Motorsportjournalist Klaus Ridder traf Friedhelm Demandt auf dem Nürburgring

Friedhelm Demandt hat den Nürburgring mitgeprägt

-Geschäftsführer während der Bauzeit 1979-1984-

23.08.2017 - 11:36

Nürburgring. Auf der Jubiläumsfeier „90 Jahre Nürburgring“ traf man sich nach vielen Jahren wieder, Cav. Uff. Friedhelm Demandt, einst Geschäftsführer der Nürburgring GmbH von 1979 bis 1984 und seine damalige Sekretärin Marianne Genn. Beide haben insbesondere die Zeit des Neubaus der Grand-Prix-Rennstrecke mit geprägt.

Es gab viel zu erzählen, zumal beide heute noch mit dem Nürburgring eng verbunden sind.

Die Posten der Geschäftsführer wurden fast immer „politisch“ besetzt, eine Ausnahme machte da Friedhelm Demandt. Ich zitiere der Einfachheit halber aus dem Buch von Ministerialdirektor Dr. Horst Heldmann, Abteilungsleiter im Bundesverkehrsministerium (BVM), und zuständig für den Nürburgring: „Der neue Geschäftsführer sollte Friedhelm, genannt Friedel, Demandt sein. Ein Automo-bilkaufmann mit Erfahrungen als aktiver Motorsportler und im PR-Bereich. Ein Mann mit „Stallgeruch“, wie man sagt, und er sollte am 1.10.1979 den Nürburgring Chefsessel besteigen. Er würde sich darin nicht ausruhen können.“

Demandt war bekannter Rallyefahrer und hatte auch mehrere Male am 24h-Rennen teilgenommen. Er kannte also den Nürburgring aus der Sicht eines Rennfahrers. Er kam in der Zeit zum Ring, in der Neubau und die Einweihung des Grand-Prix-Kurses stattfanden.


Der „neue“ Ring


Die Rennwagen wurden schneller und schneller, die Rennfahrer selbst verlangten noch mehr Sicherheit und so erfolgte Anfang der 70er Jahre eine Verbesserung – man baute Sicherheitszonen und Leitplanken (anstelle der schon traditionellen Buchenhecken). Der Lauda-Unfall 1976 war dann aber das endgültige Aus für den klassischen alten Ring. Niki Lauda kam aus unbekannten Gründen von der Strecke ab, der Wagen fing Feuer. Niki Lauda wurde durch den nachfolgenden Rennfahrer Merzario aus den Flammen gerettet; wie durch ein Wunder kam er mit dem Leben davon. Die Brandverletzungen sind heute noch in seinem Gesicht zu erkennen.

Ein Neubau musste her! Aber ein solcher Neubau kostete viel Geld. Und am Geld scheiden sich oft die Geister. Die Bundesregierung war bis zu 50,5 Prozent am Nürburgring beteiligt, aber war an der Fortsetzung der Beteiligung nicht interessiert. Weder deutsche Motorräder noch deutsche Formel-1-Rennwagen kamen für Siege bei Weltmeisterschaftsläufen in Frage, noch gab es herausragende deutsche Fahrerpersönlichkeiten. Hinzu kam, dass der für die Abwicklung der Nürburgring-Beteiligung zuständige Ministerialbeamte im Bonner Bundesverkehrsministerium, Peter Reinhardt (Mitarbeiter von Dr. Heldmann), später Vorstandsmitglied bei der Deutschen Bahn AG, keine Begeisterung am Motorsport hatte. „Sollen doch diejenigen die Rennstrecke bauen, die daran Interesse haben, z.B. die Autoclubs, die Industrie oder die Motorsportfans selbst.“, so Reinhardt.


Planung für neuer Ring zu teuer


Als Demandt im Oktober 1979 sein Amt am „Ring“ antrat, lag bereits eine Planung für den Neubau von 6,61 km Streckenlänge vor. Er war notwendig geworden, weil nach dem schweren Unfall von Niki Lauda der Grand-Prix-Zirkus 1977 zum Hockenheimring abge-wandert war und für internationale Rennen wegen problematischer Streckensicherheit nicht mehr in Frage kam.

Nachdem Kostenschätzungen für die angedachte Streckenlänge von 6,.61 Kilometer weit über 100 Mio DM lagen, beauftragte der Aufsichtsrat. der Nürburgring GmbH (NG) Demandt im November 1979 eine Alternative mit Kosten innerhalb der vorgesehenen Bausumme von 73 Mio DM planen zu lassen. Schon im Januar darauf konnte Demandt dem Aufsichtsrat die Planung eines 4,51 Km langen neuen Grand-Prix-Kurses mit Anschluss an die Nordschleife präsentieren. Hier unterstützte ihn die Sachverständigen Kommission mit Vertretern des ADAC und AvD. Insbesondere wurde er unterstützt vom Rennfahrer Herbert Linge, dem Gründer der ONS-Sicherheitsstaffel und Ministerialrat Neußner vom BMV.

Die Kostenkalkulation ergaben einen Gesamtbauaufwand von 79 Mio DM. Die Finanzierungslücke von 6 Mio DM schloss die Initiative „Ja zum Nürburgring“ mit dem Vorsitzenden und ADAC-Präsidenten Otto Flimm. Die vom Bund als Gesellschafter gezahlten Anteile für das Bauprojekt, einschließlich einer anteiligen Abdeckung des Baukostenrisikos von 3,5 Mio DM, wurden durch die NG hochverzinslich angelegt.

Dank eines professionellen Baumanagements konnte die komplette Grand-Prix-Strecke innerhalb der vorgegebenen Kosten- und Zeitparameter im Mai 1984 feierlich eröffnet werden. Während der Bauzeit lief der Rennbetrieb auf der Nordschleife weiter, sogar mit einem Weltmeisterschaftslauf für Rennsportwagen (Gruppe C - 1000 KM-Rennen) weiter !


Aktiver Motorsportler


Friedhelm Demandt war in den 60er und Anfang der 70er Jahre aktiv am westdeutschen Motorsportgeschehen beteiligt. Bei den Läufen zur ADAC-Gaumeisterschaft, aber auch bei nationalen und internationalen Rallies war er mehrere Male Gesamt- oder Klassensieger.

Als Inhaber der internationalen Fahrerlizenz hat Demandt an nationalen und internationalen Wettbewerben teilgenommen. Das „Karussell der Könner“ – wie manche den Ring nennen – hatte es ihm schon angetan und seine fahrerische Leistungsfähigkeit herausgefordert, lange bevor seine berufliche Karriere ihn zum Leiter dieser Rennstrecke werden ließ.


Bis heute dem Motorsport verbunden


„Privat bin ich sogar sehr bodenständig. Hinter der Front muss Ruhe sein. Beruflich habe ich mich ständig weiter entwickelt und Herausforderungen gesucht“, erklärt Friedhelm Demandt – seit 1961 verheiratet, freundlich und verrät, dass er Stagnation überhaupt nicht mag. Dafür sprechen auch seine Hobbys Segeln, Tennis und Motorsport. . Auch Ehefrau Margarete hat ihn schon so manches Mal begleitet. Was das Besondere am Motorsport ist? „Die eigene Herausforderung. Man muss mit dem Kopf arbeiten, aber auch mit dem Herz dabei sein“, lautet die Antwort.

Friedhelm Demandt bevorzugt italienische Autos. Ob Land, Leute oder Küche – ohnehin hat der agile Großvater von zwei Jungs ein Faible für Italien. Als Präsident und Generalsekretär der deutsch-iItalienischen Wirtschaftsvereinigung wurde ihm für besondere Verdienste um die Republik Italien am 2.6.1999 – dem italienischen Nationalfeiertag – eine ganz besondere Ehre zuteil: Durch den damaligen Staatspräsidenten Carlo Azeglio Ciampi wurde Demandt im Rang eines „Cavaliere Ufficiale“ ausgezeichnet: „Cacaliere steht für Ritter, Ufficiale für Offizier – eine Art Ehrenlegion.“ Damit genießt der Deutsche in Italien gewisse Privilegien.

Demandt ist Träger des „Ehrenring des Nürburgring“, der Gauehrenadel des ADAC Nordrhein und des ADAC Sportabzeichen in Gold seit den 60er Jahren.

In Sachen Nürburgring ist Friedhelm Demandt weiterhin aktiv, so war er Mitbegründer der Initiative ‚Freunde des Nürburgrings‘ und jahrelang dessen Geschäftsführer. Noch heute ist der mittlerweile 78 jährige noch Mitglied im Vorstand.


Resümee


Es gibt viele Menschen, die den Nürburgring verbunden sind. Von Friedhelm Demandt kann man behaupten, dass er den Nürburgring mit geprägt hat.

Klaus Ridder, Nürburgring-Historiker, sucht Zeitzeugen und Bilder von den damaligen Fahrten auf dem Nürburgring: Klaus Ridder, Tel. (0 22 41) 1 20 18 63, E-Mail gefahrgutridder@t-online.de

Klaus Ridder

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