Erster Rheinbacher Römertag war trotz schlechten Wetters ein voller Erfolg

Heldenhafte Gladiatorenkämpfe zogen die Besucher in ihren Bann

02.09.2014 - 11:51

Rheinbach . Nicht nur die Gladiatoren standen knöcheltief im Matsch beim ersten Rheinbacher Römertag. Doch die Anziehungskraft der Veranstaltung war stark genug, um weit über 1.000 Besucher anzulocken, die den Regenschauern und der herbstlichen Kälte trotzten und sich vom historischen Spektakel begeistern ließen. Es gab einen bunten Reigen von Aufführungen, Spielen und Informationen über die Zeit der Römer und ihre Bedeutung für das Rheinland. Aber auch jede Menge Anschauungsmaterial zum Anfassen und vor allem für die Kinder eine Unmenge von Aktionen zum Mitmachen weckten Erinnerungen an das alte Rom.

Die Hauptattraktion war zweifellos die martialische Kämpfertruppe von der Gladiatorenschule „Amor Mortis“, die in der mit weichem Sand präparierten Arena ihre robuste Kampfeskunst demonstrierte. Gladiatorenbesitzer „Leonidas“ schickte nacheinander seine Männer in den Ring zum heldenhaften Zweikampf in verschiedenen Gladiatorengattungen. Zuerst waren die „Provocatoren“ an der Reihe, mit Rechteckschild und Kurzschwert sowie Beinschiene am linken Bein und Armschiene am rechten Arm. Es folgten die „Essedarii“ mit Brustschild, Kurzschwert und Wurflanze sowie eisernem Gladiatorenhelm, Bein- und Armschutz.

Besonders eindrucksvoll war der Auftritt des „Retiarius“, der mit Wurfnetz, Dreizack und Dolch gegen den „Secutor“ antrat. Da krachten die Schwerter metallisch aneinander, die Schilde schepperten und die Wurflanzen flogen surrend durch die Arena, dass einem angst und bange werden konnte um die Gesundheit der Gladiatoren. Doch auf die hatte der imposante „Summa Rudis“, der muskulöse Schiedsrichter, ein stets aufmerksames Auge. „Wir wollten den römischen Alltag wieder aufleben lassen und die Kultur der Römerzeit erlebbar machen“, erläuterte Lorenz Euskirchen, Vorsitzender des Veranstalters „Freundeskreis Römerkanal“, die Intention hinter dem Spektakel. Nach zwei Jahren Vorbereitungszeit wurde aus dem Freizeitpark für einen Tag eine „Oppidum Romanum“, eine römische Stadt, wie Vizebürgermeister Claus Wehage in seinem Grußwort feststellte. „Schließlich haben die Römer nicht nur Krieg und Eroberung in unserer Region gebracht, sondern auch die römische Kultur und zahlreiche Bauwerke, die wir noch heute bewundern.“


Überreste römischer Bauwerke beeindruckten die Besucher


Überreste davon waren auch beim Römertag zu bestaunen, etwa „Aquädukt-Marmor“ von der elf Meter hohen und 1.400 Meter langen Römerkanal-Brücke, die dereinst bei Lüftelberg stand. Die Frontinus-Gesellschaft stellte die Wasser- und Energieversorgung einst und jetzt einander gegenüber, und Geschäftsführerin Petra Fricke wusste: „Wir ziehen heute noch Nutzen aus dem Wissen von damals.“ Das bestätigt auch Diplom-Vermessungsingenieur Ralph Heiliger vom „IngenieurteamZwei“ aus Rheinbach, der Vermessungsinstrumente der Römer vorstellte. Die Römervilla in Blankenheim präsentierte Skizzen und Modelle von den Ausgrabungen anno 1894 sowie Ziegelsteine aus der Original-Hypokauste, der Warmluftheizung, die einst die Römervilla erwärmte.

2011 hatte das Amt für Bodendenkmalpflege beim Landesverband Rheinland die Überreste einer römischen Villa im Gewerbepark Nord in Rheinbach ausgegraben. Man habe Umfassungsmauern eines Wirtschaftsgebäudes mit einer Darre zum Trocknen von Getreide und zum Mälzen gefunden. Das Gebäude habe wahrscheinlich zu einer Villa Rustica, einem landwirtschaftlichen Gut, gehört, erläuterte die Archäologin Dr. Jennifer Morscheiser. Eine Reihe von Fundstücken aus diesen Ausgrabungen stellte sie in einer Glasvitrine vor. Die Villa habe wohl vom ersten bis zum vierten Jahrhundert nach Christus existiert, bis zum Einfall der Germanen im damals römischen Rheinland, vermutet Morscheiser.

Bei ihr beschäftigten sich die Kinder zudem mit dem römischen Windmühlenspiel, ähnlich dem heutigen Mühlespiel, oder sie schrieben wie einst die römischen Schüler ihre Namen mit Metallgriffeln auf Wachstafeln. Am Stand der Römerthermen Zülpich durften die Kinder Mosaiken selber legen, am Stand des Glasmuseums Rheinbach Glasmosaiken basteln und am Stand des Naturzentrums Eifel Nettersheim eine schwere Weizenmühle aus Stein bedienen, um das Mehl für ein Fladenbrot oder ein Müsli zu mahlen.


Schon im alten Rom gab es viele Schummler


Schon im alten Rom gab es viele Schummler beim allseits beliebten Würfelspiel, weshalb man sich schon damals den „Würfelturm“ ausgedacht hatte, der das Betrügen unmöglich machen sollte. An der Einkleidestation staffierten sich die Mädchen als römische Damen aus mit Stoffen aus gewebter Wolle, die mir Naturfarben eingefärbt waren. „Die Jungen rennen hier immer voller Begeisterung mit Schwertern, Schild und Helm durch die Gegend - wir wollten einmal etwas für die Mädchen tun“, so Claudia Hipplier-Born von der RömerWelt Rheinbrohl. Das Ankleiden war zur damaligen Zeit insbesondere für höher gestellte Personen wie Senatoren alles andere als einfach, das erfuhren die Kinder. Eine Toga an- oder auszuziehen - das ging nur mit einem Sklaven an seiner Seite. Und auch der Gang zur Toilette musste frühzeitig angekündigt werden, damit man mit dem Auswickeln rechtzeitig fertig war.

Mit dem von zwei Kaltblütern gezogenen und originalgetreu nachgebauten römischen Reisewagen fuhren die Besucher durch den Freizeitpark und kamen dabei auch am beeindruckenden Stand des Städtischen Gymnasiums vorbei, das die Ergebnisse seiner „Römer-Projektwochen“ präsentierte, ergänzt mit Arbeiten zur griechischen Mythologie. Die verschiedenen Jahrgangsstufen spannten einen weiten Bogen von der antiken Technik über den Tempelbau bis zur Theologie.

Artikel bewerten

rating rating rating rating rating
Kommentare können für diesen Artikel nicht mehr erfasst werden.
Stellenmarkt
Weitere Berichte

Gefährliche Aktion in Ahrbrück

Ahrtal: Raser gefährdet Fußgänger

Ahrbrück. Am Freitag, den 22. September 2023, ereignete sich gegen 23:30 Uhr in Ahrbrück eine Situation, die eine Gefährdung im Straßenverkehr darstellte. Der Fahrer eines grauen Audi setzte sein Fahrzeug in grob unangemessener und rücksichtsloser Weise ein, wodurch er mindestens zwei Fußgänger gefährdete. Zuvor hatte er im Abschnitt der Kesselinger Straße und der Denntalstraße mehrere Fahrzeuge mit erheblich überhöhter Geschwindigkeit überholt. mehr...

Glückliches Ende einer Vermisstensuche

Vermisstes Ehepaar wohlbehalten aufgefunden

Region. Am Mittag des 23.09.2023 fiel einer aufmerksamen Verkehrsteilnehmerin auf, dass ihr das Fahrzeug des seit dem 20.09.2023 vermissten Ehepaares aus St. Ingbert entgegenkam. Die Polizeibeamten aus Sankt Goarshausen und Lahnstein konnten das Fahrzeug außerhalb der Ortslage Dachsenhausen feststellen. Das Ehepaar hatte sich verfahren, war aber ansonsten wohlauf. Nach Begutachtung durch den Rettungsdienst... mehr...

Update 13:53 Uhr
Der Bopparder Klettersteig musste aufgrund der Angriffe gesperrt werden

Hornissen attackieren Kletterer: Fünf Verletzte

Boppard. Am Samstagmittag, den 23.09.2023, hat die Polizei in Boppard den Klettersteig im Bopparder Hamm gesperrt, nachdem Berichte über Hornissenangriffe eingegangen waren. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden mindestens fünf Kletterer mindestens einmal von Hornissen gestochen, was den Einsatz von Rettungswagen erforderlich machte. Glücklicherweise musste keine der behandelten Personen ins Krankenhaus gebracht werden. mehr...

 
Sie müssen angemeldet sein, um einen Leserbeitrag erstellen zu können.
 
LESETIPPS
GelesenNeueste
Kommentare

Geldautomat im Westerwald gesprengt

Werner Kremer:
...es war nur eine Frage der Zeit, dass es zur Sprengung dieses Geldautomaten kam........die Anbindung zur BAB, bzw. zu anderen nach "draußen" führenden Straßen, ist hier offensichtlich.......
Halbmigrant:
"...Staatsbürger mit Migrationshintergrund noch nicht eingerechnet." - Was soll uns das sagen? Genau solche Pauschal-Aussagen entlarven die Kerngedanken vieler Afd'ler... Damit bleibt der Haufen für Menschen mit Migrationshintergrund und Gehirn weiterhin unwählbar. Ich habe garantiert mehr Tradition,...
Amir Samed:
Polen hat, seit 2015 die Position eingenommen, dass keine illegal in die EU eingereisten, im Land Aufnahme finden, im Einklang mit nationalem und EU-Recht. Und nun gibt man der polinischen Bevölkerung die Möglichkeit, ihre Meinung zum EU-Migrationspakt und der Zuwanderung von Illegalen in die EU per...
Herbert Knebel:
Und weil die AFD genauso kein Konzept hat, wird halt solange weitergemacht bis der letzte Glauben an alle Parteien weg ist, bis dahin reiben sich einige aus dem Hause Schwab die Hände. Will man ja alles nicht verstehen was so abläuft, ist aber alles gewollt. Wie sollte man das auch im dem Freiluftzirkus...
Kai. S:
In letzter Konsequenz sollte man ggf. auch alle Autos & Busse aus der Stadt verbannen. Bordsteinkanten abflachen, alle Fenster zumauern und Fahrradfahren erst ab 21 Jahren erlauben. Wurden die Bäume eigentlich schon gefällt? Es soll Kinder geben welche auf Bäume klettern. :-)...
aktuelle Beilagen
Inhalt kann nicht geladen werden

 

Firma eintragen und Reichweite erhöhen!
Service