubiläumsfeier im Rathaus – allerdings gut anderthalb Stunden später als eigentlich geplant. Die Sozialdemokraten um ihren Ortsvereinsvorsitzenden Jörn Kampmann hatten schon befürchtet, dass der „Münte-Zug“ abgefahren sei, doch der prominente Festredner anlässlich des 110. Geburtstags des Ortsvereins ließ seine Parteigenossen nicht hängen.

Unter großem Gelächter der etwa 100 Gäste lieferte er gleich den Grund für seine satte Verspätung: Nach dem SPD-Bundesparteitag in Dortmund, der am gleichen Tag stattfand, wollte er mit dem Zug nach Bad Neuenahr kommen, was auch beinahe geklappt hätte. Wenn ihn nicht kurz vor Bonn ein „etwas längerer Sekundenschlaf“ übermannt hätte. „Als ich dann hinter Koblenz wieder wach geworden bin, war mir sofort klar: Jetzt habe ich ein Problem.“ Da er nicht die Notbremse betätigen wollte, blieb ihm nichts anderes übrig, als bis nach Mainz durchzufahren und von dort aus mit dem Taxi wieder zurück nach Bad Neuenahr zu kommen. Er entschädigte seine Zuhörer allerdings mit einem humorvollen und von großer Detailkenntnis gezeichneten Rückblick auf die Geschichte der deutschen Sozialdemokratie und ihre Errungenschaften. „Die Sozialdemokraten sind immer dafür eingetreten, dass es besser wird und nicht schlechter“, fasste er zusammen.


Wirken hat sichtbare Spuren hinterlassen


Gleich doppelt vertreten war dafür die heimische SPD-Bundestagsabgeordnete und amtierende Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles, denn weil am gleichen Tag die SPD in Dortmund ihr Wahlprogramm verabschiedete, hatte sie eigentlich nicht damit gerechnet, das Jubiläum mitfeiern zu können und deshalb eine Videobotschaft gesendet. Darin bemerkte sie: „Ein besseres Land kommt nicht von allein, das Wirken der Sozialdemokraten hat in mehr als 150 Jahren sichtbare Spuren hinterlassen.“ Auch in Bad Neuenahr seien mutige Menschen bereit gewesen, die Gesellschaft umzugestalten in Richtung Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität. „Dass sich also Bad Neuenahr-Ahrweiler heute als moderne und lebenswerte Stadt präsentiert, ist nicht zuletzt der SPD und den Menschen zu verdanken, die die Partei vor Ort geprägt haben.“

Bauland für junge Familien, eine gute Kinderbetreuung, die Einbindung von Kindern und Jugendlichen bei der politischen Entscheidungsfindung, Vereins- und Ehrenamtsförderung, Tierschutz und noch viel mehr seien die Themen, für die sich die SPD in der Kreisstadt heute einsetze. Denn auch künftig werde nichts von allein besser werden, aber vieles, wenn man sich gemeinsam dafür einsetze. Doch kaum war die Videobotschaft verklungen, schritt die Ministerin plötzlich höchstpersönlich durch die Tür, „denn der Bundesparteitag ging doch schneller als gedacht“.


Sozialdemokraten hatten es nicht immer einfach in der Stadt


Der Ortsvereinsvorsitzende Jörn Kampmann erinnerte daran, dass es für die Sozialdemokraten nicht immer einfach gewesen sei in der Stadt, und viele Begebenheiten könne man aus heutiger Sicht nur noch mit einem Kopfschütteln und viel Humor quittieren. Doch mittlerweile sei eine deutliche Entspannung eingetreten, auch im Verhältnis zur katholischen Kirche, was allein schon die Anwesenheit von Pastor Peter Dörrenbächer bei der Jubiläumsfeier dokumentiere. Dabei habe es in den Anfangsjahren noch die unverrückbare Meinung gegeben, dass ein Katholik niemals die SPD wählen dürfe, schmunzelte Kampmann. Von Anfang an ziehe sich eine pragmatische und konstruktive Herangehensweise an politische Fragen wie ein roter Faden durch die sozialdemokratische Kommunalpolitik in Bad Neuenahr-Ahrweiler. Und das immer mit einem besonderen Einsatz für diejenigen, die es im Leben nicht immer einfach hätten. Die SPD habe in den 110 Jahren ihres Bestehens keine Fundamentalopposition betrieben, sondern sich stets im Interesse der Stadt und der Menschen für gute Kompromisse eingesetzt. Sie habe immer dann die Stimme erhoben, wenn die Interessen der Schwächeren nicht in ausreichendem Maße Berücksichtigung gefunden hätten. „Es lässt sich festhalten: Die SPD wurde in Bad Neuenahr-Ahrweiler in den vergangenen 110 Jahren gebraucht, und sie wird auch in Zukunft gebraucht werden.“ Sie könne stolz sein auf ihre Geschichte und zugleich mutig und zuversichtlich in die Zukunft schauen.


Wille zur Gestaltung prägt die lange Geschichte der Partei


Bürgermeister Guido Orthen (CDU) fand ebenfalls lobende Worte für die Sozialdemokraten: „Zurzeit werden die politischen Weichen für die Entwicklung der Stadt gestellt – eine gute Gelegenheit, einer der tragenden Parteien zu ihrem langjährigen Bestehen zu gratulieren.“ Die Sozialdemokratie sei mittlerweile ein Teil der Stadtgeschichte und noch lange nicht an ihrem Ende angelangt. Ihre Geschichte sei durchaus wechselvoll, das sei aber nicht verwunderlich, „denn Sozialdemokratie war nie beliebig und wird es auch niemals sein“. Die Partei sei im Wandel der Zeit ihren Grundsätzen und damit sich selbst immer treu geblieben, sie habe auch 1933 Nein gesagt zum Ermächtigungsgesetz, als alle anderen zugestimmt hätten.

„Aber nicht das Neinsagen, sondern der Wille zur Gestaltung prägt die lange Geschichte dieser Partei und hat sie zur Volkspartei werden lassen. Sie hat sich entwickelt von der Arbeiterpartei zum Sprachrohr für soziale Gerechtigkeit“, wusste Orthen. Dabei seien es stets die Basis und die Menschen vor Ort gewesen, die den sozialdemokratischen Ideen und Prinzipien Gesicht und Ausdruck verliehen hätten. Er dankte der SPD für das hohe Engagement über Generationen hinweg und für die Impulse damals wie heute. „Danke auch für den politischen Streit in der Sache zum Wohle der Menschen auf der ständigen Suche nach dem Besten für die Stadt“, schloss Orthen seine Grußworte, bevor er eine Dankesurkunde an den Ortsvereinsvorsitzenden überreichte. JOST

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Hansen, die für meine Statistik wichtigste Info war dabei ;-)...
Hansen:
Korrektur: Das war grausanste Folter und ein Femizid. Benennt es als das, was es ist. Wir schreiben das Jahr 2024 und nicht 1980....
Anonym:
Ich begrüße das Urteil ebenso und ja, ich kenne die Dame hier persönlich und nein, ich habe nie gegen sie gewettert. ABER ihre Anhänger sollten auch einmal die Augen öffnen! Sie sei ja immer so transparent und wenn man helfen durfte, ging es im Sommer NUR um die Bewässerung der Außenanlage zur Straße...
Andrea könig:
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