„Zeitsprünge“ der Stadt Mayen auf historischen Fotos entdeckt
Hans Schüller stellte neuen Bildband vor
Mayen. „Ich muss ihnen Hans Schüller nicht wirklich vorstellen“, begrüßte Anne Keuser als Filialleiterin die zahlreich erschienenen Gäste in den Räumen der Mayener Buchhandlung Reuffel. Es ist nun einmal sehr attraktiv und etwas ganz Besonderes, die Entstehungsgeschichte eines Buches versehen mit außergewöhnlichem Detailwissen vom einem in diesem Fall bekannt versierten Autor selbst zu hören oder bei Bildbänden auf interessante Einzelheiten hingewiesen zu werden. Hans Schüller ist ein profunder Kenner der Geschichte seiner Stadt und der Region. Er ist Vorsitzender des Geschichts- und Altertumsvereins, Stadtplaner und Autor mehrerer Publikationen und Bildbände zu diesem Themenkreis. Mit „Zeitsprünge“ stellte Schüller jetzt sein neuestes Werk der Öffentlichkeit vor.
Auf über 120 Seiten stellt Hans Schüller mehr als 50 historische Bilder aus teilweise seltenen Perspektiven aktuellen Fotografien aus dem gleichen Blickwinkel gegenüber. Beeindruckend dabei ist die Erkenntnis, dass die Fotografie erst um die Mitte des 19. Jahrhunderts praxistauglich wurde und erste Fotos aus dem Mayener Stadtbild etwa um das Jahr 1880 von heute noch lokal bekannten Fotografen wie Rudolf Böhm, den Geschwistern Carl und Lina Sinemus oder Heinrich Pieroth gemacht wurden. Und da kommen dann die entdeckten „Zeitsprünge“ ins Spiel. Hans Schüller gelingt es, auf den wenigen erhalten geblieben Bildern bauliche Elemente zu entdecken des Mittelalters, der frühen Neuzeit, der Gründerzeit bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Selbst einem sich aufmerksam durch die Stadt bewegenden Einwohner ist es vielfach unmöglich, noch bauliche Reste des Mittelalters zu entdecken, wie es bei der Stadtbefestigung, dem Brücken- und Obertor sowie dem Mühlen- und Vogelsturm noch möglich ist. Vom Wittbender Tor sind nur noch unscheinbare Reste verblieben, und die Klosteranlage an der Clemenskirche ist längst Vergangenheit. Verheerende Brände in den Jahren 1556 und 1780 sowie die verschiedensten kriegerischen Auseinandersetzungen haben das Stadtbild immer wieder stark verändert. Vom Alten Posthof, der oft gemalt und seinerzeit ein begehrtes Fotomotiv war, ist nichts geblieben. Die Weißergasse, das Haus Arche oder das imposante Gebäude des alten Ostbahnhofs kennen nur noch ältere Mitbürger. Besonders interessant bei den bildlichen Gegenüberstellungen des seinerzeitigen und des heutigen Anblicks sind besondere „Fußnoten“. Diese ergänzen mit Detailfotos und Skizzen die jeweils ausführlichen und fundierten Texte zu den gezeigten Bildern. Fachlich geht der Autor dabei auch auf „sichtbar“ werdende Begriffe wie beispielsweise die Traufschwenkung ein.
Der neueste Bildband von Hans Schüller ist nicht nur etwas für ältere und ausschließlich in Erinnerungen schwelgende Mitmenschen. Es könnte ein sehr interessantes und lehrreiches Erlebnis möglicherweise gerade für Neubürger sein, sich mit dem Buch in der Hand zu verschiedenen aktuellen Stellen in der Stadt zu begeben und direkt vor Ort interessante Details aus der Historie zu erfahren. Bestimmt ist der Bildband auch ein willkommenes Weihnachtsgeschenk für alle, die - aus welchen Gründen auch immer - ihre Heimatstadt verlassen haben.