Vor 140 Jahren begann eine neue Zeit

Im Jahr 1877 wurde der Verschönerungsverein gegründet

14.07.2017 - 09:53

Bad Breisig. Ehrenamtliche Initiative im Bereich der Fremdenverkehrs-Förderung hat einst Niederbreisig aus dem Dornröschen-Schlaf geweckt. Die am 13. August vor 140 Jahren erfolgte Gründung des Niederbreisiger „Verschönerungsvereins“ läutete den Aufbruch der bis dahin ausschließlich landwirtschaftlich geprägten Gemeinde zum Luftkurort und damit zum Touristen-Magnet ein. Aufschlussreich ist der Bericht vom 16. August 1877 in der „Ahrweiler Zeitung“, dem einstigen Amtsblatt des Kreises Ahrweiler. Unter der Rubrik „Niederbreisig“ schreibt der Verfasser in damals üblicher Ausdrucksweise: „Auch in unserer Gemeinde folgt man dem schönen Beispiel anderer Orte. Nachdem zur Hebung hierorts gar manches geschehen, ja unter anderem ein prachtvolles Gesellschafts - Local erbaut wurde, das eine weitere Zierde unseres Rheinstromes bildet, hat sich gestern auf Anregung und unter dem Vorsitz unseres Herrn Bürgermeisters Esser, auch ein Verschönerungsverein constituiert, an dessen Lebensfähigkeit kaum zu zweifeln sein dürfte. Gerne sei es hier erwähnt, dass ein Auswärtiger, sich bei uns nur vorübergehend aufhaltender Herr, zur Gründung eines solchen Vereins unserem Herrn Bürgermeister bar 1000 Mark übergeben, was für Letzteren eine willkommene Gelegenheit, den schon früher angeregten Verschönerungsverein alsbald ins Leben zu rufen. Der gedachte Verein vollzog nun auch die Wahl eines provisorischen Vorstandes, und die Mitglieder zahlten sofort die vorgeschlagenen Beiträge an den zum Rendanten gewählten Rentner Herr Börstinghaus hierselbst. Möge der so junge Verein seine Thätigkeit entfalten und recht Ersprießliches schaffen!“ Zur Erläuterung: Das erwähnte „Gesellschaftshaus“ war das von der Freimaurer-Loge errichtete Haus „Rheinau“, das ein halbes Jahrhundert später auf Umwegen das Niederbreisiger „Kurhaus“ wurde. Bürgermeister Esser konnte bei der Versammlung im Hotel Bender 15 angesehene Breisiger Bürger als Gründungsmitglieder des Verschönerungsvereins gewinnen, darunter Franz Bachem und dessen Sohn Peter Josef Bachem (aus der Steinhauerei Bachem), Philipp Bender, die Bürger Börstinghaus, Brabender, Cramer, Dinget, Dreesen, Heymann, Lövenich, Niederée, Rick, Schmitz, Schoop, Tillmanns, Zenter, dazu noch acht auswärtige Interessenten. Der erwähnte Spender von 1000 Mark war der Hausgast Tillmanns aus Elberfeld; er wurde zugleich Mitglied im neuen Verein. Dank verfügbarer Mittel konnte der Verein sofort seine Arbeit aufnehmen. Wanderhütten wurden errichtet, Anlagen geschaffen, Waldwege planiert, Bänke aufgestellt. Aus zeitgenössischen Berichten erfahren wir: „Im Mai 1878 nahm der Verein die Weihe der Mooshütte samt Aussichtspunkt auf der Wilhelmshöhe vor. Fünf Jahre später kam es zur Einweihung einer Schutzhütte auf der Augustenhöhe. Die Anpflanzung der Linden am Rheinufer erfolgte 1893, der Bau eines Serpentinenwegs zum Haan 1894. Dort folgte die Erstellung einer Blockhütte 1897. Ein Jahr darauf erfolgte eine Ausschilderung der Spazierwege und Aufstellung weiterer Ruhebänke. 1904 wurde ein Badehaus am Rheinufer erstellt. 1908 kam es zum Ausbau des Weges Augustenhöhe zur Schoosheide. 1908 kam es zur Gründung des Verkehrsvereins, dem gleich 113 Mitglieder angehörten. Ein Jahr später kam es zur Einweihung einer vereinseigenen Schiffs-Landebrücke. 1912 schuf Josef Schlösser, der letzte Werkmeister der Steinhauerei Bachem, die erste Wegekarte als Hilfe für die Wanderer. Mit der Erbohrung des Geyr-Sprudels durch Quellenforscher Peter Lang wurde ein neues Zeitalter gestartet: Der „Luftkurort“ wurde „Badeort“. 1920 kam es zum Zusammenschluss des Verschönerungsvereins mit dem Verkehrsverein, und der Aufbau bekam neuen Schwung. Graf Taveggi, der Jagdherr im Breisiger Ländchen, stiftete dem Verein 1000 Reichsmark. Damit formte und bestückte man 1924 die Sitzgruppe „auf dem Planken“ (hinter der Pergola am Rhein). Mitglieder des VV gründeten 1926 die „Kurbad GmbH“ und schufen damit die wirtschaftliche Grundlage für den Ankauf des Kurhauses samt Kurpark - Signal weiteren Aufschwungs. Kinderspielplätze entstanden und weitere Spazierwege wurden angelegt und ausgeschildert. 1927 wurde der gewaltige Mariensprudel erbohrt, Voraussetzung für die Mineralwasserfabrik BRONNI 33. Die Freibäder Schuh entstanden – Motor für die gesamte Kommune. Große Wanderwege wurden einrichtet, so Richtung Hohe Acht und Maria Laach. Der befestigte Leinpfad wurde angelegt und bepflanzt. Entlang der Grabenstraße (über dem alten Wehrgraben) entstand 1937 eine Allee, und die Rheinallee wurde bepflanzt und mit Bänken bestückt. Alles in Niederbreisig schien im Aufwärtstrend – bis der Krieg alle Illusionen zerstörte. Aber bis dahin hatte die 1877 erfolgte Gründung des „Verschönerungsververein“ die Wandlung des Bauerndorfs in einen Touristenort längst angestoßen und seine Aufgabe erfüllt; der Fortschritt lag über Jahrzehnte in Händen des rührigen Verkehrs- und Verschönerungsvereins (VV) und war nicht mehr zu bremsen. Heute sind die Aufgaben des VV mit denen der Werbegemeinschaft des quellenstädtischen Einzelhandels verflochten; die Vorstände arbeiten gemeinsam daran, die wichtigsten Rand-Aufgaben des Fremdenverkehrs-Ortes zu erfüllen. Den Respekt vor den Gründern des VV sollte man bewahren – ihnen sollte man in der Erinnerung ein Denkmal setzen, denn ihnen ist vieles von dem Positiven zu verdanken, das heute unsere Quellenstadt so liebenswert macht. FA

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