Das Technische Hilfswerk – Hilfe die ankommt: Der Ortsverband Bendorf

Helfen können will gelernt sein

Über 80 Helferinnen und Helfer engagieren sich im THW Bendorf

17.07.2017 - 10:38

Bendorf. Seit über 60 Jahren ist das Technische Hilfswerk (THW) täglich in Deutschland im Einsatz, um technische Hilfe zu leisten und Maßnahmen zur Abwehr von Gefahren für Leben, Gesundheit oder Sachen zu treffen. In Bendorf feiern die Helfer nun bald das 50-jährige Jubiläum ihres Ortsverbandes.

BLICK aktuell hatte Gelegenheit, einige der ausgebildeten ehrenamtlichen Helfer des Ortsverbandes Bendorf ein Stück in ihrem Helferalltag zu begleiten und haben dabei zuerst etwas über die Geschichte des Ortsverbandes erfahren: In Bendorf hat alles im Jahre 1968 begonnen. Damals erhielt die Stadtverwaltung von der Bundesanstalt THW den Auftrag, in Bendorf einen Stützpunkt für den Ortsverband Koblenz mit der Kernaufgabe „Bergungsdienst“ zu installieren.


Die Gründungsväter Klostermann und Lohrum


Theo Klostermann übernahm die logistische Vorbereitung für die Stützpunktgründung und die Requirierung von geeignetem Personal. Dabei kam ihm die seinerzeit geltende Wehrpflicht entgegen, bestand doch die Möglichkeit für wehrpflichtige Personen, alternativ durch eine Verpflichtung beim THW dem Dienst an der Waffe zu entgehen. Hinzu kam, dass der Dienst nach Feierabend und an Wochenenden stattfand und somit die Helfer des THW keine beruflichen oder schulischen Einbußen hinnehmen mussten, wie etwa ein eingezogener Wehrpflichtiger. So konnte Klostermann in kurzer Zeit viele junge Männer als Helfer für das THW in Bendorf gewinnen.

Für den technisch-praktischen Bereich stand ihm Heinz Lohrum zur Seite, der seine handwerklichen Fähigkeiten im theoretischen Unterricht und in den praktischen Übungen an die Helfer weitergab.

Mit diesen Voraussetzungen konnte der Ausbildungsbetrieb mit Unterrichts- und Übungseinheiten bald aufgenommen werden und schon nach relativ kurzer Zeit verfügte der Stützpunkt Bendorf über einen gut ausgebildeten Helferstamm, dem allerdings anfangs nur eine bescheidene technische Ausstattung und lediglich ein Fahrzeug zur Verfügung standen. Die Helfer waren aber dank dem unermüdlichen Einsatz ihrer Führungskräfte hochmotiviert und einfallsreich.


Bendorfer und Vallerer ziehen an einem Strang


Nach dem Tod von Theo Klostermann im Jahr 1978 entschlossen sich die Verantwortlichen, die in Bendorf und Vallendar bestehenden Stützpunkte zusammenzuschließen. Daraus entstand dann der Ortsverband Bendorf mit einem Bergungszug und einer Fernmeldezentrale. Als Stützpunktleiter fungierte damals Hermann Weber, Helmut Krämer konnte als Leiter der Fernmeldezentrale gewonnen werden und den technisch-praktischen Bereich leitete Heinz Lohrum, der zum Gruppenführer ernannt worden war.


Für vielfältige Aufgaben gut gerüstet und ausgebildet


Nach jahrelangen Provisorien in verschiedenen Gebäuden der Stadt bezog der Ortsverband Bendorf im Jahre 2011 ein eigens errichtetes Zweckgebäude mit großem Außengelände an der Brauereistraße, dort ist er jetzt mit einem Technischen Zug, sieben Fahrzeugen, zwei Schiffen und der notwendigen technischen Ausstattung für seine vielfältigen Aufgaben gut gerüstet.

Die Bendorfer Helferinnen und Helfer des THW strukturieren ihr Leben im Ortsverband gemeinschaftlich, sie erhalten dort ihre Grundausbildung und üben regelmäßig theoretisch und praktisch für kommende Einsätze, dabei lernen sie sich gut kennen und wissen, dass sie sich im Ernstfall aufeinander verlassen können. In der Regel treffen sie sich mittwochs am Abend zu Unterrichtseinheiten und hin und wieder an Wochenenden zu aktiven Übungen.


Spielend helfen lernen: Die THW-Jugend Bendorf


Auch die Jugend kommt in Bendorf nicht zu kurz, Spiel und Spaß stehen bei der THW-Jugend immer im Mittelpunkt. Unter dem Motto „spielend helfen lernen“ werden Kinder und Jugendliche ab sechs Jahren in spielerischer Form an die Technik des THW herangeführt, dort lernen sie Teamgeist, Führungsqualitäten und soziales Engagement.


88 kompetente Hände, die jederzeit überall helfen können


Im Gespräch mit BLICK aktuell informiert der Ortsbeauftragte Stefan Schmitz, dass der Ortsverband Bendorf gegenwärtig über zwei Bergungsgruppen und je eine Fachgruppe Wassergefahren und Höhenrettung verfügt. Von den über 80 Mitgliedern in Bendorf stehen derzeit 44 sogenannte „einsatzbefähigte“ Helferinnen und Helfer – 40 Männer und 4 Frauen – bereit, die alle ihre umfangreiche Grundausbildung bereits abgeschlossen haben, geimpft sind und im Ernstfall sofort weltweit eingesetzt werden können. Ständige praktische und theoretische Unterweisungen sowie regelmäßige Lehrgänge garantieren dabei die Einsatzbereitschaft der Helfer auf hohem Niveau und dem neuesten technischen Stand. So konnten im letzten Jahr 32 Notfalleinsätze erfolgreich abgeschlossen werden.


Flexible Weiterentwicklung bei veränderten Anforderungen


Schmitz erzählt weiter, dass die ursprüngliche Kernaufgabe der Bergung in Bendorf im Laufe der Jahre ausgeweitet worden ist, aus dem Bergungszug heraus haben sich Spezialzüge zur Höhen- und Wasserrettung gebildet und künftig wird einer der Bergungszüge in einen Logistikzug umgewandelt, um zum Beispiel geschädigte Infrastrukturen nach Katastrophen oder Unglücken wiederherzustellen.

Die Bergungsgruppen retten Menschen und Tiere, bergen Sachwerte aus Gefahrenlagen, führen Sicherungsarbeiten in Schadensstellen durch, leisten leichte Räumungsarbeiten und richten Wege und Übergänge her. Daneben unterstützen sie technisch und personell die Fachgruppen des THW. Neben der THW-Basisausbildung erhalten die Helfer eine Fachausbildung Bergung, für Sonderfunktionen werden weitere Ausbildungen zum Kraftfahrer, Sanitätshelfer, Sprechfunker, Gerätewart, Atemschutzgeräteträger und Schweißer angeboten.

Der FachgruppeWassergefahren obliegt neben der Damm- und Deichsicherung bei Hochwasser auch die Rettung und Bergung von Menschen, Tieren und Sachen sowie die Zusammenarbeit mit anderen Einsatzkräften, speziell zur Versorgung der Bevölkerung und dem Transport schwerer Lasten. In dieser Fachgruppe können Sonderausbildungen zum Maschinisten (Kran), Gerätewart, Bootsführer, Sanitäter, Kraftfahrer CE, Funker und Funker BOS belegt werden.

Die Aufgabe der Fachgruppe Höhenrettung umfasst das Retten, Sichern, Transportieren und Arbeiten in bzw. aus großen Höhen und Tiefen, also Arbeiten an Orten, die mit der Standardausrüstung des THW nicht oder nur mit großem Risiko zu erreichen sind. Die Höhenrettungsgruppe kann mit verschiedenen Methoden des Auf- und Abseilens jeden beliebigen Punkt eines Objektes erreichen. Voraussetzung für die Mitwirkung in dieser Gruppe ist die Grundausbildung im THW, ein Gesundheitszeugnis und ein Höhenrettungslehrgang, der etwa 80 Stunden dauert. Dort werden Grundlagen vermittelt wie der Umgang mit Rettungsgeräten, das Verhalten im Einsatz und Bewegen von Lasten. Die Ausbildung schließt auch einen Erste-Hilfe-Kurs mit ein, darüber hinaus müssen die Kräfte jährliche Einsatz- oder Ausbildungsdienste von mindestens 80 Stunden nachweisen.

Die Helfer der Fachgruppen werden nach den Grund- und Spezialausbildungen fortlaufend in Schulungen und Übungen für ihre Aufgaben weitergebildet.


Unterwegs mit den Höhenrettern


Einige der Bendorfer Experten für die Höhenrettung hat BLICK aktuell an einem Samstagmorgen zu einer Höhenrettungsübung am Sendemast Boppard-Fleckertshöhe begleitet. Der 100 Meter hohe Hybridturm mit Stahlfachwerkunterbau ist eine Sendeeinrichtung für UKW-Rundfunk in Boppard und das höchste Bauwerk im Rhein-Hunsrück-Kreis. Auf dem Übungsplan der Bendorfer Spezialisten stand die Rettung von Personen aus großen Höhen und der Transport von Material in Schadensstellen und wieder hinaus.

Am Anfang der Übung erfolgte eine umfassende theoretische Einweisung der Übungsteilnehmer Siegbert Koch, Florian Weiß und Fabian Hahn durch den kompetenten Gruppenführer Martin Mennicken. Dieser machte dabei deutlich, dass bei jeder Höhenrettung von öffentlichen Einrichtungen wie Funktürmen und Sendemasten, aber auch von privaten Institutionen wie beispielsweise Windkraftanlagen vielfältige und spezielle Sicherheitsvorschriften zu beachten sind, deren Kenntnis lebenswichtig sein kann und die deshalb immer wieder Gegenstand von theoretischen Unterweisungen sein werden. Ebenfalls müssen von den Helfern vor Beginn eines Einsatzes die in jedem Objekt vorhandenen Notfallpläne eingesehen werden, damit sie sich mit den Gegebenheiten der jeweiligen Örtlichkeit vertraut machen können, um so strukturiert den Rettungseinsatz koordinieren zu können.

Zu Beginn des praktischen Teils der Übung erklärte Gruppenführer Martin Mennicken, dass vor dem Gang in die Höhe die Sicherheit der Helfer oberste Priorität habe und deshalb eine Überprüfung der angelegten Sicherheitsausrüstung unabdingbar sei. Er und seine Helfer zeigten dann anschaulich das Anlegen von Sicherheitsbekleidung und Rettungsgeschirr sowie den sicheren Transport von Material über Seilwinden. Schnell und professionell erfolgte die Absicherung der Helfer in großer Höhe, bevor die sehr interessante Demonstration des Abseilens eines Tragekorbes begann, mit dem Menschen aus Notsituationen in großer Höhe gerettet werden können. Die geschulten Männer arbeiteten dabei in einer gemeinsamen Aktion Hand in Hand in schwindelnder Höhe. Mennicken: „Bei den komplizierten Höhenrettungseinsätzen ist es im Ernstfall wichtig, dass jeder Handgriff sitzt und wir uns aufeinander verlassen können, deshalb sind ständige Übungen an geeigneten Objekten unter realen Bedingungen sehr wichtig.“


Ehrenamtlich für die Sicherheit der Bevölkerung


Niemand will einen solchen Ernstfall erleben. Wenn er aber dennoch eintritt, ist es beruhigend zu wissen, dass nicht nur im THW-Ortsverband Bendorf viele engagierte, gut ausgebildete und entsprechend ausgerüstete Helfer für die technische Notfallhilfe bereitstehen. Dass dieses Engagement von den vielen Helferinnen und Helfern ehrenamtlich, uneigennützig und in ihrer Freizeit geleistet wird, verdient höchsten Respekt.

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