Polcher Männerchor 1906/1947 sieht optimistisch in die Zukunft

„Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit“

17.04.2018 - 16:18

Polch. Am 27. Mai 1906 wurde der Männergesangverein Maiengruß Polch gegründet. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gehörten 50 aktive Sänger dem Verein an. Alles begann mit der Einweihung des Kriegerdenkmals auf dem Friedhof, um den Gefallenen der Kriege aus dem 19. Jahrhundert zu gedenken. Da der Verein während des Zweiten Weltkriegs verboten worden war, kam es im Mai 1947 zu einer Neugründung. Um dem ehemaligen Männergesangverein einen etwas moderneren Anstrich zu verleihen, nahm der Verein am 9. Januar 1998 auf Vorschlag von Erich Scherhag einen neuen Namen an und firmiert seitdem als „Polcher Männerchor 1906/47“. Seit sage und schreibe 38 Jahren wirkt der heute 76-jährige Bernd Strang als Vorsitzender. In einem Interview beschreibt er die Sorgen und Nöte des Chors.

Viele Männergesangvereine klagen über Nachwuchsprobleme. Müssen sich die Polcher Bürger Sorgen machen?

Strang: Im Moment verfügen wir über etwa 40 aktive Sänger im Alter von 40 bis 90 Jahren sowie über etwa 200 inaktive Mitglieder. Besonders freut uns natürlich, dass Ehrenmitglied Josef Tullius, mein Vorgänger im Amt des Vorsitzenden, immer noch dabei ist. Er ist im November des vergangenen Jahres 90 Jahre alt geworden. Mit unserer Altersstruktur können wir zufrieden sein, es sind nicht so viele ältere Sänger, die uns in der nahen Zukunft wegbrechen.

Den Männergesangverein oder jetzt den Männerchor gibt es seit mittlerweile 112 Jahren. Wie lange existiert er noch?

Strang: Das ist eine gute Frage. 20 Jahre hält er sich auf jeden Fall noch, da bin ich mal Optimist. Und die Hoffnung stirbt zuletzt. Von daher bin ich zuversichtlich, auch im Hinblick auf die Bevölkerungsentwicklung unserer Stadt von ehemals 3500 auf derzeit etwa 7500 Einwohner, dass wir noch einige gesanglich interessierte Männer dazugewinnen können. Es wird kurz- und mittelfristig unser Ziel sein, durch Werbung und durch unsere gesanglichen Leistungen gezielt interessierte Sänger für den Chor zu gewinnen. Heutzutage sind mehr die Vereine wie der VfB oder die TG gefragt, die Möglichkeiten zur körperlichen Ertüchtigung bieten. Unsere Aufgabe ist es, die Leute dahin zu führen, dass sie sich mehr für kulturelle Themen interessieren.

Viele Chöre treten in gemischter Form auf, um dem Personalmangel die Stirn zu bieten. Wäre das auch eine Alternative?

Strang: Nein, wir wollen ein reiner Männerchor bleiben. Wird es uns durch die geplante Werbung gelingen, Männer für den Chor zu begeistern, werden wir auch zukünftig in dieser Form auftreten. Ein gemischter Chor könnte für die jungen Männer gefährlich werden.

Wie sieht es mit der gesanglichen Entwicklung im Verein aus?

Strang: Hervorragend, wir haben in der jüngeren Vergangenheit ja auch zahlreiche Auszeichnungen erhalten. Unser Chorleiter Marco Herbert aus Wirges im Westerwald ist mit seinen gerade mal 37 Jahren schon seit 14 Jahren bei uns. Der Chorleiter-Wechsel war Gold wert für uns. Marco Herbert leitet zehn bis zwölf Chöre und hat für uns sowohl zeitgenössisches Liedgut wie „Am Brunnen vor dem Tore“ als auch modernes Liedgut wie „Mit 66 Jahren“ im Repertoire. Getreu dem Motto: Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit.

In welcher Form wird Werbung betrieben, um neue Mitglieder zu gewinnen?

Strang: Alle zwei Jahre gibt es im Forum, wo wir auch jeden Freitag von 20.15 bis 21.30 Uhr proben, ein Konzert, das seit der Neugründung des Vereins im Jahr 1947 schon zur Tradition geworden ist. Im September 2018 heißt es „Gesang und Wein“, es handelt sich um die erste Veranstaltung dieser Art. Ein Männer- und ein Frauenchor präsentieren als Gastchöre ihr Liedgut, zwei qualifizierte Winzer von der Mosel und von einem anderen Anbaugebiet kredenzen ihre Weine. Zudem steht jedes Jahr das gemeinsame Weihnachtskonzert auf dem Programm, das vom Musikverein initiiert wurde. Der Kirchenchor, der Musikverein, der spirituelle Chor und wir arbeiten Hand in Hand für den guten Zweck. Es kommen immer um die 1000 Euro zusammen. Jahrelang wurden die Spenden für andere kirchliche Notwendigkeiten gebraucht. Seit drei Jahren aber werden Sitzauflagen für die Kirchenbänke angeschafft.

Haupteinnahmequelle ist für den Polcher Männerchor seit jeher die Kirmes…

Strang: Das ist lange nicht mehr so wie früher, es wird immer schwieriger, die Kirmes, die wir seit 1948 mitgestalten, auszurichten. Es fing alles an mit der Gefallenenehrung und dem Frühschoppen, seit 38 Jahren gibt es den Zeltbetrieb mit Auf- und Abbau sowie Bedienung. Das ist immens viel Arbeit für 35 Helfer. Die Unkosten steigen von Jahr zu Jahr, die gesamte Entwicklung ist rückläufig. Die Älteren, die sich traditionell verhalten haben, sind weggestorben. Heute kocht jeder sein eigenes Süppchen. Aufwand und Ertrag stehen in keinem Verhältnis. Eine Aufgabe steht für uns aber nicht zur Diskussion, solange es sich einigermaßen rechnet. Um irgendwelchen Gerüchten vorzubeugen: Wir entscheiden zunächst darüber, wann wir diese Veranstaltung nicht mehr betreiben. Die Stadtverwaltung wird darüber frühzeitig informiert. Da uns Stadtbürgermeister Gerd Klasen ideell unterstützt, sehe ich die Polcher Kirmes als eine wichtige kulturelle Veranstaltung, die auch in der Verantwortung des Polcher Männerchors gut aufgehoben und weiterhin gesichert ist.

Wie lange wird Bernd Strang noch Vorsitzender bleiben?

Strang: Anfang 2020 ist definitiv Schluss. Das sage ich zwar schon seit vielen, vielen Jahren, aber es soll meine letzte Kampagne sein. In der heutigen Zeit will aber niemand mehr seine Freizeit für das Ehrenamt opfern. Das Amt des Zweiten Vorsitzenden hat im Januar 2018 Dirk Krohmann übernommen, er bringt sich mit vielen neuen Ideen ein. Ich bin mal guter Dinge, dass da ein Nachfolger heranreift. Auch im Vorstand ist eine gute Zusammenarbeit gewährleistet.

Wie würde ein Fazit nach 40 Jahren als Vorsitzender aussehen?

Strang: Es ist wahnsinnig viel Arbeit, aber es macht auch ungeheuer viel Spaß. Ich mache mir viele Gedanken über den Fortbestand des Vereins und versuche, die Zugezogenen ins Vereinsgeschehen zu integrieren. Diese Arbeit begleitet mich Tag für Tag, sie hält mich aber körperlich und geistig fit. Manchmal ist es eine Sisyphusarbeit: 40 Mann haben 40 verschiedene Charakteren, jedem Anliegen willst du Rechnung tragen und jeden anhören. Der eine ist so, der andere ist so veranlagt. Wenn ich kein Vorsitzender mehr bin, mache ich Spaziergänge mit dem Hund und verbringe meine Zeit als Rentner in der Hoffnung, noch viele Jahre unterwegs zu sein.

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