Neulich im Kreisverkehr
von Gregor Schürer
Ein Kreisverkehr ist eine runde Sache, wie der Name schon sagt. Steht man mal wieder an einer Kreuzung vor einer roten Ampel, von rechts kommt nichts, von links kommt nichts, von vorne kommt auch nichts und fragt sich „Worauf warte ich hier eigentlich?“ wünscht man sich einen Kreisel, wie er im Volksmund genannt wird. Denn da kommt man in der Regel schneller, im Idealfall ganz ohne Anhalten durch. In der Theorie. In der Praxis sieht es anders aus.
Neulich fahre ich vergnügt auf so einen Kreisverkehr zu. Mein Vordermann bremst ab, lange bevor er ihn erreicht hat. Warum bleibt rätselhaft, denn wenn man nach links schaut, kann man ungefähr bis Köln gucken, es kommt kein anderes Fahrzeug. Dann setzt er den Blinker nach rechts und fädelt sich ein. Der Fahrtrichtungsanzeiger, so heißt der Blinker korrekt, ist dazu da, den übrigen Verkehrsteilnehmern anzuzeigen, wo man hinfahren möchte. Man blinkt nie für sich, immer für die anderen. Denn man selbst weiß ja – hoffentlich – wo man hinwill. Möchte man zum Beispiel links abbiegen oder nach rechts die Spur wechseln, blinkt man. Bei einem Kreisverkehr hat man aber gar keine andere Wahl, als in ihn hinein zu fahren, also ist es völlig sinnlos, zu blinken.
Manche blinken übrigens auch links, wenn sie in den Kreisverkehr fahren, als ob sie sich auf der Einfädelspur der Autobahn befänden. Das ist genauso falsch.
Neulich, da waren wir stehen geblieben (auch wenn wir gerade fahren), ist mein Vordermann also glücklich im Kreisel drin und verlässt ihn an der übernächsten Ausfahrt wieder, dieses Mal allerdings ohne zu blinken.
Ich seufze, denn nun wäre es nicht nur freundlich, sondern richtig und wichtig gewesen. Da der Kreisverkehr immer Vorfahrt hat, müssen alle, die draußen sind, warten, bis drinnen eine Lücke frei wird. Wenn jemand rausfährt und dies pflichtgemäß anzeigt (genau, mit dem Fahrtrichtungsanzeiger) kann der Wartende ganz prima und gefahrlos hineinschlüpfen.
Noch schlimmer ist freilich, was ich neulich tatsächlich erlebt habe, Ehrenwort. Ich fahre in einen Kreisverkehr, in dem gerade jemand zurücksetzt. Weil er die Ausfahrt verpasst hat. Folge: Vollbremsung, der Verkehr kommt zum Erliegen. Warum der Rückwärtsfahrer nicht einfach noch einmal eine Runde gedreht hat (ich habe das früher ab und an zum Spaß gemacht, wenn ich die Kinder im Auto hatte, war ein bisschen wie Karussell fahren), weiß nur er selbst und vielleicht mein Nervenarzt.
Ganz zum Schluss habe ich mich neulich gefragt, wozu es eigentlich bei großen Kreisverkehren zwei Spuren gibt. Weil ich noch nie jemanden gesehen habe, der die innere Fahrbahn benutzt. Auch sie ist zum Verkehr frei gegeben, ich versichere es Ihnen.